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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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bebten. Es dauerte eine Weile, bis er weitersprechen konnte. »Es war meine Entscheidung, den Leichnam des Mannes nach Manaus zu schicken.«
Auf einmal wurde Nathan bewusst, wen er da vor sich hatte. »Padre Batista?« Dies war der Missionsleiter, der auch Gerald Clark gefunden hatte.
Der hoch gewachsene Brasilianer nickte. »Möge Gott mir verzeihen.«
Nate führte Garcia Luiz Batista von den schwarzen Ruinen des Dorfes fort zu den unberührten grünen Feldern. Er stellte sich vor und geleitete den Mann zur Kirche. Als er an einem verschwitzten, rußgeschwärzten Ranger vorbeikam, bat er ihn, die O’Briens in die Kirche zu schicken.
Mit einem knappen Kopfnicken ging der Ranger davon.
Nate geleitete den Padre die Holztreppe hinauf und durch die Doppeltür. Im Innern der Kirche war es dunkel und kühl. Lackierte Holzbänke säumten den Gang, der zum Altar und dem großen Kruzifix aus Mahagoni führte. Im Raum hielten sich nur wenige Menschen auf. Ein paar Indianer lagen erschöpft auf dem Boden und den Bänken. Nate führte den Missionar bis ganz nach vorn und ließ ihn auf der ersten Bank Platz nehmen.
Der Mann ließ sich auf die Holzbank fallen, den Blick aufs Kruzifix gerichtet. »Es ist alles meine Schuld.« Er senkte den Kopf und hob die gefalteten Hände.
Nathan schwieg und ließ dem Mann einen Moment Zeit zur Besinnung. Die Kirchentür schwang auf und Frank und Kelly traten ein. Professor Kouwe war bei ihnen. Alle drei waren von Kopf bis Fuß mit Asche bedeckt. Nathan winkte sie zu sich.
Als sie zu ihnen traten, hob Padre Batista den Kopf. Nathan übernahm die Vorstellungen. Anschließend setzte er sich neben den Padre. »Erzählen Sie mir, was passiert ist. Wie kam es zu dem Feuer?«
Garcia blickte die anderen an, dann seufzte er schwer und senkte den Blick auf seine Füße. »Das habe ich meiner eigenen Kurzsichtigkeit zuzuschreiben.«
Kelly nahm an seiner anderen Seite Platz. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie leise.
Nach einer Weile fuhr der Padre fort. »An dem Abend, als der arme Mann aus dem Wald auftauchte, machte mir ein Schamane der Yanomami Vorwürfe, weil ich den Fremden in der Mission aufgenommen hatte. Er sagte, der Leichnam des Mannes müsse verbrannt werden.« Der Padre blickte Nathan an. »Wie hätte ich das tun sollen? Er hatte doch bestimmt eine Familie. Vielleicht war er sogar Christ.«
Nate tätschelte ihm die Hand. »Sicher.«
»Aber ich hätte den Aberglauben der Indianer nicht so leichtfertig abtun sollen. Ich hatte zu großes Vertrauen in ihre Bekehrung zum Christentum. Sie sind sogar getauft.« Der Padre schüttelte den Kopf.
Nate nickte. »Es war nicht Ihre Schuld. Manche Überzeugungen sind zu tief verwurzelt, um sie mit einer Taufe wegwaschen zu können.«
Padra Batista sackte noch weiter in sich zusammen. »Anfangs lief alles gut. Der Schamane war zwar noch erbost über meine Entscheidung, den Leichnam nicht zu verbrennen, fand sich aber schließlich damit ab, dass er aus dem Dorf verschwunden war. Das schien ihn zu besänftigen.«
»Und was geschah dann?«, fragte Kelly.
»Eine Woche später erkrankten zwei Kinder aus dem Dorf an Fieber. Das war nichts Neues. Solche Erkrankungen kommen hier häufig vor. Der Schamane aber meinte, das Fieber sei auf den Fluch des Toten zurückzuführen.«
Nate nickte. Dergleichen hatte auch er schon erlebt. Bei den meisten Indianerstämmen wurden Symptome aller Art nicht ausschließlich als Folge einer Verletzung oder Erkrankung betrachtet, sondern häufig auf den Fluch des Schamanen eines Nachbardorfes zurückgeführt. Derlei Anschuldigungen konnten zu handgreiflichen Auseinandersetzungen führen.
»Ich konnte ihn einfach nicht davon abbringen. In den folgenden Tagen erkrankten drei weitere Kinder, eines davon aus dem Shabano der Yanomami. Im Dorf herrschte eine angespannte Atmosphäre. Ganze Familien packten vor lauter Angst ihre Sachen und flohen. Nachts hörte man Getrommel und Gesang.« Garcia schloss die Augen. »Über Funk forderte ich Hilfe an. Als vier Tage später von Junta ein Arzt eintraf, wollten die Indianer ihre Kinder jedoch nicht untersuchen lassen. Der Yanomami-Schamane hatte die Oberhand gewonnen. Ich flehte sie an, sich helfen zu lassen, doch sie weigerten sich. Stattdessen überließen sie die Kleinen der Obhut des Hexendoktors.«
Nathan zuckte bei der Erwähnung des Wortes zusammen. Er blickte Professor Kouwe an, der Nate mit einem angedeuteten Kopfschütteln bedeutete, er solle schweigen.
Der Padre fuhr fort: »Gestern

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