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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Abend starb dann eines der Kinder. Im Dorf brach lautes Wehklagen aus. Um sein Versagen zu bemänteln, erklärte der Schamane, das Dorf sei verflucht. Er forderte alle zum Fortgehen auf. Ich versuchte nach Kräften, die Panik zu dämpfen, aber die Dorfbewohner hörten nur noch auf den Schamanen. Kurz vor dem Morgengrauen legte er mit mehreren Yanomami Feuer an ihr eigenes Rundhaus und floh dann in den Dschungel.« Garcia weinte nun unverhohlen. »Dieses … dieses Monstrum hat die kranken Kinder im Haus gelassen. Sie sind bei lebendigem Leib verbrannt.«
Der Padre schlug die Hände vors Gesicht. »Da nur noch wenige im Dorf waren, breiteten sich die Flammen rasend schnell aus. Wären Sie nicht gekommen und hätten mitgeholfen, hätten wir alles verloren. Die Kirche und die Tiere.«
Nathan legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Verzweifeln Sie nicht. Wir helfen Ihnen beim Wiederaufbau.« Er blickte fragend Kellys Bruder an.
Frank räusperte sich. »Selbstverständlich. Wir werden ein Kontingent Ranger und Wissenschaftler hier zurücklassen, wenn wir in den Dschungel aufbrechen. Ich gehe davon aus, dass sie als Gäste gern bereit sind, mit den Helikoptern Material einzufliegen und beim Wiederaufbau des Dorfes mit anzupacken.«
Der Padre fasste daraufhin wieder ein wenig Mut. »Gott segne Sie.« Er wischte sich die Augen und schnäuzte sich.
»Wir werden tun, was in unserer Macht steht«, versicherte ihm Kelly. »Aber auch für uns ist Zeit kostbar, Padre. Wir wollen die Spuren des Toten zurückverfolgen, ehe sie noch mehr verwischt werden.«
»Gewiss, gewiss …«, meinte Garcia erschöpft und erhob sich. »Ich werde Ihnen berichten, was ich weiß.«
Die Unterhaltung währte nur kurz. Der Padre führte sie am Altar vorbei in die Gemeinschaftsräume der Kirche. Den Speisesaal hatte man in eine provisorische Krankenstation für die von Rauchvergiftung Betroffenen umgewandelt, doch anscheinend war keiner von ihnen ernstlich verletzt. Garcia schilderte ihnen, wie er ein paar Indianer dazu überredet hatte, die Spur des Toten zurückzuverfolgen, für den Fall, dass er noch Begleiter bei sich gehabt hatte. Die Fährte führte zu einem der Nebenflüsse des Jarurá. Ein Boot wurde nicht gefunden, doch führten die Spuren offenbar am Ufer des Nebenflusses entlang und verschwanden in westlicher Richtung in den abgelegensten Gebieten des Regenwaldes. Weiter hatten sich die indianischen Spurenleser nicht vorgewagt.
Kelly lehnte sich an ein Fenster, das auf den Garten hinter der Kirche hinausging. »Könnte uns jemand den Nebenfluss zeigen?«
Garcia nickte. Er hatte sich mittlerweile das Gesicht gewaschen und wirkte schon wesentlich gefasster. Seine Stimme und seine Haltung hatten wieder an Festigkeit gewonnen; offenbar hatte er den ersten Schock überwunden. »Henaowe, mein Assistent, wird Sie hinbringen.« Er zeigte auf einen kleinen Indianer.
Nathan bemerkte überrascht, dass es sich um einen Yanomami handelte.
»Er ist der einzige Yanomami, der hier geblieben ist«, meinte Garcia seufzend. »Die Liebe zu Jesus Christus, unserem Herrn, hat also wenigstens einen von ihnen erlöst.«
Der Padre winkte seinen Gehilfen näher und unterhielt sich mit ihm auf Yanomami. Nathan staunte, wie gut der Priester die Sprache beherrschte.
Henaowe nickte zustimmend, doch Nathan sah die Angst in seinen Augen. Taufe hin oder her, der Mann wurde noch immer von abergläubischen Vorstellungen beherrscht.
Die Gruppe ging wieder nach draußen, wo sich die feuchte Hitze wie eine nasse Wolldecke auf sie legte. Sie schlugen einen Bogen um die gelandeten Hubschrauber und stellten fest, dass die Ranger in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen waren. Auf dem Boden waren schwer bepackte Rucksäcke aufgereiht. Hinter jedem Rucksack stand ein Ranger.
Captain Waxman inspizierte seine Männer und die Ausrüstung. Als er die Neuankömmlinge bemerkte, straffte er sich. »Wir sind bereit zum Aufbruch und warten bloß auf Ihr Zeichen.« Waxman war in den Vierzigern und ein Soldat, wie er im Buche stand: versteinertes Gesicht, breite Schultern, die Einsatzuniform scharf gebügelt. Sogar das Haar hatte er sich abrasiert.
»Wir sind jetzt fertig«, sagte Frank. »Wir haben jemanden, der uns zur Fährte bringen wird.« Er wies mit dem Kinn auf den kleinen Indianer.
Der Captain nickte, dann wandte er sich schneidig um. »Gepäck aufnehmen!«, befahl er seinen Männern.
Kelly führte die Gruppe zu einer weiteren Reihe von Rucksäcken, die jeweils etwa halb so groß

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