Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
die winzigen Muskeln ihren Kalciumvorrat aufbrauchen, zum Erliegen kommen wird.«
Lauren atmete ein paarmal tief durch, um ihre Gedanken zu sammeln. »Andererseits muss die Gewebemasse hoch organisiert sein, um einen solchen Reflex zu entwickeln.«
»Hoch organisiert, in der Tat. Ich werde sie herauslösen und schnellstmöglich Mikroschnitte anfertigen lassen.« Stanley richtete sich auf. »Aber ich dachte mir, dass Sie das zuvor gern mit eigenen Augen sehen würden.«
Lauren nickte. Ihr Blick wanderte vom Gehirntumor zum Arm des Toten. »Da kommt mir eine Idee«, murmelte sie.
»Was meinen Sie?«
Lauren vergegenwärtigte sich, wie der Tumor gezuckt hatte. »Die große Zahl der Teratome und der hohe Differenzierungsgrad dieses speziellen Tumors könnten mit dem Mechanismus in Verbindung stehen, der bewirkt hat, dass Clarks Arm nachgewachsen ist.«
Der Pathologe kniff die Augen zusammen. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
Lauren wandte sich ihm zu, froh darüber, etwas anderes vor sich zu sehen als diesen verwüsteten Körper. »Natürlich ist das bloße Spekulation – aber könnte es sich bei dem Arm nicht um ein voll ausgewachsenes Teratom handeln?«
Stanley hob die Brauen. »Sie meinen, um eine Form von kontrolliertem Krebswachstum? Um einen lebenden, funktionsfähigen Tumor?«
»Warum nicht? Schließlich haben wir uns alle auf ganz ähnliche Weise entwickelt. Ausgehend von einer einzigen befruchteten Zelle hat sich unser Körper durch rasche Zellteilung gebildet, die durchaus Ähnlichkeiten mit Krebs aufweist. Bloß haben sich diese Zellen zu den entsprechenden Geweben differenziert. Ich meine, ist das nicht das Ziel der Stammzellenforschung? Kontrolliertes Wachstum zu ermöglichen? Herauszufinden, was die eine Zelle zur Knochenzelle, die Nachbarzelle zur Muskelzelle und die nächste zur Nervenzelle werden lässt?« Lauren blickte auf Gerald Clarks Leichnam nieder, nicht mehr voller Grauen, sondern staunend. »Vielleicht sind wir ja der Lösung dieses Problems ganz nahe …«
»Und wenn wir dem Mechanismus auf die Spur kommen …«
»Würde dies das Ende der Krebserkrankungen bedeuten und die ganze Medizin revolutionieren.«
Stanley schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner blutigen Arbeit zu. »Dann können wir bloß hoffen, dass Ihr Sohn und Ihre Tochter mit ihrer Suche erfolgreich sind.«
Lauren nickte und wandte sich zum Gehen. Sie sah auf die Uhr. Es wurde allmählich Zeit für die Konferenzschaltung. Lauren blickte sich ein letztes Mal zu Gerald Wallace Clarks sterblichen Überresten um. »Irgendetwas ist dort im Dschungel«, murmelte sie vor sich hin. »Aber was?«
       
    7. August, 18.32 Uhr Amazonas-Dschungel
    Kelly stand etwas abseits von den anderen und versuchte die Neuigkeiten zu verdauen, die ihre Mutter ihnen mitgeteilt hatte. Sie blickte in den Dschungel hinaus, wo die Heuschrecken und Flussfrösche ihr Ständchen darbrachten. Der Feuerschein drang nur ein paar Meter weit in die schattigen Tiefen des Waldes ein. Dahinter verbarg der Dschungel seine Geheimnisse.
    In der Nähe war eine Gruppe von Rangern damit beschäftigt, die Bewegungsmelder zu installieren. Die im Umkreis des Lagers aufgestellten Lasersensoren sollten die Annäherung größerer Raubtiere melden.
    Kelly blickte zum dunklen Wald hinter den Rangern. Was war Agent Clark dort draußen zugestoßen?
Als sie angesprochen wurde, schreckte sie zusammen.
    »Schauerliche Neuigkeiten, fürwahr.«
    Kelly schaute sich um und erblickte Professor Kouwe. Wie lange stand er schon hinter ihr? Der Schamane hatte es offenbar nicht verlernt, sich geräuschlos über den Dschungelboden zu bewegen. »J-ja«, stammelte sie. »Ausgesprochen verstörend.«
    Kouwe holte seine Pfeife hervor, stopfte sie und zündete sie voller Behagen an. Aromatischer Tabakduft hüllte sie ein. »Was halten Sie von der Theorie Ihrer Mutter, die Krebsgeschwülste und der nachgewachsene Arm könnten miteinander in Beziehung stehen?«
    »Die Hypothese ist reizvoll … und vielleicht gar nicht so abwegig.«
»Wie das?«
Kelly rieb sich den Nasenrücken und sammelte ihre Gedanken. »Bevor ich von den Staaten losflog, habe ich zur Vorbereitung eine Literaturrecherche zum Thema Regeneration gemacht.«
»Hmm …, sehr klug. Im Dschungel können Vorbereitung und Wissen über Leben und Tod entscheiden.«
Kelly nickte und fuhr fort, froh darüber, ihre Gedanken jemandem mitteilen zu können. »Bei der Recherche stieß ich auf einen interessanten Artikel in den Proceedings of the

Weitere Kostenlose Bücher