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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Spielzeug in Aktion erleben, um nichts anderes ist es ihm gegangen! ›Rakurai‹, was für ein Scheiß!
    Er bemerkte, dass sich seine Hand gefährlich um den Steuerknüppel des Schwebeboots verkrampfte. Trotz der Einstellungen der Leistungsregler, die seine PICA-Körperkraft im Zaum hielten, konnte er immer noch die Steuerung beschädigen, wenn er sich nur ein wenig anstrengte, und Merlin zwang sich dazu, sich zu entspannen.
    Es fiel ihm … wirklich schwer.
    Aus seiner aktuellen Höhe konnte er dank seiner leistungsgesteigerten Sehkraft trotz der Dunkelheit mühelos erkennen, wie die kinetische Bombardierung eine annähernd kreisförmige Zone von mehr als achtzehnhundert Kilometern Durchmesser in Stücke gerissen hatte. Und das nicht nur einmal. Nimue hatte reichlich Zeit gehabt, mit Hilfe von Owls Analysesoftware die Berichte der SNARCs durchzuarbeiten, die sie an den Ort dieses längst vergangenen Massenmordes ausgeschickt hatte. Schon anhand der überlappenden Krater war offensichtlich, dass Langhorne drei Wellen künstlicher Meteore über diesen Kontinent hatte hinwegrasen lassen. Und Alexandria selbst hatte er noch gründlicher zerstört. Dort waren mindestens fünf Wellen kinetischen Bombardements kreuz und quer über die Landschaft gerast. Selbst jetzt noch, fast acht Jahrhunderte später, war sogar aus Merlins derzeitiger Höhe die gemarterte, zerstörte Ruine einer Landschaft nur zu deutlich, schmerzhaft deutlich, erkennbar.
    Aber er hat nicht alle umgebracht, nicht wahr?, rief sich Merlin ins Gedächtnis zurück. Oh nein! Er brauchte ja zumindest einige, die Zeugnis von dieser Zerstörung ablegten, nicht wahr! Und genau das hatte Langhorne auch getan. Einer einzigen Siedlung hatte er die Zerstörung erspart, sodass die verängstigten Bewohner wie betäubt berichten konnten, welcher Regen feuriger Blitzschläge – die Rakurai Gottes – Shan-wei und ihre gefallenen Gefährten für ihre Boshaftigkeit gestraft hatte. Die ›Erzengel‹, die danach wie die Greifvögel auf dieses Dorf der Überlebenden herabgestoßen waren, hatten sie fortgebracht und die einzelnen Familien in andere Städte und Dörfer auf ganz Safehold verschleppt. Offiziell hieß es, sie seien verschont worden, weil sie, anders als ihre Gefährten auf diesem Kontinent, der Sünde abhold geblieben seien. So wie Lot und seine Familie bei der Zerstörung von Sodom und Gomorrah verschont geblieben waren, hatte man auch sie verschont, weil sie Gott und den Gesetzen, die Er offenbart hatte, treu geblieben waren. In Wahrheit hatte man sie nur verschont, damit sie Zeugnis von der Kraft und der gewaltigen Macht von Gottes Zorn ablegen konnten … und auch vom Schicksal all derjenigen, die sich gegen Seinen Stellvertreter auf Safehold stellten: den Erzengel Langhorne.
    Es hatte keinen konkreten Grund gegeben, warum Merlin hierher geflogen war. Nein, den gab es nicht. Er hatte bereits gewusst, was hier geschehen war, hatte schon die Bilder gesehen, die seine SNARCs ihm übermittelt hatten. Einen richtigen Unterschied zwischen diesem Bildmaterial und dem, was Nimue Albans elektronischer Geist jetzt mit seinen eigenen künstlichen Augen sah, gab es nicht. Und es gab ihn eben doch. Oh ja, es gab ihn.
    PICAs waren darauf programmiert, alles tun zu können, wozu ein Mensch fähig war, und entsprechend ›natürlich‹ zu reagieren: mit einer entsprechenden Veränderung der Mimik, passend zu den Emotionen desjenigen, der diesen PICA steuerte – es sei denn, derjenige, der diesen PICA steuerte, würde das mit einer entsprechenden Einstellung ausdrücklich unterdrücken. Merlin hatte sich nicht entsprechend eingestellt, denn diese natürlichen, wie automatisch erfolgenden Reaktionen waren, ebenso wie die Narben, die Nimue ganz bewusst an diesem künstlichen Körper erzeugt hatte, ein notwendiger Bestandteil, um seine ›Mitmenschen‹ davon zu überzeugen, er sei tatsächlich ein echter Mensch. Und: elektronisches Analogon hin oder her, vielleicht ist ›Merlin‹ tatsächlich immer noch ein Mensch, sinnierte sein kybernetisches Gehirn, als es bemerkte, dass ihm eine Träne über die Wange rollte.
    Er ließ das Schwebeboot in der Luft stehen, hoch über der Landschaft, in der einst dieses Massaker geschehen war, das für ihn erst vor wenigen Monaten stattgefunden hatte. Eigentlich blieb er auch nicht lange, auch wenn es ihm deutlich länger vorkam. Er blieb gerade lange genug, um das zu tun, wofür er gekommen war – die Toten zu beklagen und ihnen zu

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