Operation Beirut
sagte Levi dem Mann an der Rezeption. Ich denke, ich gehe noch einmal hin.
Bau eine Legende auf, sagte sich Levi. Eine Erklärung für alles außer dem letzten Akt. Aber der Mann an der Rezeption bedachte ihn noch einmal mit dem gleichen Blick. Die Augen des Türstehers folgten ihm bis auf die Straße. Der Taxifahrer fragte ihn zweimal, wo er hinwollte. Bin ich drauf und dran, verrückt zu werden?, überlegte Levi. Oder bin ich dem Untergang geweiht?
Dieses Mal nahm er einen anderen Weg durch den Souk. An den Teppichhändlern vorbei, die ihm zuriefen, als er vorüberging. Boukhara. Qom. Tajik. Wie ein verbaler Atlas des Nahen Ostens. Die wollten wenigstens mit ihm ins Geschäft kommen. An den Messinghändlern vorbei, die Töpfe, Pfannen und Aschenbecher feilboten. Am Goldsouk vorbei mit seinen kleinen Buden, wo jeder der knickrigen Händler sein Vermögen am Körper trug – wie eine in ihrem Haus eingebettete Schnecke.
Er kam in die Gegend des Kästchenhändlers. Sein Herz hämmerte; er fühlte das Schlagen seines Pulses gegen das Armband seiner Uhr. Ich schaffe es nicht, sagte er sich. Es ist immer noch Zeit umzukehren, ins Hotel zurückzugehen, mit dem Auto an die Grenze und in die Freiheit zu fahren. Aber natürlich ging er weiter.
Als der Händler Levi sah, hüpfte er von einem Bein aufs andere. Natürlich freute er sich: Ein Ausländer, der sich umschaut und am nächsten Tag wiederkommt, zahlt
vier
mal so viel, wie die Ware wert war.
«Je retourne», sagte Levi.
«Spezialpreis!», sagte der Händler und fuhr sich mit der Zunge übers Zahnfleisch.
«Ja», sagte Levi. «Sehr gut.» Er sah sich um. Der Souk war fast menschenleer, obwohl es Mitte Vormittag war. Hatten sie ihn abgeriegelt, damit die Leute die Verhaftung nicht mitbekämen? Das war dumm. So arbeiteten die hier nicht. Aber wer war der Mann im grauen Anzug, der auf der anderen Seite Kinkerlitzchen verkaufte? War er am Tag zuvor auch schon da gewesen? Es spielte keine Rolle. Es war zu spät.
«Sehr spezieller Preis», sagte der Händler und zupfte Levi am Ärmel. Er begleitete Levi nach drinnen und ließ ihn stöbern, während er sich die Hände rieb.
Levi nahm sich die Kästchen langsam und bedächtig vor. Keine Fehler diesmal. Da war der Tiger. Da war das Pferd. Diesmal drehte er jedes der Kästchen um, da er sich überlegt hatte, dass das Motiv auch auf dem Boden sein könnte. Nein, nein. Das Herz wollte ihm versagen. Nein, nein, nein, nein. Zehn Minuten verbrachte er jetzt schon damit, die Kästchen zu inspizieren. Der Händler wurde langsam ungeduldig. Levi hatte alle durch, ohne zu finden, wonach er suchte.
Draußen stöberte ein Mann herum. Scheiße!
Levi sah den Händler an. Der Mann erwartete einen Verkauf. Er würde etwas kaufen müssen. Fast schon zu spät kam ihm der Gedanke.
«Mehr Kästchen?», fragte er leise. «Haben Sie nicht noch mehr Kästchen?»
«Mehr?», fragte der Händler.
«Ja», zischte Levi. Ja, du skrofulöser, läuseverseuchter alter Bastard! Mach schon und hol die anderen Schachteln.
Der Händler verschwand in einem Wandschrank im hinteren Teil des Ladens, der nur aus einem Raum bestand. Er tauchte mit vier Kästchen wieder auf, die ebenfalls mit Perlmuttintarsien verziert waren. Eines zeigte die Große Moschee zu Mekka und den Stein der Kaaba! Ein spezielles Kästchen für saudische Kundschaft. Ein weiteres zeigte eine nackte Houri. Große Brüste und schlaffer Bauch. Eines zeigte die Flagge von Palästina, was das Kästchen subversiv machte.
Und eines hatte einen Elefanten obenauf.
Levi täuschte Interesse für das Kästchen mit der nackten Frau vor. Er sah sie sich genau an. Dann das mit dem Elefanten. Dann die nackte Frau. Dann nahm er den Elefanten in die Hände.
«Wie viel?», fragte Levi.
Der Händler sah ihn durch fast geschlossene Augenlider hindurch an. Was wusste er? Dass ein Ausländer gerade das eine Kästchen kaufen wollte, aus hundert anderen. Dass er auf einem Kästchen bestand, das er erst gestern hereinbekommen hatte und auf dem noch nicht einmal ein Preisschild klebte.
«Wie Sie wollen», sagte der Händler. Das war der altehrwürdige Beginn einer Verhandlung mit einem Ausländer. Lass ihn das erste Gebot machen, denn in seiner Nervosität wird er fast mit Sicherheit zu viel bieten.
Levi dachte einen Augenblick nach. Er wollte ein vernünftiges Gebot machen, aber er hatte keine Ahnung, was das Kästchen tatsächlich wert war.
«Fünfzig», sagte Levi. «Fünfzig Pfund.»
Der
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