Operation Beirut
Botschafters das Wort ab. «Um neun Uhr!»
Mrs.Wigg erhob sich von der Couch und lächelte Jane zähneknirschend zu.
«Ich freue mich darauf», sagte sie; sie ließ Jane und Bianca Garrett auf der Couch zurück und kümmerte sich um ihre anderen Gäste.
Jane wartete darauf, dass die ältere Frau etwas sagte; als von dieser Seite nichts kam, ergriff sie selbst das Wort.
«Bianca …», begann sie.
«Binky», korrigierte die andere Frau. Sie tätschelte sich das Haar, das sich wie ein steifer Helm um ihren Kopf legte.
«Sind Sie schon lange in Beirut, Binky? Wir sind eben erst angekommen.»
«Ich kann Ihnen sagen, dass Sie ziemliches Glück haben», sagte Mrs.Garrett.
«O ja», sagte Jane. «Beirut gefällt uns sehr gut.»
«Ich meine wegen des Tennis», sagte die ältere Frau. «Sie brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, ob Sie gut spielen. Sie spielt fürchterlich. Aber es ist ein guter Start für Sie.» In ihrer Stimme schien ein Hauch von Eifersucht mitzuschwingen.
«Und Sie sind noch nicht einmal eine von uns», fügte Mrs.Garrett hinzu.
«Verzeihen Sie», sagte Jane. «Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.»
«Ach, nun kommen Sie», sagte Binky und lehnte sich mit einem verschwörerischen Flüstern zu Jane hinüber. «Jeder hier weiß doch, dass Tom kein Beamter des Auswärtigen Amtes ist. Das ist kein Geheimnis, und warum sollte es auch eines sein? Sie sind hier unter Freunden.»
Jane errötete so heftig, dass es ihr vorkam, als stünden ihre Wangen in Flammen.
«Sie haben wirklich schreckliches Glück, dass Toms Chef nicht hier ist. Der Dicke, dieser Hoffman. Er ist ein Ekel. Und seine Frau Gladys ist gar noch schlimmer. Ich habe gehört, sie hat einen Abschluss von einer Sekretärinnenschule. Keiner von uns hier mag die Hoffmans. Er ist so
laut
.»
Jane räusperte sich.
«Sieh mal einer an!», bemerkte Bianca Garrett zu sich selbst, als hätte sie eben ein Rätsel gelöst. «Deshalb sind Sie wahrscheinlich auch hier! Weil Frank Hoffman nicht hier ist.»
Jane Rogers, deren Unbehagen von Minute zu Minute wuchs, winkte einen Kellner heran.
«Ich will Ihnen etwas verraten, meine Liebe», flüsterte Bianca Garrett. «Ich habe selbst einmal für Sie-wissen-schon-wen gearbeitet, als Chiffrierkraft in Lagos und Addis Abeba. Da habe ich auch meinen Phil kennengelernt.» Sie zwinkerte mit dem Auge und nahm sich einen weiteren Drink von dem Silbertablett, das der Kellner soeben herbeigetragen hatte.
«Glauben Sie also ja nicht, dass ich nicht weiß, wie der Hase läuft», fuhr Binky fort. «Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. In einem Posten wie diesem hier, wo das gesellschaftliche Leben den halben Spaß ausmacht, sollten Sie auf keinen Fall abseits stehen und sich nur an Ihre kleine Gesellschaft aus dem fünften Stock halten. Treten Sie ja nicht gegen den Botschafter an. Und um Himmels willen, legen Sie sich nicht mit seiner Frau an.»
Jane, die noch nie auch nur einer Menschenseele außerhalb der Agentur gegenüber zugegeben hatte, womit ihr Mann seinen Lebensunterhalt verdiente, stammelte einige Worte und wechselte das Thema.
«Wir sind auf der Suche nach einem guten Arzt für die Kinder», sagte sie liebenswürdig. «Könnten Sie uns nicht jemanden empfehlen?»
Mit einem weiteren Augenzwinkern rezitierte Binky eine Liste von annehmbaren praktischen Ärzten.
Schließlich läutete die Glocke zum Essen. Als sich Binky Garrett von der Couch erhob, lehnte sie sich, etwas unsicher auf den Beinen, an Jane und gab ihr einen letzten Rat mit auf den Weg.
«Hier sieht zwar alles recht zivilisiert aus», sagte sie. «Aber Sie sollten nicht vergessen, dass schon hinter dem nächsten Hügel die Indianer lauern. Auf der Suche nach Skalps. Und weißen Frauen!»
Sie stürzte ihren Drink hinunter, und schon war sie fort.
Während des Dinners saß Rogers zwischen der Frau des libanesischen Armeegenerals und der Gattin des französischen Geschäftsträgers. Beide Damen begannen unverzüglich, auf ihn einzureden, kaum dass man sich gesetzt hatte, und flirteten den großen und attraktiven Amerikaner, der eben erst in der Stadt eingetroffen war, aufdringlich an.
Das Protokoll befolgend, wandte Rogers sich an die Frau des libanesischen Generals. Sie war dem christlichen Teil der libanesischen Gesellschaft entsprungen: Tochter einer großen Familie, die einen Teil der libanesischen Berge beherrschte. Sie kleidete sich wie in Ost-Beirut üblich, sah aus wie eine kunstvolle
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