Operation Beirut
Direktor reiste mit Stil. Er nahm seine Frau mit, Tennisschläger, Smoking, Hausrock, Golfschläger und einen Reflektor für das Sonnenbad am Swimmingpool. Außerdem brachte er einige Sekretärinnen, Kryptographen, Leibwächter und – zur Unterstützung bei den Leuten vor Ort – den Chef der Nahost-Abteilung der Geheimen Dienste, Mr.Edward Stone, mit.
Sie drängten sich alle miteinander in eine komfortable 707 der Luftwaffe, eine Maschine aus der Flotte, die höchsten Regierungsbeamten für Auslandsreisen zur Verfügung stand. Diese spezielle Maschine wurde wegen ihrer fehlenden Fenster «die Röhre» genannt; und aus diesem Grund wurde sie auch von den meisten anderen der hohen Tiere gemieden. Dem Direktor jedoch war sie die liebste; er hielt sie für behaglich. Innen war die Maschine wie ein kleines Apartment angelegt, mit Bett, Wohnzimmer, Küche, Wohndiele; im vorderen Teil gab es ein ausgefeiltes Kommunikationssystem auf dem neuesten Stand der Technik.
Die Israelis waren vom Kommen des Direktors entzückt und schienen eifrig darauf bedacht, die Araber zu schmähen. Der israelische Luftverkehrskontrollturm in der Nähe von Tel Aviv tat den kühnen Schritt, mit der Maschine des Direktors Funkkontakt aufzunehmen, als diese noch in Amman auf dem Boden stand, und eine Route vorzuschlagen, welche die Maschine schnurstracks westwärts über den Jordan gebracht hätte. Die Jordanier waren über diese Verletzung der Funkverkehrsregeln außer sich und schickten als Geste des Protests einige Jäger in die Luft. Die jordanischen Jäger umkreisten für einige Minuten den Flughafen von Amman, kehrten aber demütig wieder auf den Boden zurück, als die Israelis Alarmstart für eine Schwadron F-4-Phantoms gaben.
Der Pilot der 707 wies den israelischen Flugplan mit der Begründung zurück, die palästinensischen Guerillas zu beiden Seiten des Flusses könnten versuchen, die Maschine abzuschießen. Er entschied sich für die etwas längere, aber beträchtlich sicherere Route über Syrien und den Libanon hinaus nach Zypern und dann in einem Bogen über das Mittelmeer nach Israel.
Der Chef des Mossad, Natan Porat, erwartete die Maschine des Direktors auf einem Militärflughafen in der Nähe von Tel Aviv. Auch der Stationschef der CIA aus der Amerikanischen Botschaft war da. Es herrschte kurz Verwirrung darüber, welchen Wagen der Direktor nehmen sollte: den vom Mossad zur Verfügung gestellten oder den der CIA -Station. Die Israelis hatten einen glänzenden neuen Mercedes geschickt, die Station einen etwas heruntergekommenen Lincoln Continental. Zögernd entschied sich der Direktor für den Lincoln.
Der Direktor stieg im Sheraton von Tel Aviv, direkt am Strand, ab, schickte seine Frau mit der Gattin des Botschafters zum Einkaufen, überfuhr Stone in einem Satz Tennis, duschte und rasierte sich; dann machte er sich auf den Weg zu einem formellen Treffen mit den Israelis. Er trug seinen üblichen grauen Nadelstreifenanzug, der ihn in Tel Aviv aus der Menge hob wie einen Besucher von einem anderen Stern.
«Es ist uns ein Vergnügen, unsere Freunde in unserer Mitte willkommen zu heißen», sagte Natan Porat.
Er saß in einem kleinen Konferenzraum im Hauptquartier des Mossad in der Nähe des Bahnhofs. Außer ihm waren noch der Direktor, Stone und der stellvertretende Chef des Mossad, Avraham Cohen, dabei.
Porat sah auf seine Art noch amerikanischer aus als der Direktor. Er trug einen blauen Anzug, eine gestreifte Krawatte und schwarze Schuhe. Er hätte auch ein Bestattungsunternehmer von der feinsten Sorte sein können, wäre da nicht die Plastikbrille gewesen. Porat repräsentierte das neue Israel. In Amerika geboren, war er 1946 als Teenager nach Palästina ausgewandert und hatte im Unabhängigkeitskrieg gekämpft. Er war noch vor seinem zwanzigsten Geburtstag in den israelischen Sicherheitsdienst eingetreten.
Porat, scharf wie ein Rasiermesser, hatte sich den perfekten Hintergrund mitgebracht, um sich abzuheben: Avraham Cohen, klein, freundlich, onkelhaft, vertrauenerweckend. «Ein Willkommen unseren Freunden», sagte Cohen. «So nennen wir bei uns die CIA . ‹Die Freunde›. Wussten Sie das?»
«Das wusste ich nicht», sagte der Direktor.
«Ist aber wahr. Die Briten nennen Sie ‹die Cousins›. Aber wir halten Sie für unsere ‹Freunde›.»
«Nun denn», sagte der Direktor und sah sich nach etwas um, mit dem er hätte anstoßen können. Da er nichts fand, legte er die Hand aufs Herz. «Es tut gut, unter
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