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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Ihre Veranstaltung», sagte Rogers über das Dröhnen des Busses hinweg.
    «Was?», fragte Levi.
    «Der Libanon. Er gehört jetzt euch. Wir haben uns zurückgezogen. Israel hat sämtliche Spieler.»
    «Wir haben einige», räumte Levi ein. «Wir haben die Christen.»
    «Denen kommen Sie gerade recht», meinte Rogers und musste an einige seiner alten Kontakte denken.
    «Aber Sie haben ja auch einige Spieler», sagte Levi.
    «Zum Beispiel?»
    «Die Palästinenser.»
    «Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe», sagte Rogers mit leicht zusammengekniffenen Augen.
    «Ach, nichts», antwortete Levi.
    Sie gingen schweigend nebeneinanderher; jeder der beiden Männer versuchte dahinterzukommen, was der andere mit jedem Stückchen dieser entnervenden Unterhaltung hatte sagen wollen. Es war, als wollten sie sich auf ein Schachspiel einlassen mit nichts als Bauern auf dem Brett.
    «Wofür genau sind Sie eigentlich beim Mossad zuständig?», fragte Rogers. «Wenn Sie mir die Frage gestatten.»
    «Ein bisschen für dies, ein bisschen für das», sagte Levi. «Aber hauptsächlich beschäftige ich mich mit den Palästinensern.»
    «Ich kenne mich ein wenig mit den Palästinensern aus.»
    «Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst, Mr.Rogers.»
    «Sie müssten doch dieser Tage ziemlich beschäftigt sein.»
    «Womit?», fragte Levi.
    «Mit Camp David.»
    «Nicht so beschäftigt, wie Sie vielleicht glauben», sagte Levi. «Meiner Meinung nach ist weniger daran, als es von außen aussieht.»
    «Wie das?», wollte Rogers wissen.
    «Verstehen Sie mich nicht falsch. Wir sind hocherfreut darüber, endlich einen Friedensvertrag mit den Ägyptern zu haben. Aber alles Übrige, was etwa die Palästinenser anbelangt, ist bedeutungslos. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass unsere Regierung nicht im Traum daran denkt, den Palästinensern in Judäa und Samaria eine neue Heimat zu geben. Aber ich bin sicher, Sie verstehen das, oder nicht? Sie wissen sehr wohl um die Feindseligkeit unserer neuen Regierung gegenüber den Palästinensern.»
    «Was wollen Sie mir damit sagen?»
    «Lediglich, dass die neue Regierung gewillt ist, die extremsten Maßnahmen zu ergreifen.»
    Was meinte er damit? Rogers ließ es dabei bewenden. Er wartete ab, bis sich in Levis Fragen ein Muster abzuzeichnen begann, aber alles, was er bis jetzt erkannte, war, dass er, Rogers, das Ziel für irgendetwas darstellte. Der Israeli versuchte ihm eine Botschaft zu übermitteln. Aber worin bestand sie?
    Sie erreichten den Trafalgar Square. Auf den Statuen hatten sich die üblichen Heerscharen von Tauben versammelt, die mit der üblichen Masse an Touristen um den zur Verfügung stehenden Platz rangen. Rogers sah sich nach einem Flecken um, an dem man sich hätte setzen können, aber jeder freie Platz war voller Taubendreck. Er nahm eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot Levi eine an. Der Israeli nahm an. Rogers zündete ein Streichholz an und schützte es mit der hohlen Hand vor dem Wind. Er steckte Levis Zigarette an, dann die seine. Sie setzten ihren Spaziergang die St. Martin’s Lane hinauf fort.
    «Mr.Rogers», sagte Levi. «Ich würde gerne etwas zur Sprache bringen.» Er räusperte sich.
    Na also, dachte sich Rogers. Jetzt kommt’s!
    «Es gibt da einen Palästinenser, für den wir uns ganz speziell interessieren.»
    Rogers’ Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. «Ach ja? Um wen handelt es sich?»
    «Er heißt Jamal Ramlawi. Er ist der Chef des Nachrichtendienstes der Fatah.»
    «Ich weiß, wer er ist», sagte Rogers. «Was ist mit ihm?»
    «Sie wissen doch, dass wir ihn für das Massaker in München verantwortlich machen, oder?»
    «Ja», sagte Rogers. «Aber das ist jetzt sechs Jahre her. Ich dachte, das wäre alles längst vorbei.»
    «Nicht für uns.»
    «Was soll das heißen?»
    «Ramlawi steht immer noch ganz oben auf unserer Liste.» Rogers sah ihn neugierig an. Warum wollen sie ihn unbedingt kriegen? Warum gerade jetzt? Und warum fragen sie ausgerechnet mich um Erlaubnis? Das alles hatten wir doch schon einmal, und sie kennen die Antwort. Die Antwort ist Schweigen. Was wollen sie von mir hören? «Nein! Lasst ihn leben! Er gehört zu uns!» Ebendas konnte Rogers, den Spielregeln gemäß, nicht sagen.
    Rogers setzte ein undurchdringliches Lächeln auf.
    «Tatsächlich?», antwortete er ausdruckslos. «Immer noch ganz oben auf Ihrer Liste, was?»
    «Ja.»
    «Um welche Art von Liste könnte es sich dabei handeln?»
    «Sie wissen, wovon ich spreche,

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