Operation Beirut
Pyramiden-Straße, wo die Huren den ganzen Tag über arbeiten. Gehen Sie hinein und bleiben Sie bei einem der Mädchen, solange Sie nur können. Geben Sie ihr ein Trinkgeld, sodass sie sich an Sie erinnert. In der Tasche des Jacketts müsste Geld sein.
Wenn Sie nach Beirut zurückkommen, wird Fuad Kontakt mit Ihnen aufnehmen. In der Zwischenzeit versuche ich herauszufinden, was hier passiert ist.
Irgendwelche Fragen?»
Jamal sah Rogers an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Er schüttelte schweigend den Kopf. In seinen Augen sah man den Respekt des Berufskollegen und so etwas wie Ehrerbietung; der Blick eines jungen Offiziers, der seinem Vorgesetzten gehorcht. Rogers öffnete entschlossen die Tür und spähte in den Korridor. Es war niemand zu sehen.
«Machen Sie schon!», sagte er, und schon war Jamal fort.
Rogers wartete eine Viertelstunde und folgte dann demselben Fluchtplan. Nur dass er wegen seines Alibis nicht ins Bordell in die Pyramiden-Straße ging. Er ging in die Amerikanische Botschaft.
Vier Tage später gelang es der Kairoer Station, von ihrem besten Agenten innerhalb des ägyptischen Mukhabarat einen Bericht zu dem Zwischenfall in Heliopolis zu bekommen. Der Schaden war geringer, als Rogers befürchtet hatte. Es war das Apartment gewesen, das man beobachtet hatte, nicht Rogers oder Jamal. Wegen eines Schnitzers aufseiten der Kairoer Station war die sichere Wohnung nicht so sicher, wie sie es hätte sein sollen.
Der Mukhabarat hatte Fotografien von jedem, der das Gebäude betreten hatte. Man hatte im Fall von Rogers eine vorläufige Identifizierung vorgenommen, da sich die Ägypter an ihn noch aus seinen Tagen im Süd-Jemen erinnerten. Die andere Person, die in der einfachen arabischen Kleidung gekommen war und das Gesicht verhüllt hatte, bereitete ihnen mehr Kopfzerbrechen. Auf den Bildern war kaum etwas zu erkennen.
Die Ägypter hatten vorläufig angenommen, Rogers habe sich mit einem Mitglied der «Ikhwan Muslimin», der Moslemischen Bruderschaft, getroffen, die verbittert gegen das Nasser-Regime opponierte. In Kairo und Alexandria waren in den letzten vierundzwanzig Stunden ein halbes Dutzend Mitglieder der Ikhwan verhaftet worden. Man hatte sie gefoltert, um Informationen über die Kontakte der Gruppe zur CIA zu bekommen. Einige waren unter Beteuerung ihrer Unschuld gestorben.
Rogers hasste Schnitzer. Das vermasselte Treffen in Heliopolis ging zwar nicht auf sein Konto, aber das war nur ein geringer Trost. Er hatte Pech gehabt. Rogers, der an das Glück glaubte, sah sich nicht gerne als einen Unglücksraben.
Das Schlimmste an einer verpatzten Operation war die Manöverkritik, die unweigerlich folgte. Der Zwischenfall in Heliopolis zog eine Kette von Anfragen, Memoranda und Empfehlungen nach sich. Marsh höchstpersönlich kam nach Beirut und Kairo geflogen und brachte eine Woche damit zu, jeden, der ihm über den Weg lief, zu befragen und zu maßregeln. Die Leute von der Gegenspionage schickten ihren eigenen Mann, der eine gesonderte Untersuchung durchführte. Ein großer, geradezu leichenhaft magerer Mann, der ungewöhnlich geheimnisvoll tat und in den unpassendsten Augenblicken vom Forellenfischen redete. Man nahm an, dass er einen eigenen Bericht verfasste, aber niemand bekam je einen zu Gesicht.
Gegen Ende Mai hatte sich der Staub zu legen begonnen. Der Schaden war beträchtlich; Rogers hoffte jedoch, dass er sich in Grenzen hielt, da er um die Operation fürchtete.
Die erste Frage, die sich die Spezialisten stellten, war die, ob Rogers’ Tauglichkeit als Führungsoffizier im Nahen Osten durch die vorläufige Identifizierung in Heliopolis zerstört worden war. Die Antwort lautete nein. Die Ägypter und die Sowjets hatten Rogers schon vor Jahren als Nachrichtenoffizier eingestuft; jetzt hatten sie eben einen Beweis mehr.
Die zweite Frage war, ob Jamals Kontakt zur CIA aufgedeckt worden war. Aber sämtliche Informationen, die bei der Agentur eingingen, deuteten darauf hin, dass die Ägypter tatsächlich der Meinung waren, Rogers habe sich mit einem Mitglied aus dem moslemischen Untergrund in Ägypten getroffen. Der Umstand, dass es dem Mukhabarat unmöglich war, Material aufzutreiben, das eine solche Beziehung bestätigte, schien ihnen nur noch mehr Sorgen zu bereiten.
Die dritte Frage war, wie die Adresse der konspirativen Wohnung aufgeflogen war. Handwerkliche Pfuscherei. Ein ägyptischer Unterstützungsagent hatte, wie sich herausstellte, die Wohnung von einem Mann gemietet,
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