Operation Beirut
moslemische Bräute gaben in der übervölkerten Lobby ihre Hochzeitsempfänge und erröteten bei den vom Chor zum Besten gegebenen Geschichten aus der Hochzeitsnacht. Das Hotel war der Ort, an dem sich ganz Kairo traf, um seine gesellschaftlichen Kontakte zu pflegen.
Rogers kam einen Tag vor dem Treffen an und übte sich darin, die Überwachungsteams des Mukhabarat abzuschütteln; jene kleinen Männer in den ausgebeulten Anzügen, die in Trauben vor dem Hotel herumlungerten. Er stellte bald fest, dass dies kein Problem war, und überlegte sich, ob Jamal vielleicht doch recht gehabt hatte.
Am Tag des Treffens schlüpfte Rogers zur Hintertür des Hotels hinaus und ging einige Häuserblocks die Kasr-el-Nil-Straße bis zum Talaat-Harb-Platz, wo er sich ein Taxi heranwinkte. Er ließ das Taxi nach Dokki auf der anderen Seite des Flusses fahren. Dort hielt er an, sah sich nach Überwachern um und nahm dann ein anderes Taxi zurück ins Zentrum. Dort wechselte er noch einmal die Autos, bevor er sich in Richtung Heliopolis bewegte. Als er schließlich in der Nähe der sicheren Wohnung ankam, ließ er sich vom Taxifahrer einen Häuserblock vor seinem eigentlichen Ziel absetzen und ging den Rest des Wegs zu Fuß, wobei er zweimal stehen blieb, um nach kleinen Männern in ausgebeulten Anzügen Ausschau zu halten.
Jamal traf ganz nach Plan eine Stunde später ein. Rogers erkannte ihn kaum. Er war wie ein «bawab» angezogen, ein bescheidener Türsteher; er trug eine schmutzige graue «gallabija», kotige Ledersandalen und einen turbanartigen Schal, der seinen Kopf und den größten Teil seines Gesichts bedeckte. Er bot einen Anblick voller Widersprüche: das dunkle, glänzende Haar und die schönen Filmstargesichtszüge in die Lumpen eines Bettlers gehüllt. Rogers fand die Aufmachung etwas komisch und sagte ihm das.
«Ich rechne mit dem Snobismus der Geheimpolizei», sagte Jamal. «Denen würde nicht im Traum einfallen, dass es sich lohnen könnte, einen, der so angezogen ist, zu verfolgen.»
«Ich hoffe, Sie haben recht», sagte Rogers und trat ans Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen, um eine Überwachung von der anderen Straßenseite her zu verhindern, was den Raum trotz der Mittagszeit fast völlig verdunkelte. Rogers zog den Vorhang ein wenig zur Seite. Die Straße sah ruhig aus. In dem Gebäude auf der anderen Seite der Straße sah er Frauen und Kinder. In einer der Wohnungen saß ein junger Mann allein am Fenster, las in einer Zeitung und schaute hin und wieder müßig aus dem Fenster. Er sah harmlos aus. Rogers ließ den Vorhang wieder los.
Er bot Jamal einen Whisky an. Der Palästinenser lächelte und lehnte ab; Tee wäre ihm lieber. Einige Minuten lang tauschten sie Belanglosigkeiten aus. Jamal schien versessen darauf, endlich zum Geschäft zu kommen. Aus den Falten seiner dreckigen Galabija zog er zwei Blatt Papier, die dicht mit arabischen Schriftzeichen bedeckt waren, und reichte sie Rogers mit einer schwungvollen Gebärde. Die Zurückhaltung, die er in Kuwait an den Tag gelegt hatte, war verschwunden.
«Der Alte Mann schickt den Vereinigten Staaten seine Grüße», sagte Jamal.
Rogers legte als Zeichen des Dankes seine Hand aufs Herz.
«Was steht auf diesen Papieren?», fragte er.
«Das ist ein Teil unserer Sicherheitszusammenarbeit», sagte Jamal, immer noch strahlend.
«Erzählen Sie mir etwas darüber», bat Rogers. Das Tonbandgerät war eingeschaltet. Er wollte eine Aufzeichnung für Stone.
«Wir geben euch die Namen von acht Leuten, die sich zurzeit in einem Ausbildungslager im Süd-Libanon aufhalten. Es handelt sich um vier Palästinenser, zwei Deutsche und zwei Italiener. Sie studieren dort Techniken, die man bei Flugzeugentführungen benutzen könnte. Die Volksfront für die Befreiung Palästinas unterhält das Lager, aber einer der Ausbilder arbeitet für uns.»
«Warum geben Sie uns diese Informationen?», fragte Rogers.
«Dem Alten Mann missfällt der Umstand, dass Europäer darin verwickelt sind», erklärte Jamal.
Die Ansicht, dass es für Palästinenser in Ordnung war, Flugzeuge vom Himmel zu sprengen, nicht aber für Europäer, mutete Rogers als eine merkwürdige Art von Rassismus an. Aber er hielt den Mund.
«Die zweite Seite ist die nützlichste», sagte Jamal mit dem wissenden Lächeln eines Anwalts oder Rechnungsprüfers, der sich mit einem Klienten berät.
Die zweite Seite enthielt detaillierte Angaben über die Reisepässe, die für die acht Männer von der
Weitere Kostenlose Bücher