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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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atemlos erreichte Werner Krieger die Florinskirche. Zuerst war er besorgt gewesen, er würde zu spät kommen, aber als er nun auf die Uhr sah, war es fünf Minuten vor Fünf Uhr. Schwandtner kam zwar grundsätzlich zu jedem Treffen zu spät, aber Krieger wollte kein Risiko eingehen. Er mußte in jedem Fall vermeiden, daß sie sich hier verfehlten und Schwandtner doch noch ins Büro ging, denn der Datentransfer war immer noch nicht beendet gewesen, als er vor knapp sieben Minuten das Amt verlassen hatte.
    Krieger war überrascht, daß der Datenbestand schon so umfangreich geworden war. THOR mußte wie ein Schwamm sämtlich Informationen aus dem Internet abgesaugt haben. Und dennoch. So lange hätte der ganze Vorgang nicht dauern dürfen. Eventuell bestand die Möglichkeit, daß er mit der zur Verfügung stehenden Hardware nicht die volle Bandbreite des Glasfaserkabels nutzen konnte. Oder die Kabel waren beschädigt.
    So oder so. Er war nun gezwungen, nachher nochmal ins Büro zu gehen und alles herunterzufahren. Im Moment lief der initiierte Prozeß zwar versteckt im Hintergrund und Krieger glaubte nicht, daß sich überhaupt noch jemand für das ausgebootete THOR Projekt interessieren würde, aber man konnte ja nie wissen. Bevor das Räumkommando kam mußte er aber in jedem Fall noch sein System ordnungsgemäß abschalten, damit nicht doch noch jemand etwas mitbekam.
    Er öffnete die schwere Eingangstür der Kirche und betrat das Innere. Helles Sonnenlicht fiel durch die Fenster der Apsis und flutete den Innenraum mit einem wunderbar bunten Farbenspiel. Er mochte diesen Ort. Er war kein besonders gläubiger Mensch, aber nur hier fand er die Ruhe, die er manchmal benötigte, wenn Vorgesetzte oder Mitarbeiter ihm zu sehr zusetzten.
    Krieger sah sich um. Nur zwei Personen verloren sich auf den aus Stühlen gebildeten Sitzreihen links und rechts. Ganz vorne, in der linken Sitzreihe, saß eine Person, bei der es sich um eine ältere Dame handelte, wie man an Haarfarbe und Frisur erkennen konnte. Auf einem der Stühle hinten rechts, ganz in der Nähe des Eingangs, sah Krieger eine junge Frau. Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Zopf geflochten und trug ein weißes enges Top und darüber eine dünne Stoffjacke. Keine der beiden Frauen schenkte ihm zunächst Beachtung.
    Krieger ging zur vorletzten Reihe und setzte sich auf den Stuhl ganz außen, um zu warten. Die junge Frau sah kurz zu ihm hinüber. Sie war sehr hübsch, wie Krieger erkannte. Ihre hellen blauen Augen strahlten förmlich, als das Licht darauf fiel. Um genau fünf Uhr hörte Krieger, wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Er drehte sich um. Doch bei dem Neuankömmling handelte es sich nicht um Stefan Schwandtner, sondern um einen großen, kräftigen Mann, dessen Äußeres ihn nicht gerade als den typischen Kirchgänger auswies. Der Kerl hatte dunkelblonde, ungepflegt wirkende Haare, die unter der Kapuze eines schmuddeligen Kapuzenpullis hervorlugten. Darüber trug er eine zerschlissene, abgewetzte Lederjacke. Komplettiert wurde das schlampige Outfit von einer verwaschenen Jeans, die ihm nicht richtig zu passen schien. Dazu war sie noch dreckig und, wie Krieger meinte, am linken Hosenbein mit Blut beschmiert. Der Typ hatte zwar eine Sonnenbrille auf, trotzdem schien es, als stierte er auf beunruhigende Weise in die Kirche. Krieger drehte sich wieder nach vorne um und grübelte, was ein Kerl, der aussah wie ein Junkie, wohl hier wollen könnte.
    »Werner Krieger?«, hörte er eine tiefe, bedrohliche Stimme sagen. Der zerrupfte Mann war doch tatsächlich neben ihn getreten und hatte ihn angesprochen. Und offenbar kannte er seinen Namen! Krieger war zunächst so verdutzt, daß er nicht antwortete, sondern den grobschlächtigen Riesen nur mit offenem Mund anstarrte.
    »Äh. Ja, äh. Was wollen Sie?«, stammelte er schließlich. Der Typ neigte den Kopf leicht, dann griff er auf den Rücken in Höhe des Gürtels. Krieger erkannte diese Bewegung sofort. Er war nicht umsonst ein erfahrener Soldat und seine Reflexe waren immer noch gut. Als der Mann die halbautomatische Heckler & Koch Kaliber 9mm aus dem Hosenbund zog und nach vorne riß, war Krieger bereits zur Seite gesprungen. Dabei hatte er den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, umgestoßen. Der erste Schuß aus der Pistole des Mannes hätte ihn dadurch möglicherweise verfehlt, doch der Mann kam gar nicht dazu, seine Waffe abzufeuern. Stattdessen peitschte der Schuß aus einer anderen Waffe und hallte

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