Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Funktionscheck vorgenommen, und alles bewegt sich im grünen Bereich. Der Satellit über dem Pazifik zeichnet noch immer Restwärme von den Trümmern der ersten und zweiten Raketenstufe auf. Als wir sie verloren, hatte die Rakete eine Höhe von über 200 Meilen und eine Geschwindigkeit von 13 000 Meilen pro Stunde erreicht.
»Okay«, sagte Harmon, »damit wäre also die Boostphase beendet, und die Rakete befindet sich in der Thermosphäre. Die Pave Paws in Beale sollten sie eigentlich noch immer verfolgen können, und wir erhalten in Kürze Bescheid von dort. Und wenn Beale sie nicht orten kann, dann wird das Kwajalein Atoll sie aufspüren. Verlängern Sie mal die Flugbahn, und sehen Sie, welches Ziel sie nach Berechnung der DPS-Satelliten ansteuert.«
Auf dem Display erschien ein grüner Vektor, verlief direkt durch das Viereck und endete im Nordpazifik ungefähr auf dem Mittelpunkt der Verbindungslinie zwischen Hawaii und der Westküste Mexikos.
»Das erinnert mich an die Taep’o-dong 1, die sie 1998 gestartet haben«, erzählte Harmon, »nur dass diese hier eine völlig andere Flugbahn hat und um einiges weiter fliegt. Solange sie kein Mittelkurs-Lenksystem eingebaut haben, ist sie für uns ungefährlich. Das Ganze sieht wirklich aus wie ein routinemäßiger Raketentest. Überwachen Sie die Flugbahn, und sagen Sie mir Bescheid, wenn die DSP-Vögel den Wiedereintritt in die Atmosphäre melden.«
Ein paar Sekunden später erschienen die ersten Daten des Pave-Paws-Radar auf dem Bildschirm, kurz darauf vervollständigt durch die Informationen vom Kwajalein Atoll. Die beiden Radarsysteme hatten die Rakete genau im Fokus, und die von ihnen berechneten Kursvektoren entsprachen ziemlich genau den Voraussagen der DSP-Satelliten.
»Alle Stationen, hier spricht Brass Hat. DSP-Berechnung des Flugkurses durch Radar bestätigt. Voraussichtlicher Aufschlagpunkt befindet sich zwischen Hawaii und der Westküste von Mexiko. Flugbahnberechnungen ergeben keinerlei Gefahr für die US oder verbündete Nationen. Erste Analysen deuten auf den Test einer dreistufigen Rakete hin, wahrscheinlich einer Teap’o-dong 2.«
Der vorausberechnete Aufschlagpunkt war notwendigerweise ungenau, da er von einer Reihe verschiedener Faktoren abhing wie der Geschwindigkeit der Rakete, der maximalen Höhe, die sie erreichte, ehe die Gravitation sie auf die Erde zurückstürzen ließ, sowie ihrer Aerodynamik und ihrem Vermögen, der Hitze zu widerstehen, die durch die Luftreibung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre erzeugt wurde. Je länger die Radaranlagen die Rakete verfolgten, desto genauer ließ sich der Aufschlagort bestimmen.
»An alle Stationen von Brass Hat. Radarwerte ergeben, dass die Rakete soeben das Apogäum passiert hat. Aktualisierte Berechnungen ergeben, dass der Aufschlagpunkt sich bei 140 Grad West und 35 Grad Nord befinden wird.«
Und dann geschah etwas Unerwartetes.
»Sir, das Radar auf dem Kjawalein Atoll meldet, dass der Gefechtskopf zerbricht.«
»In welcher Höhe?«
»Etwa 320 Meilen.«
»Dann ist atmosphärische Reibung ganz sicher nicht die Ursache. Vielleicht haben sie ein ganz spezielles System der Radartäuschung entwickelt, das sie ausprobieren wollen. Oder sogar ein MIRV.«
Ein Multiple Independently-targeted Re-entry Vehicle bietet die Möglichkeit, eine einzige Rakete mit mehreren Waffen auszustatten. Üblicherweise wird der Kegel an der Raketenspitze gleichzeitig mit der ersten ausgebrannten Raketenstufe abgeworfen, wodurch der MIRV-»Bus« freigelegt wird – also die Vorrichtung, die die einzelnen Gefechtsköpfe trägt. Nach Passieren des Apogäums aktiviert der »Bus« kleine Raketen, die von einem inertialen Lenkund GPS-System gesteuert werden, um auf die Flugbahn der ersten Sprengwaffe umzuschwenken. Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, wird die Atomwaffe ausgeklinkt und stürzt im freien Fall zur Erde, dann wird die Rakete auf den Flugkurs der zweiten Waffe gebracht und wiederholt den Prozess. Die Verteidigung gegen eine solche Waffe ist extrem schwierig, und solche Raketen enthalten meistens Täuschkörper, die ein Radarbild erzeugen, das dem eines Gefechtskopfs ähnelt, und Düppel – dünne Streifen aus Aluminium, um Radarsysteme zu täuschen. Wenn die MIRV-Gefechtsköpfe kurz nach dem Apogäum, dem höchsten Punkt der Raketenflugbahn, ausgelöst werden, kann das Gebiet, in dem sie aufschlagen, sehr groß sein.
Seit der Alarm ausgelöst wurde, befand General Harmon sich in engem Kontakt sowohl
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