Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Sie alle sind völlig verrückt, aber irgendwie gefällt mir das.«
»Wie Sie alle wissen, wurde diese Mission nicht von unseren Kontrollorganen genehmigt«, begann Black. »Eigentlich hätte Paul Richter einen Soloflug nach Nordkorea unternehmen sollen, und wir alle wissen, wie sinnlos das wahrscheinlich gewesen wäre. Damit unser Plan gelingt, brauchen wir für diese Mission mindestens vier Maschinen, aufgeteilt auf zwei Paare. Der Kapitän ist darüber informiert, was im Gange ist, und gibt uns seine volle Unterstützung, aber niemand außerhalb dieses Raums darf etwas über diese Operation erfahren, ganz gleich ob sie gelingt oder fehlschlägt. Was die übrige Schiffsbesatzung betrifft, so starten Sie als zwei Paar CAP-Maschinen mit dem Auftrag, Luftkampfübungen unter südkoreanischer Kontrolle durchzuführen.
Ich habe bereits mit den Wetterfröschen gesprochen und erfahren, dass das Wetter im Großen und Ganzen so sein wird wie während der gesamten vergangenen Woche. Das heißt klarer Himmel, leichter Wind und keine Niederschläge. Paul hat die gesamte Mission geplant, daher übergebe ich jetzt ihm das Wort.«
Während Black sich in der ersten Reihe einen Platz suchte, ging Richter zum Rednerpult, wählte eine Landkarte aus und schaltete den Overheadprojektor an. Auf der Leinwand hinter ihm erschien eine detaillierte Karte von Nordkorea. Er drehte sich um, stellte sie scharf und wandte sich dann wieder den Männern zu, die ihn aufmerksam ansahen.
»Guten Morgen, Gentlemen. Dieses Briefing ist als top secret eingestuft und extrem sensibel, um es gemäßigt auszudrücken. Wir haben die Absicht und sind im Begriff, einen kriegerischen Akt gegen ein Land auszuführen, das weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart jemals die englische Nation bedroht hat. Wir handeln im Namen der Amerikaner, so wie wir es auch im Irak getan haben, doch diesmal halte ich persönlich die Aktion für gerechtfertigt.
Mein erster Punkt hat zwar nicht direkt mit der Mission zu tun, aber er sollte hervorgehoben werden. Sie müssen sich über die möglichen Konsequenzen, falls Sie abgeschossen werden, völlig im Klaren sein. Was die Einhaltung der Menschenrechte betrifft, sieht es in Nordkorea, gelinde ausgedrückt, sehr trübe aus. Das Beste, was Ihnen passieren kann, wäre, dass Sie einfach erschossen werden, doch es ist wohl eher damit zu rechnen, dass Sie einige Zeit in einem ihrer Konzentrationslager zubringen und am Ende in Folge irgendeines ›medizinischen‹ Experiments jämmerlich sterben werden. In Camp 22 im Nordosten des Landes werden etwa 50 000 Menschen gefangen gehalten, von denen die meisten im Rahmen des von Pjöngjang durchgeführten Forschungsprogramms über chemische und biologische Waffen entweder vergast oder vergiftet werden. Daran besteht nicht der mindeste Zweifel. Die Nordkoreaner können auch noch auf etwas anderes, nicht weniger Schlimmes stolz sein: Sie haben es geschafft, dass neben ihren Einrichtungen die Konzentrationslager der Nazis noch relativ human erscheinen.«
Richter hielt inne und ließ den Blick über die ausdruckslosen Gesichter vor ihm schweifen.
»Jeder von uns vier wird eine Walther PPK Pistole mit einem vollen Magazin bei sich haben. Diese Waffe ist nicht dazu gedacht, dass Sie sich den Weg aus Nordkorea freikämpfen. Sie sollten sich vielmehr die Mündung gegen die Schläfe halten und abdrücken, falls Sie notlanden müssen oder einen Absturz überleben. Das ist vielleicht das allerletzte Mittel, aber wahrscheinlich Ihre beste Option. Haben Sie das verstanden?«
Die drei Piloten nickten, und Richter schüttelte den Kopf.
»Und Sie wollen noch immer an dieser Mission teilnehmen? Nun, ich denke, Sie alle sind unzurechnungsfähig.«
Der Senior Pilot, Lieutenant-Commander Dick »Shorty« Long, lachte verkniffen. »Wenn Sie gehen, gehen wir mit«, sagte er. »So einfach ist das, Paul, also hören Sie auf zu versuchen, es uns auszureden.«
»Okay, es ist Ihre Beerdigung – hoffentlich nur bildlich gesprochen. Jetzt zur Mission selbst.« Richter wandte sich zu der Landkarte um und benutzte einen Schreibstift als Zeigestock. »Dies sind unsere Ziele, von Norden nach Süden: Hochon, No-dong, Mayang Island und Ok’pyong. Dabei hat Ok’pyong laut den Aussagen eines koreanischen Überläufers die höchste Priorität.
Im August 1993 flüchtete ein dreißigjähriger Leutnant namens Im Young-Sun, der in einer nordkoreanischen militärischen Bauabteilung beschäftigt war, in den Süden.
Weitere Kostenlose Bücher