Operation Foxbat: Thriller (German Edition)

Washington gewünscht wurden – und nicht nur im Begriff, einer in Alarmbereitschaft versetzten Luftwaffe gegenüberzutreten, die mehr als 800 Kampfjets aufbieten konnte, sondern auch in ein Territorium einzudringen, das von einer dichten Konzentration an Boden-Luft-Raketen und Luftabwehrgeschützsystemen gesichert wurde.
    Rodgers wusste, wie seine Befehle lauteten, wusste, dass sie klar und präzise und absolut eindeutig waren, und wusste auch, wie die Konsequenzen aussähen, falls er sie missachtete. Aber er konnte die Stunden im Pilotensitz der Tomcat nicht vergessen, dieses Gefühl der Einsamkeit und Verwundbarkeit, wenn man sich einer feindlichen Zone näherte. Ihm war aus eigener Erfahrung klar, dass die vier Männer in den Harriers in diesem Moment genau das Gleiche empfanden.
    Er richtete sich auf, als er seine Entscheidung getroffen hatte. Er hoffte, dass sie richtig war, aber er würde sich später bereitwillig den Konsequenzen stellen, wenn sich herausstellen sollte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er murmelte halblaut etwas, das für den Radartechniker verdächtig wie »Scheiß auf Washington« klang, und gab dann seine Befehle.
    »Okay, wir haben einen einzigen Kontakt mit gleichem Kurs erwartet. Ich vermute, dass die Briten sich für mehr als eine Maschine entschieden haben. Lassen Sie die Prowlers und die Hornets startbereit machen. Geben Sie mir augenblicklich Bescheid, sobald sie die Küste hinter sich haben und in den Sinkflug gehen.«

Formationen Cobra und Viper, über Südkorea
     
    Der Senior-Pilot in Cobra Eins flog rechts und ein Stück vor Richters GR9, Viper Eins und Zwei flogen etwa eine halbe Meile dahinter. Aus über 35 000 Fuß Höhe sah die Gebirgslandschaft der Koreanischen Halbinsel auf eine spröde Art und Weise großartig aus. Die frühmorgendliche Sonne schuf mächtige Schatten, die ganze Täler in schwarze Abgründe verwandelten. Sie näherten sich der Küste etwa zehn Meilen nördlich von Kangnung und bereiteten sich auf den Sinkflug vor.
    Sie hatten mit Seoul Verbindung aufgenommen, während sie sich der Küste näherten, und die sofortige Genehmigung erhalten, in den Steigflug überzugehen und die Halbinsel zu überqueren. Sie hatten auch mit der Flugüberwachung abgeklärt, dass im Laufe des Vormittags möglicherweise andere Sea Harriers in Südkorea landen könnten, ohne jedoch näher zu erklären, weshalb.
    »Cobra Zwei, Vipers, schalten Sie um auf taktische Frequenz, Kanal vier.«
    Richter wechselte die Frequenz und meldete sich. »Cobra Zwei.«
    »Viper Eins.«
    »Viper Zwei.«
    »Roger, Cobra Zwei, Vipers. Bereithalten für Blindflugkurve nach rechts auf eins vier null in 30 Sekunden.«
    »Roger.«
    »Cobras, Vipers, Schwenk jetzt, jetzt, jetzt.«
    Während der Senior Pilot den Satz beendete, gingen alle vier Flugzeuge in eine weite Rechtskurve – eine Blindflugoder Zwei-Minuten-Kurve erfolgt verhältnismäßig langsam – und richteten sich auf ihrem neuen Kurs aus.
    »Cobras, Vipers, hier ist November Alpha.«
    »Roger Cobra Lead, Cobra Eins, hören Sie laut und deutlich.«
    Keine sechs Minuten später drosselten die vier Harriers das Tempo und begannen einen Reisesinkflug. Bei 12 000 Fuß zeigten ihre Radar Warning Receiver, dass die letzten der nordkoreanischen Überwachungsradars allmählich den Kontakt verloren, und als sie 8000 Fuß erreicht hatten, waren die RAWs verstummt.
    »Cobra, Vipers, bereithalten für schnellen Backbordschwenk nach Norden. Schwenken jetzt, jetzt, jetzt.«
    Sobald sie sich wieder ausgerichtet hatten und beim Sinkflug 5000 Fuß passierten, gab Long den Befehl zum Beschleunigen. Ihre vergleichsweise geringe Geschwindigkeit und die Tatsache, dass sie sich von Nordkorea entfernten, täuschte vielleicht die Radartechniker der DVRK, aber keiner von ihnen war bereit, darauf irgendwelche Wetten abzuschließen. Ihre besten Waffen waren nun Geschwindigkeit und das Überraschungsmoment.

USS Enterprise , Nordpazifik
     
    Im CIC wandte der Radartechniker sich an den Kapitän: »Sir, diese vier Echos haben die Ostküste von Südkorea überflogen, aber sie nehmen Kurs nach Südost und sind soeben in den Sinkflug gegangen.«
    »Natürlich entfernen sie sich von Nordkorea. Sie sind nicht dumm. Wenn sie nach Norden fliegen würden, könnte jede Radarstation an der EMZ sie verfolgen und ihre Koordinaten an die SAM-Basen melden. Behalten Sie sie weiterhin im Auge. Wenn sie tief genug sind, werden sie auf Nordkurs gehen.«

Pjöngjang,