Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Möglichkeit ist, dass die nordkoreanische Radarüberwachung das Schlauchboot auf seinem Kurs zur Küste entdeckt hat, aber das halte ich eher für unwahrscheinlich.«
»Vielleicht«, knurrte Bae. »Wie schätzen Sie die Situation jetzt ein? Ist Yi noch am Leben?«
»Wahrscheinlich nicht. Seine letzte Nachricht« – Kang deutete auf das Tonbandgerät – »legt die Vermutung nahe, dass er von der Gegenseite zumindest geschnappt wurde.«
Er zog wieder seine Notizen zurate. »Ich habe die Aufnahme von unseren Technikern analysieren lassen. Zuerst einmal ist es mit Sicherheit Yis Stimme: Das Ergebnis der Stimmmusteranalyse ist in dieser Hinsicht eindeutig. Zweitens ist seine Stimme ziemlich laut, sodass man davon ausgehen kann, dass er ruft. Außerdem liegt ein Ausdruck von Panik in seiner Stimme, da er offenbar verzweifelt bemüht ist, uns eine Nachricht zu übermitteln. Drittens sind am Anfang der Tonbandaufnahme sechs Schüsse zu hören. Aus der Lautstärke der Explosionen schlossen die Techniker, dass die Waffe in nächster Nähe des Kyocera abgefeuert wurde, was bedeuten würde, dass die Schüsse aus Yis eigener Waffe kamen und seinen Verfolgern galten.« Kang musterte seinen Vorgesetzten prüfend, ehe er fortfuhr.
»Und am Ende, kurz bevor Yis Funkspruch abbricht, sind die Explosionen anderer, weiter entfernter Schüsse zu hören. Sie stammen vermutlich von seinen Verfolgern, und wir müssen annehmen, dass eine der Kugeln das Satellitentelefon getroffen hat, weil das Signal unmittelbar danach verstummt. Während der nächsten Stunde haben wir mehrmals versucht, ihn zu rufen, aber jedes Mal kam die Meldung, dass das Kyocera nicht erreichbar sei. Anschließend wurde es laut den COMSEC-Vorschriften als zerstört eingestuft, und seine Nummer wurde gesperrt. Daher glauben wir, dass Yi etwas derart Wichtiges gesehen haben muss, dass er sich nicht an die geltenden Vorschriften hielt und die angeordnete Funkstille gebrochen hat, um mit uns Verbindung aufzunehmen.«
»Und was ist mit der Nachricht, die er an uns weitergeben wollte?«, fragte Bae.
Kang hob die Hände in einer hilflosen Geste. »Er redete davon, dass die Nordkoreaner neue Flugzeuge haben – dann wurde die Verbindung unterbrochen. Wir wissen nicht genau, was er damit meinte, müssen jedoch davon ausgehen, dass das, was er sah, so ungewöhnlich gewesen sein muss, dass er das Risiko einging, uns ungehend zu alarmieren.«
Einige Sekunden lang starrte Bae das Revox an, als wolle er ihm den geistigen Befehl erteilen, sein Geheimnis preiszugeben. Dann richtete er den Blick wieder auf seinen Untergebenen.
»Ich habe nicht die Absicht, einen weiteren Agenten über die Grenze zu schicken, daher glaube ich, dass es an der Zeit ist, die Amerikaner formell von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Wir übermitteln ihnen das wenige, das wir haben, und warten ab, was sie mit ihren technischen Möglichkeiten erreichen können. Vielleicht kann einer ihrer Satelliten die Flugzeuge, die Yi in T’aet’an gesehen hat, identifizieren, sodass wir eine genauere Vorstellung von dem erhalten, womit wir es zu tun haben.«
Perm, Russland
In Perm gibt es zahlreiche Bars für jeden vom Quartalssäufer bis hin zu den distinguierten Gesellschaftstrinkern, die es für notwendig halten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten gesehen zu werden. Die Sputnik Bar gehörte zu den Etablissements, die von beiden dieser Gruppen ausgiebig frequentiert wurden. Sie befand sich unten am Fluss Kama, kenntlich gemacht durch eine Leuchtreklame in Form einer silbernen Kugel mit vier nach hinten gerichteten Antennen, die den ersten erdumkreisenden Satelliten darstellen sollte, sowie durch ihre getönten Fenster, die vom Tabaksqualm vieler Jahre noch um einiges dunkler gefärbt worden waren. Ihre Klientel bestand vorwiegend aus Arbeitern, unter die sich jedoch zunehmend erfolgreiches Jungvolk mischte, das sich hauptsächlich aus Computerexperten, Angehörigen des mittleren Managements und Anwälten zusammensetzte.
Hocker mit abgewetzten roten Ledersitzpolstern standen aufgereiht vor der langen Bartheke, Nischen mit am Fußboden fixierten Tischen säumten die gegenüberliegende Wand des Gastraums, und eine Handvoll Tische und Stühle nahmen die freie Fläche links neben der Tür zur Straße ein.
An einem dieser Tische saßen vier Männer, unterhielten sich angeregt und tranken. Einer von ihnen war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt und hatte blondes Haar und blaue
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