Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Angebots anders überlegen sollten. Haben Sie diese Telefonnummer noch?«
Bardin nickte, immer noch nicht bereit zu reden, und griff in die Tasche seiner Uniformjacke. Er holte ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor und reichte es Bykow.
»Es ist die Nummer eines Mobiltelefons«, stellte der GRU-Offizier fest, als sein Blick auf die ersten Ziffern fiel. »Das heißt, dass wir das dazugehörige Telefon aufspüren und herausfinden können, auf wen es angemeldet ist.«
Richter ergriff daraufhin das Wort. »Damit hätten Sie einen Namen und eine Adresse, beides wahrscheinlich falsch, aber es wird uns kaum helfen, diese Männer zu finden. Ich habe eine bessere Idee: Warum sollen wir Leutnant Bardin nicht bitten, die Nummer anzurufen und für heute Abend mit ihnen ein Treffen zu vereinbaren?«
Die drei Männer schauten den Leutnant fragend an, der bereits ablehnend den Kopf schüttelte.
»Hervorragende Idee«, rief Oustenka, »und ich bin sicher, dass Leutnant Bardin gerne dazu beitragen wird, dass der Tod seines Genossen aufgeklärt wird.«
Widerstrebend verwandelte Bardin sein Kopfschütteln in ein Nicken und wirkte noch unglücklicher als zuvor.
»Keine Sorge«, beruhigte Richter ihn. »Sie werden nicht alleine sein, wenn Sie die Männer treffen. Wir sorgen dafür, dass genügend Polizei in der Nähe ist, und ich werde ebenfalls dort sein.«
»Sie?«, platzten Bykow und Oustenka gleichzeitig heraus. Sie waren sichtlich überrascht.
»Verdammt richtig«, sagte Richter, wandte sich zu Bykow um und wechselte zum Englischen. »Seit ich in Moskau angekommen bin, habe ich nichts anderes getan, als hinter Ihnen herzulaufen, Viktor. Dabei komme ich mir vor wie das fünfte Rad am Wagen.«
»Wie was?«, wollte Bykow wissen.
»Ich erkläre es Ihnen später. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich langweile mich zu Tode. Es wird Zeit, dass ich etwas tue, um meine Anwesenheit hier zu rechtfertigen.«
Er schaute zu Bardin, dessen innere Unruhe offenbar noch um einiges zugenommen hatte, als Richter eine Sprache benutzte, die er nicht verstand.
»Keine Sorge, Pavel«, sagte Richter jetzt wieder auf Russisch. »In dem, was wir vorhaben, bin ich ein absolutes Ass.«
Mittwoch Pjöngjang, Nordkorea
Pak Je-San saß in betont aufrechter Haltung auf einem Holzstuhl am Ende des Tisches, vor sich ein aufgeschlagenes Notizbuch. Er war nervös und bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen: Die Hierarchie der nordkoreanischen Regierung bediente sich der Angst als Machtinstrument und benutzte sie, um die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Pak glaubte, dass man seine Angst riechen konnte. Bestimmt würde man – oder genauer Kim Yong-Su, der in einem Armsessel am Kopfende des Tisches saß – jedes Anzeichen von Schwäche sofort ausnutzen.
»Und wann rechnen Sie damit, dass der letzte Abfangjäger bei uns eintrifft?«
»Sehr bald, hoffe ich«, erwiderte Pak. »Ryu Chang-Ho hat gemeldet, dass sein erstes Angebot abgelehnt wurde, aber er hat noch eine weitere Möglichkeit. Wenn sein Angebot diesmal auf offene Ohren trifft und die anderen Offiziere bestochen werden können, sollte die Maschine innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden starten können. Demnach könnten die letzten beiden Jäger in vier oder fünf Tagen in Pjöngjang eintreffen.«
Einer der anderen vier Männer gab einen verärgerten Laut von sich. »Wenn Sie sagen, dass sein Angebot ›abgelehnt‹ wurde, nehme ich an, das Ryu dafür gesorgt hat, dass sein Zielobjekt anschließend nicht mehr in der Lage war, gegenüber Dritten zu enthüllen, was besprochen wurde.«
Vier Augenpaare fixierten Pak, während er erwiderte: »Ja, Ryu hat das Zielobjekt eliminiert, wie es auch mit allen anderen erfolglosen Kontakten geschehen war.«
»Gut«, murmelte Kim und blickte auf seine Notizen.
Pak hatte ihm anfangs monatlich und danach, sobald die Operation angelaufen war, wöchentlich Bericht erstattet. Und bei jedem Treffen hatte er es kaum gewagt, in die toten, schwarzen Augen des Mannes zu blicken, die fähig zu sein schienen, ihm das Fleisch von den Knochen zu schälen. Und bei jedem Treffen hatte er eine namenlose Angst verspürt, auch nur den kleinsten Fehler oder die geringste Verzögerung eingestehen zu müssen.
Jetzt fixierte Kim Yong-Su ihn wieder mit absolut ausdrucksloser Miene. »Wie viele Abfangjäger haben Sie jetzt, Pak?«
»Vierundzwanzig.«
»Falls es Ryu nicht gelingt, zwei weitere Flugzeuge zu beschaffen, werden Ihre vierundzwanzig
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