Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Leben bleiben, einstweilen, doch ihm war klar, dass er irgendetwas sagen musste. Kim Yong-Su war ein absoluter Parteihengst im kommunistischen Sinn und hatte, soweit Pak wusste, absolut keine militärische Erfahrung und keine diesbezüglichen Kenntnisse. Wenn die Operation erfolgreich enden sollte, mussten vorher noch wichtige Maßnahmen ergriffen werden.
»Wenn ich so sagen darf, ist da noch die Frage der taktischen Bereitstellung meiner« – er dachte, er könne jetzt auch genauso gut offen darauf hinweisen, dass die Schwadron, und damit auch ihr Erfolg oder Misserfolg, alleine ihm zuzurechnen sei – »meiner militärischen Mittel vor Beginn der Operation.«
»Erklären Sie.«
»Zurzeit sind aus logistischen Gründen alle MiG-25 in T’aet’an stationiert. Dort haben wir die Quartiere für die Piloten und das Wartungspersonal eingerichtet, die Ersatzteile und die Waffen untergebracht. Ich habe die Absicht, vor Beginn der Operation das gesamte Kontingent in vier Teile aufzuteilen und ein Viertel der Maschinen und Waffen in T’aet’an zu lassen und den Rest nach Nuchonri, Kuupri und Wonsan zu schicken.
Auf diese Weise muss unser Feind seine Aufmerksamkeit auf vier Ziele konzentrieren, und wir gewinnen eine größere räumliche Flexibilität, wenn wir auf Bedrohungen reagieren müssen. Indem wir unsere Streitmacht an MiG-25 auf diese Flugplätze verteilen, können wir erheblich besser auf Angriffe aus jeder Richtung reagieren.«
Kim sah ihn prüfend an, dann nickte er. »Das klingt einleuchtend, Pak Je-San. Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen der Zeitpunkt, an dem wir unsere Operation starten wollen, umgehend mitgeteilt wird.«
Pak bedankte sich mit einem Kopfnicken.
Der Parteiführer musterte ihn schweigend noch für weitere Sekunden, dann richtete er den Blick auf die anderen Männer, die am Tisch saßen. »Gibt es sonst noch was?«, fragte er leise und wurde mit einem allgemeinen Kopfschütteln belohnt.
Zehn Minuten später verließ Pak Je-San das Gebäude und atmete wie immer in dem Moment tief ein, in dem er nach draußen trat – fast wie ein Ertrinkender, der nach Luft schnappt.
Hammersmith, London
Der Intelligence Director klopfte an Simpsons Tür, wartete auf dessen »Herein« und trat dann ein. Er hatte einen roten Schnellhefter unter dem Arm und trug eine sorgenvolle Miene zur Schau, doch das war nichts Neues. Der Mann sah stets besorgt aus, und Simpson fragte sich nicht zum ersten Mal, warum er sich keinen weniger stressreichen Beruf, zum Beispiel den eines Lehrers, ausgesucht hatte.
»Was haben Sie?«, schnappte Simpson beinahe, als der ID vor seinem Schreibtisch Platz nahm.
»Einen interessanten, wenngleich unbestätigten Bericht von Vauxhall Cross. Er ist als geheim eingestuft und wurde von einer Quelle in Sofia kommend als Class Three Intelligence bewertet. Er beschäftigt sich mit einem möglichen Munitionsdiebstahl, der einen erheblichen Einfluss auf Richters augenblicklichen Auftrag haben könnte.«
Simpson zählte bis drei, und zwar sehr langsam. Er hatte eine ausgesprochene Hochachtung vor dem umfangreichen Wissen des ID, seiner Dienstauffassung und davor, dass seine Anzüge und Oberhemden stets sauber und makellos gebügelt und seine Schuhe auf Hochglanz poliert waren und dass seine Krawatte stets zu einem perfekten Windsorknoten gebunden war, doch die langsame und pedantische Art, mit welcher der Mann seine Informationen weiterzugeben pflegte, rief bei ihm stets eine nur mühsam unterdrückte Zornesreaktion hervor.
»Ich habe zu tun«, schnappte er, »also schenken Sie sich die Aufzählung sämtlicher Vorbehalte, und erzählen Sie mir einfach, was der Mann verdammt noch mal zu berichten hat.«
Wie üblich wirkte der ID leicht schockiert von Simpsons ungehaltenem Ton. »Nun, wie ich bereits sagte, ist es noch nicht bestätigt, aber es sieht so aus, als wären gestern von Dobric in Bulgarien eine beträchtliche Anzahl Raketen gestohlen worden.«
»Dobric? Nie gehört.«
»Es handelt sich um einen stillgelegten Flugplatz etwa 50 Kilometer nördlich des Schwarzmeerhafens Varna. Obgleich die Anlage seit dem Jahr 2000 geschlossen ist, bewahren die Bulgaren dort noch immer einiges an Ausrüstung auf. Und zwar von Taschenlampenbatterien bis hin zu eingemotteten Kampfflugzeugen, soweit ich in Erfahrung bringen konnte. Laut unserer Quelle hörten gestern einige Einheimische Pistolenschüsse auf dem Gelände der Flugbasis, woraufhin am späten Nachmittag schwer bewaffnetes
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