Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
aus. Wenn die Maschine, die in Richtung Nordosten unterwegs ist, sich bereits auf ihrem Flugkurs befindet, könnte sie zum Zentralen Luftwaffenkommando in Chunghwa fliegen oder auch zu den Küstenflugbasen in Kuupro und Wonsan. Oder auch zur Basis in Hwangju. Wenn die Nordkoreaner jetzt irgendwo eine oder zwei Schwadronen Foxbats stationiert haben, heißt das, dass sie verdammt clever zu Werke gingen, als sie die Keyhole-Satelliten austricksten. Wir verfügen über diese Schnappschüsse nur deshalb, weil wir die Umlaufbahn eines zweiten Vogels verändert haben. Wenn er auf seinem ursprünglichen Kurs geblieben wäre, hätten diese Maschinen« – Muldoon tippte mit dem Zeigefinger auf eins der Bilder – »sich längst aus dem Staub gemacht, ehe der Satellit in Sichtweite der Basis gelangt wäre.«
»Okay, Richard, wir wissen jetzt, dass die Nordkoreaner sich mindestens fünf Foxbats unter die Nägel gerissen haben. Was wir noch nicht wissen, ist, was sie mit ihnen vorhaben, und ich wüsste keine einfache Möglichkeit, wie man das herausfinden sollte. Also was empfehlen Sie?«
»Wir schicken das sofort nach oben zum ODNI. Irgendetwas ist da drüben im Gange, und zu entscheiden, wie wir darauf reagieren sollen, übersteigt meine Gehaltsstufe um einiges, und die Ihre wahrscheinlich auch.«
Nordkorea
Nordkorea ist flächenmäßig etwas kleiner als der Staat Mississippi, hat eine Bevölkerung von knapp über zwanzig Millionen Menschen und ein Bruttoinlandsprodukt von etwa dreiundzwanzig Milliarden US-Dollar. Etwa dreißig Prozent dieses BIP bilden das Rüstungsbudget, und fast jeder vierte Nordkoreaner ist entweder im aktiven Militärdienst oder Reservist.
Auf der anderen Seite der Entmilitarisierten Zone steht annähernd die gleiche Anzahl von Soldaten. Die Südkoreaner haben etwa eine Dreiviertelmillion militärisches Personal – inklusive 40 000 Angehörige der amerikanischen Streitkräfte, die im Land stationiert sind – und viereinhalb Millionen Reservisten. Doch die Nordkoreaner sind ihnen, was Panzer- und Artilleriewaffen betrifft, überlegen. Nur bei Kampfflugzeugen sind die Zahlen in etwa gleich, und beide Nationen können etwa 800 Maschinen in die Luft bringen, aber in diesem Bereich ist Südkorea eindeutig überlegen. Der Süden kann sich einer knappen zahlenmäßigen Überlegenheit erfreuen, aber, was noch wichtiger ist, die Flugzeuge Nordkoreas sind älter, langsamer und weitaus weniger schlagkräftig.
Instruktionen für das Manöver »Silberner Frühling« waren schon Monate vorher vorbereitet und verteilt worden, aber die Anweisungen für »Goldene Dämmerung« waren erst vor drei Wochen verschickt worden, und zwar in verschlossenen Umschlägen, die laut beigefügter Anweisung erst dann geöffnet werden durften, wenn Pjöngjang den Befehl dazu gab. In Militärstützpunkten, die wie Perlen an einer Kette am nördlichen Rand der EMZ aufgereiht waren, begannen die Soldaten jetzt mit den Vorbereitungen auf die bevorstehende militärische Übung und – obgleich sie keine Ahnung davon hatten – auf die Invasion Südkoreas.
Die Fahrzeugwartung hatte höchste Priorität – wenn der Befehl schließlich von Pjöngjang gegeben wurde, musste alles perfekt funktionieren -, daher wurde extreme Sorgfalt darauf verwandt sicherzustellen, dass sämtliche Tanks und fahrbaren Artilleriegeschütze einsatzbereit waren. Kommunikationssysteme wurden immer wieder aufs Neue überprüft, denn eine Schlacht konnte alleine dadurch verloren gehen, dass wichtige Kommando- und Kontrollfunktionen nicht richtig arbeiteten. Weiter unten auf der Befehlskette mussten Fußsoldaten zusätzliche Trainingseinheiten auf Schießständen absolvieren. Reservisten wurden ausgehoben und mit Ausrüstung und Munition versorgt, aber noch nicht mit Waffen. Diese würden erst im letzten Moment verteilt, da Kim Yong-Su sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, viereinhalb Millionen bewaffnete Menschen im Land herumlaufen zu lassen, selbst wenn sie offizielle Reservisten der Armee waren.
Es hatte vor »Silberner Frühling« eine ganze Reihe von Übungen gegeben. Dabei hatte es sich zugegebenermaßen nur um Scheinmanöver gehandelt, teils weil der Staat nicht über die nötigen Treibstoffmengen verfügte, doch hauptsächlich um zu vermeiden, dass die amerikanischen Spionagesatelliten ihre Aktivitäten aufzeichneten. Wie bei allen Invasionen im Laufe der Menschheitsgeschichte waren Geheimhaltung und das Überraschungsmoment von
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