Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
»Ich komme nach, sobald ich meine Aufgaben hier an Bord erledigt habe.«
Während der Kapitän die Mannschaft per Lautsprecher über die bevorstehende Operation informierte, verließ Lee die Kommandobrücke und ging hinunter zum vorderen Laderaum. Die beiden Soldaten, die davor Wache hielten, salutierten, während er sich näherte, und öffneten das wasserdichte Stahlschott. Im Laderaum ging er hinüber zu einer Holzkiste, die als einziges Frachtgut in dem ansonsten leeren Abteil stand, löste die sechs Verriegelungen, die eine der Seitenwände fixierten, und legte die Holzplatte beiseite.
In der Kiste befand sich ein voluminöses rundes Objekt, das an mehrere Drähte und Kabel angeschlossen war, die mit einer Kontrolltafel verbunden waren, welche das kugelförmige Objekt zum Teil verbarg. Die Kontrolltafel war offensichtlich nicht in Betrieb, da keins der Kontrolllämpchen brannte. Auf dem Boden der Kiste lagen zwei große Trockenbatterien, die bereits an die Kontrolltafel angeschlossen und mit einem Reihenhauptschalter an einer Seitenwand der Kiste verbunden waren.
Lee griff in die Kiste und drehte den Schalter. Augenblicklich erwachte die Kontrolltafel zum Leben, Lichter blinkten, Anzeigeinstrumente wurden aktiviert. Er verglich die angezeigten Werte mit einer Liste, die an der Kontrolltafel hing, und führte dann einige Tests durch, um sich zu vergewissern, dass sämtliche Schaltelemente einwandfrei funktionierten.
Zufrieden, dass die Geräte sich in der richtigen Reihenfolge anmeldeten, nahm er den zweiten und entscheidenden Schritt seiner Aufgabe in Angriff. Er konzentrierte sich auf eine kleine alphanumerische Tastatur unterhalb eines zehn Zoll großen TFT-Displays und gab einen sechsstelligen Zahlencode ein, den er während seiner letzten Einweisung in Pjöngjang hatte auswendig lernen müssen. Das Display leuchtete auf und zeigte ein Menü, das Lee systematisch von oben nach unten abarbeitete.
Der letzte Punkt der Liste war ein Kommunikationstest. Lee wählte die Position »Radio« und stellte fest, dass der eingebaute Empfänger ein Signal von der Kang San 5 auffing, wo der Leutnant laut Befehl Musik auf einer bestimmten Frequenz sendete. Aus dem kleinen Lautsprecher drangen sofort Klänge, die absolut nicht nach Lees Geschmack waren, aber das war nicht von Bedeutung.
Er gab auf der Tastatur die Frequenz ein, die zu benutzen ihm befohlen worden war, und überprüfte seine Eingabe zweimal auf ihre Richtigkeit. Danach warf er einen letzten prüfenden Blick auf die Apparatur, ehe er sich abwandte und den Laderaum verließ.
Wieder an Deck öffnete er seinen Aktenkoffer und holte ein Satellitentelefon und einen GPS-Empfänger heraus. Er prägte sich die Position ein, die der GPS-Empfänger angab, dann führte er ein halbminütiges Telefongespräch, ehe er sich zu dem wartenden Rettungsboot begab.
Vierzig Minuten später beschrieb die Kang San 5 eine weite Kurve nach Westen in Richtung der fernen Midway Inseln, nahm Fahrt auf und ließ ihr verlassenes Schwesterschiff zurück, das sich jetzt tot und stumm auf der langen Dünung wiegte.
HMS Illustrious , Gelbes Meer
Auf dem Flugdeck der Illustrious herrschte ein lautes, aber durch und durch organisiertes Chaos. Ohne Lärmschutz war das Heulen der Düsenmotoren ohrenbetäubend, und Richter stieg sofort der unverkennbare Geruch von verbrennendem Kerosin in die Nase. Zwei Sea Harriers warteten am Achterende des Decks mit laufenden Pegasus-Motoren; sie waren beide noch an das Telebriefing-System angeschlossen, daher vermutete Richter, dass die Piloten vom Operations Room letzte Anweisungen erhielten. Auf dem Deck vor ihm wurde der Merlin, der ihm als Taxi gedient hatte, in den Parkzustand versetzt, indem die Rotorblätter nach achtern geklappt wurden, um den Helikopter auf die Steuerbordseite des Flugdecks dicht an die Insel heranzuziehen und die Startbahn für die Harriers freizumachen. Unterdessen hielt sich ein anderer Merlin am Bug auf dem Zero Spot rechts neben der Rampe startbereit.
Am Schott der Insel – dem Stahlaufbau, in dem sich die Kommandobrücke, die Flyco und andere Büros auf der Steuerbordseite befanden – wartete ein Leutnant, der mit einem dunklen »Woolly-Pully« über einem weißen Oberhemd bekleidet war. Er brachte Richter hinauf zur Flyco am hinteren Backbordende der Kommandobrücke. Tatsächlich hätte Richter den Weg mit verbundenen Augen gefunden, da er etwa vier Jahre auf allen drei CVS-Trägern als Geschwaderpilot verbracht
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