Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
gelbe Zähne aufblitzen und auf sein Gesicht zuschießen.
Er hatte nie unter Nachtangst gelitten, aber dieser intensive Alptraum musste etwas Derartiges gewesen sein. Er war am ganzen Körper schweißgebadet und zerkratzt aufgewacht. Vermutlich hatte er sich selbst mit den Fingernägeln verletzt, während er sich gegen die imaginären Angreifer zur Wehr setzte. Der Arzt hatte den Traum aufseine bevorstehende Auszeit zurückgeführt. Er kannte Duncan als Workaholic und glaubte tatsächlich, dass der Gedanke an Entspannung den Präsidenten eher unter Stress setzte.
Duncan bezweifelte diese »Angst vor einer Auszeit«-Theorie. Aber einen Grund für den Alptraum fand er auch nicht, höchstens, dass er vor ein paar Tagen James Camerons Alien im Kinosaal des Weißen Hauses gesehen hatte. Das erschien ihm als Grund ebenso plausibel wie irgendwelche psychischen Ursachen. Der Alptraum war jedenfalls so erschreckend real gewesen, dass er ihn am liebsten vollständig vergessen wollte. Und dabei half ihm das Joggen in dieser herrlichen Umgebung. Ein wunderschöner Tag. Ein perfekter Tag. Ein gutes Omen.
Plötzlich schoss ein Schmerz durch seine Brust. Er strauchelte und blieb stehen, fühlte sich plötzlich benommen. Er tastete nach seinem Puls und fand ihn in Ordnung.
Dann blieb sein Herz stehen.
Als er zu Boden fiel, fragte er sich noch, wie jemand es geschafft haben konnte, ihn zu vergiften. Er hörte die beiden Sicherheitsbeamten Befehle brüllen. Helle Flecken tanzten vor seinen Augen, und er wusste, dass sie nichts mehr für ihn tun konnten. Als sein Kopf auf die Erde schlug, spürte er schon nichts mehr.
President Duncan war tot.
5 Fort Bragg – Cumberland County, North Carolina
»Heilige Pferdekacke!«, sagte Rook, während er Knight einen Pik-Buben überreichte. »Das ist jetzt das fünfte Mal hintereinander! Du bescheißt doch!«
Knight ließ ein großspuriges Lächeln aufblitzen und lehnte sich zurück. Dieses Lächeln und seine fein geschnittene Kieferlinie mit der glatten Babyhaut machten nicht nur viele Frauen schwach, sondern trieben Rook zum Wahnsinn. Nicht, dass Rook kein Glück bei Frauen gehabt hätte; aber er war einfach kein »hübscher koreanischer Jüngling« wie Knight. »Ich würde nie betrügen. Ritter sind stets ehrlich und wahrheitsliebend.«
Unterdrücktes Gelächter von King, Queen und Bishop, die ihre Blätter dicht an der Brust hielten. Vor jedem Spieler, mit Ausnahme von Rook, lag ein kleiner Stapel abgelegter Karten auf dem Tisch.
»Ehrlich und wahrheitsliebend am Arsch«, knurrte Rook. »Ich bin dir nur noch nicht auf die Schliche gekommen. Und wenn es so weit ist …« Rook schüttelte die Faust. »Dann ramme ich dir die hier in den …«
»Halt, halt, hör auf zu träumen, Kleiner«, meinte Queen besänftigend. Im Einsatz konnte sie eine wahre Furie sein, aber zu Hause spielte sie oft die Friedensstifterin. Es war ja nicht so, dass die Jungs nicht miteinander auskamen, aber sie waren wie Brüder … und Brüder streiten eben manchmal. »Du bist dran.«
Rook seufzte und betrachtete seine Karten. Instinktiv suchte er nach Pärchen, Straßen und gleichfarbigen Karten, aber leider spielten sie nicht Poker. In ihrem ersten gemeinsamen Jahr fanden sie dieses Spiel zu frustrierend, einfach deshalb, weil King unschlagbar war. Er besaß das Talent, in den Gesichtern von Menschen zu lesen und intuitiv zu erfassen, wie gut ihr Blatt war. Nachdem das Team insgesamt 2300 Dollar in einer einzigen Runde an ihn verloren hatte, hatte Rook mit Zornesröte im Gesicht die Chips genommen, sie mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt. Sie verschmolzen zu einem einzigen, rotweiß-blauen Klumpen aus versengtem Plastik. Danach beschlossen sie, etwas weniger Wettkampfmäßiges zu spielen … wobei es eher auf Glück als auf Geschicklichkeit ankam. Aber seit einem Monat hatte Knight, zu Rooks wachsendem Missvergnügen, kein einziges Mal verloren. Auch wenn es nicht um Geld ging, war Kings Siegesserie bei Go Fish noch schlimmer als die beim Poker, denn angeblich war dies ein Glücksspiel. Doch irgendwie hatte Knight einen Dreh gefunden … wenigstens was Rook anging, der immer als Erster ausschied.
Er konzentrierte sich auf seine letzten drei Karten. Herz-Ass. Karo-Zehn. Pik-Drei. Er musste eine wählen.
»Knight. Zehner«, sagte Rook. »Schieb rüber.«
Knight warf einen Blick auf seine Karten und ging sie langsam durch. »Nein … nein … nein … Tut mir leid, Großer. Da geht
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