Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)

stetig aufwärts und war groß genug, dass sie aufrecht nebeneinander herrennen konnten. Die entscheidende Frage lautete: Waren sie schnell genug, um der wilden Weibshorde zu entkommen?
    Ein gutturales Brüllen röhrte weiter unten durch den Tunnel.
    »Ich schwör’s, ich kann ihren scheißefressenden Atem bis hier oben riechen«, keuchte Rook, während er mit einer Hand an der Tunnelwand und der anderen gerade vor sich ausgestreckt dahinrannte. »Haut ab, ihr miesen Weibsstücke!«
    Sein Schrei hallte im Tunnel wider, und bevor er ganz verklungen war, fiel eine Stimme ein, tiefer als seine eigene und doch irgendwie feminin. Sie brüllte: »Großer Mann, unverschämt!« Gefolgt von: »Großer Mann, gehört mir!«
    »Heilige …« Rook zog die Hand von der Tunnelwand zurück und zwang sich, schneller zu laufen. Er konnte Bishop kaum sehen, merkte aber, dass auch der einen Tick zugelegt hatte. In einer Minute würde ihnen die Luft ausgehen, wenn sie nicht vorher voll gegen eine Wand liefen oder bald einen Ausgang fanden. Aber sich von den Dingern im Tunnel einfangen zu lassen … das kam einfach nicht infrage.
    Dreißig Sekunden später fühlte sich Rook dem Zusammenbruch nahe. Sein Herz wummerte vor Anstrengung. Obwohl er sich noch wie ein Läufer bewegte, hätte eine Oma beim Nordic Walking ihn mühelos überholen können. Bishop hielt sich besser. Er war zwar außer Atem, aber sein regenerativer Körper steckte einen Großteil der Belastung weg. Beide Männer machten eine Pause und holten tief Luft. Die Kreaturen hinter ihnen hatten zwar aufgehört zu kreischen, aber ihre stampfenden Schritte und schweren Atemzüge hallten durch den Tunnel.
    »Wie viele Patronen?«, fragte Rook.
    Bishop warf das Magazin der Desert Eagle aus und runzelte die Stirn. »Eine.« Er reichte Rook die Waffe. »Ich kann zurückbleiben.«
    »Was soll denn das werden, ein Märtyrerwettbewerb?«
    »Ich werd’s überleben.«
    »Und dich in eine hirnlose Mordmaschine verwandeln. Lieber nicht.«
    Bishop nickte. Sie würden gemeinsam kämpfen.
    »Gut, dann halt jetzt den Mund und mach dich bereit.« Rook wandte sich um, um der Horde von Weibsbestienentgegenzutreten, die auf sie zugestürmt kam wie Schulmädchen in den 1960er Jahren auf die Beatles.
    »Rook«, sagte Bishop. »Deine Taschenlampe.«
    Rook blickte auf die Lampe in seiner Hand. Sie war aus. Batterie leer.
    »Ich kann dich trotzdem sehen«, meinte Bishop.
    Beide Männer drehten sich um. Schwacher Lichtschein sickerte aus nicht allzu großer Entfernung in den Tunnel. Er war gedämpft – gefiltert –, versprach aber Tageslicht und einen Fluchtweg. Trotz ihrer brennenden Lungen rannten sie wieder los und hofften, die gute Sicht würde ihre Überlebenschancen verbessern.
    Es war allerdings wahrscheinlicher, dass sie nur das Vergnügen haben würden, einander beim Sterben zuzusehen.
    Die Steigung wurde flacher, und die beiden Männer liefen schneller. Die Lichtquelle, ein hoher, von Schlingpflanzen und Gebüsch überwucherter Ausgang, tauchte vor ihnen auf. Aus Angst, zu viel Zeit zu verlieren, wenn sie sich durch das Dickicht hacken und klettern mussten, schossen beide Männer wie Kanonenkugeln auf die grüne Wand zu.
    Kletterpflanzen rissen ab. Blätter wirbelten durch die Luft. Die beiden kamen durch das Loch geflogen, als hätte der Berg sie ausgespien. Desorientiert kullerten sie auf einer weichen Matte von Pflanzenresten den Hang hinunter. Zehn Meter unterhalb des Ausgangs kamen sie endlich schlitternd zum Stillstand.
    Bishop war rasch wieder auf den Beinen und zog Rook hoch. »Lauf!«
    Rook gehorchte augenblicklich.
    Die Bestien fächerten sich bereits auf und kamen den Hang heruntergerannt. Rook dachte an Knight, der der schnellste Runningback der NFL hätte werden können, wäre er nicht zu klein gewesen, um in die Auswahl zukommen. Ein lebender Blitz. Und diese Dinger hatten sogar ihn erwischt. Rook stieß ein wütendes Gebrüll aus. Die Kreaturen saßen ihnen im Genick. Er spürte ihren Atem im Nacken. Er sah, wie die Bäume um ihn herum sich bewegten, während sie die Verfolgung durchs Geäst fortsetzten. Einen Moment lang empfand er Respekt vor dieser hoch organisierten Jagdgruppe. Dann hörte er ein tiefes, gleichmäßiges Donnern, das sein eigenes Gebrüll übertönte. Vor ihnen lichtete sich der Dschungel – sie rannten auf eine Klippe zu. Das unverwechselbare Geräusch von fließendem Wasser stieg aus einer breiten Schlucht auf.
    Ein Fluss. Doch von hier aus war er