Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
nicht zu sehen. Womöglich würden sie dreißig Meter tief in tosendes Wildwasser stürzen. Unmöglich zu sagen. Aber alles war besser, als bei lebendigem Leib aufgefressen oder in Stücke gerissen zu werden. In unausgesprochenem Einverständnis sprangen Rook und Bishop über die Klippe und warfen sich ins Leere.
Der Fluss lag nur fünfzehn Meter weiter unten und sah tief und ruhig aus. Überlebbar. Aber würden die Kreaturen sie verfolgen? Rook drehte sich noch im Fallen um und sah die Bestien am Rand der Klippe aufgereiht stehen. Die Größte der Horde, die mit den rotgeränderten Augen, hämmerte sich auf die Brust und betonte damit jede Silbe: »Großer Mann, gehört mir!«
Rook zeigte ihr den Mittelfinger, bevor er in den Fluss krachte.
Bishop kam nach Luft ringend wieder an die Oberfläche. Rooks schlaffer Körper tauchte ein paar Meter entfernt mit dem Gesicht nach unten auf. Bishop schwamm zu ihm, schlang ihm einen Arm um die Brust und drehte ihn auf den Rücken. Rook schlug um sich und hustete,bevor er wieder zur Besinnung kam und aus eigener Kraft Wasser treten konnte.
»Ich glaube, ich bin auf dem Grund aufgekommen«, sagte er und rieb sich den Hinterkopf.
Bishop nickte. Er selbst war mit den Füßen voraus aufgekommen und hatte sich anschließend zusammengekrümmt. Ein kontrolliertes Eintauchen. Rook dagegen war eingeschlagen wie eine Mörsergranate.
Bishop wies auf das von Felsblöcken übersäte Ufer auf der anderen Seite. Es würde ihnen erstklassige Deckung verschaffen, während sie sich ausruhten und mit etwas Glück eine natürliche Barriere zwischen sich und die Kreaturen legen konnten, die wasserscheu zu sein schienen. Sie mochten intelligent genug sein, um zu sprechen, aber es gab weit und breit kein Freibad mit Schwimmkursen. So viel war sicher.
Sie schwammen ans Ufer und zogen sich zwischen die großen Felsen. Als sie außer Sicht waren, riskierten sie es, eine Pause einzulegen, nicht nur, um wieder zu Atem zu kommen. Das war das geringste ihrer Probleme. Rook fasste die Lage zusammen. »Okay, eine Horde verrückter Weibsbestien ist hinter uns her. Somi war eine Verräterin und ist gefallen. Knight wird vermisst. Die VPLA hat sich Pawn geschnappt. Wir haben keine Möglichkeit, mit King und Queen Kontakt aufzunehmen. Und zu allem Überfluss habe ich meine Magnum im Fluss verloren.«
Bishop zog sein Hemd aus und breitete es zum Trocknen auf einem Felsen aus.
»Habe ich etwas vergessen?«, fragte Rook.
Wie als Antwort ertönte der gellende Aufschrei einer Frau. Beide Männer erstarrten. Es klang nicht nach einer der Kreaturen, die auf sie Jagd machten … und doch – irgendwie seltsam.
Sie schrie wieder.
Geduckt schlichen sie zwischen den Felsen hindurch auf die unheimliche Stimme zu.
Bei ihrem nächsten Erschallen machten sie beide einen Satz zurück.
Es handelte sich definitiv um eine weibliche Stimme, doch sie verfügte über eine unmenschliche Lautstärke – selbst über das Donnern des Flusses, der hier immer schneller und wilder wurde, war sie problemlos hörbar.
Abermals gellte die Stimme der Frau, ging dann aber in einen tiefen, irgendwie pulsierenden Laut über. Wurde sie gefoltert? Lag sie in den Wehen? Auf jeden Fall klang es so, als bräuchte sie Hilfe. Rook bereitete sich darauf vor, zwischen den Felsen hervorzubrechen, um der holden Maid in Not beizustehen, doch Bishops starke Hand auf seiner Schulter verhinderte die noble Geste.
Er deutete mit Zeige- und Mittelfinger auf seine Augen, dann auf einen Spalt zwischen zwei Felsen, wo ein langer Felsblock über zwei anderen zum Liegen gekommen war und ein kleines Fenster bildete. Die abwechselnd lauter und leiser werdenden, spitzen Schreie der Frau klangen immer heftiger und fieberhafter. Rook unterdrückte sein Verlangen, den edlen Ritter zu spielen, und spähte durch die kleine Öffnung.
»Was zum …« Rook starrte wie gebannt auf die surreale Szene vor ihm. Wie in Trance griff er in eine Tasche an seinem Hosenbein und fingerte ein kleines Fernglas heraus. Er hob es an die Augen, ignorierte die Wasserflecken, die die Sicht behinderten, und betrachtete in Vergrößerung den seltsamsten Anblick, den er je gesehen hatte. Dann senkte er mit großen Augen das Fernglas und reichte es an Bishop weiter. »Bishop, was zum Teufel geht hier vor?«
34 Washington, D.C.
Jeff Ayers riss das Lenkrad nach links und überholte ein Auto, dessen Fahrer entweder steinalt oder ein Volltrottel war oder viel zu laut Musik hörte. Dass
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