Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Biowaffe zu retten, hatte sich zu einem schmutzigen Kampf ums Überleben entwickelt. Erst Delta versus Freiwillige des Todes und reguläre vietnamesische Truppen. Jetzt Mensch versus Bestie.
37
Knight träumte, dass seine Mutter ihn zum Mittagessen rief, und erwachte in völliger Stille. Er hatte das heulende Gekreische der Nguoi Rung verschlafen, die hallenden Schüsse aus Rooks mächtiger Handfeuerwaffe, Somis schrecklichen Tod und auch, wie die Rote in klar verständlichem Englisch hinter Rook hergebrüllt hatte. Sonst hätte er den Fehler vermieden, immer tiefer in uralte Regionen einzudringen, die nicht von menschlicher Hand stammten.
Er setzte sich auf seinem Bett auf und rieb sich den Kopf. Obwohl er fest geschlafen hatte, tat ihm nach dem Liegen auf knorrigen alten Knochen alles weh. Er streckte den Rücken durch, atmete tief und dehnte seinen misshandelten Brustkasten. Erleichtert spürte er ein Knacken, als etwas in seinem Brustbein sich wieder einrenkte – was, konnte er nicht sagen, aber er fühlte sich besser.
Aus dem Inneren der Knochenhütte hatte er freie Sicht nach draußen. Er konnte die Höhlenwand mit ihrem grünen Leuchten sehen und skelettartige Konstruktionen an ihrer Basis. Das Licht war außergewöhnlich gleichmäßig. Er hielt Ausschau nach Bewegungen. Verschiebungen in den Schatten. Einem Flackern. Alles, was die Anwesenheit eines anderen Wesens verraten konnte, das ihm auflauerte. Er verlangsamte seinen Atem so stark, dass er ihn selbst nicht mehr hören konnte, und lauschte.
Er sah nichts.
Hörte nichts.
Stand auf.
Sein Fußknöchel gab nach und zwang ihn, sich wieder auf sein Bett aus Knochen zurückfallen zu lassen, die unter der plötzlichen Last klapperten.
Knight erstarrte. Als niemand sich zeigte, war er fast sicher, allein zu sein. In der Stille der Höhle hatte sein klapperndes Bett herumgelärmt wie eine Alarmglocke. Beziehungsweise eine Essensglocke.
Er griff nach einem der zusammenhängenden Radiusknochen mit Ulna, die ein dekoratives Muster um seine Bettstatt herum bildeten, und riss ihn mit einem Ruck los. Die Knochen waren stabil, doch das Gewebe, das sie zusammengehalten hatte, zerfiel zu Staub. Mit einer Rolle Isolierband aus seiner Cargohose befestigte er je einen der Unterarmknochen zu beiden Seiten seines verletzten Knöchels.
Nicht gerade eine Gel-Schiene, dachte er, aber besser als nichts.
Aufstöhnend kam er hoch, doch diesmal war der Schmerz erträglich. Die provisorische Schiene leitete die Last von seinem Knöchel auf den Unterschenkel ab. Er hinkte zur Tür und warf einen Blick hinaus. Da war nichts als der smaragdgrüne Schein der uralten Knochen.
Er schlüpfte lautlos ins Freie und umrundete das Bauwerk, das ihm Schutz geboten hatte. Um eine Ecke spähend, sah er einen langen, geraden Weg, fast schon eine Straße, die sich ein ganzes Stück weit erstreckte. Die Seiten waren von Gebäuden unterschiedlicher Größe und Komplexität gesäumt. Den ursprünglichen Zweck des Orts konnte man nur erahnen, doch das Design und die handwerkliche Ausführung der Bauwerke waren von eindrucksvoller, fast berückender Schönheit.
Nach kurzem Lauschen huschte Knight zur anderen Straßenseite, wo die Gebäude sich an der knochengespickten Steinwand hochzogen. Er hoffte, einen Tunnel zu finden, der ihn ans Tageslicht brachte. Verdammt, selbst das düstere Licht am Boden des Dschungels mit seiner feuchten Hitze wäre dieser kühlen Nekropole vorzuziehen. Er machte sich Sorgen wegen der Luft. Staub verklebte ihm die Nase, Staub, der aus den Knochen und Leichen stammte, die in dieser Höhle verrottet waren. Er atmete die Toten ein.
Knight bewegte sich so schnell wie mit dem verletzten Bein möglich und hielt sich im Schatten, doch das diffuse Licht des glühenden grünen Mooses schien in jeden Winkel der Kaverne zu dringen. Falls eine der Kreaturen, die hier hausten, zufällig in seine Richtung sah, würde er auffallen wie ein schwarzer Meteorit auf einem arktischen Eisschelf.
Als er das Klatschen breiter, nackter Füße aus einem Seitengang näher kommen hörte, duckte er sich in die erstbeste dunkle Tunnelöffnung. Bevor er sich in die Finsternis zurückzog, holte er ein Tuch aus der Tasche und wischte etwas von dem grünen Zeug von den Knochen ab. Dann steckte er den leuchtenden Fetzen ein und ließ die Nekropole hinter sich.
Da die Schritte immer näher klangen, blieb ihm keine andere Wahl, als weiter dem Tunnel zu folgen. Er verlief fünfzehn Meter lang
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