Operation Macho
zurückgekämmte Haar und der Aktenkoffer würden Tony, den Tiger nicht mehr verbergen können, der gerade neben ihr saß, mit einer Hand im Rhythmus der Musik auf das Lenkrad klopfte und sich mit der anderen Freiheiten herausnahm, die sie noch nie einem Mann im Auto gestattet hatte.
Dann kamen auch noch die roten Sandsteinfelsen in Sicht, und Lynn hielt den Atem an.
Tony hörte auf, auf das Lenkrad zu klopfen. „Wahnsinn.“
„Das kann man wohl sagen.“ Sie war noch ein Kind gewesen, als ihre Eltern sie hierher mit in den Urlaub genommen hatten, und noch heute konnte sie sich daran erinnern, wie sehr sie gestaunt hatte. Das ganze Tal war gefüllt mit riesigen Felsbrocken in der Farbe von reifen Pfirsichen. Über Jahrhunderte hinweg hatten Wind und Wasser diese Felsen geformt, und viele Menschen waren überzeugt, dass die Steine magische Kräfte besaßen.
Hoffentlich haben sie wenigstens die Kraft, meine Eltern daran zu erinnern, wie sehr sie sich lieben, dachte Lynn. Während Tony vom Highway in Richtung Sedona abbog, sah Lynn wieder in den Rückspiegel. Bud und Gladys sahen sich um, während sich die kurvige Straße durch die rote Felslandschaft zog.
Tony schaltete das Radio aus. „Das haut einen um“, stellte er zu Lynn gewandt fest.
„Ja.“ Unwillkürlich legte sie die Hand auf seine, die immer noch auf ihrem Schenkel ruhte.
„Vielleicht sollten wir hier auch unsere Flitterwochen verbringen.“
Die Bemerkung ließ ihr Herz losrasen, bis ihr auffiel, dass er laut genug gesprochen hatte, damit ihre Eltern es mitbekamen. „Gute Idee“, stimmte sie zu.
„Dort oben waren wir.“ Gladys deutete zu einem Felsen, der über hundert Meter hoch war.
„Nein, es war der da hinten“, widersprach Bud.
„Der war es nicht. Es war dieser. Weißt du denn nicht mehr? Wir waren weit und breit ganz allein, und als wir dort oben ankamen, haben wir … Also ich weiß eben, welcher es war.“
Lynn drehte sich zu ihrer Mutter um und lächelte, während Gladys errötete. „Was habt ihr zwei denn dort oben gemacht, Mom?“
„Nichts.“ Das Gesicht ihrer Mutter war jetzt knallrot. „Außerdem hat uns dort niemand gesehen.“
Lynns Lächeln wurde noch herzlicher. „Heißt das, ihr beide habt es da oben auf diesem Felsen getrieben?“ Sie wies zu dem Felsen, zu dem auch ihre Mutter gedeutet hatte.
„Nein, auf dem da hinten“, stellte Bud richtig.
„Bud und Gladys!“ Wissend schnalzte Tony mit der Zunge. „Ich dachte mir schon, dass ihr zwei gern ein Risiko eingeht.“
„Heutzutage wäre das sicher nicht mehr möglich“, sagte Bud. „Seht euch die vielen Leute an, die da herumklettern. Hier hat sich wirklich vieles verändert. Was hier alles gebaut wird! Einkaufscenter, Ferienwohnungen, Hotels …“
„Na, wir haben uns schließlich auch verändert“, stellte Gladys fest.
„Du schon. Ich dagegen sehe nicht aus, als hätten Vögel ihre Nester auf meinem Kopf gebaut.“
„Wenigstens habe ich noch Haare. Gab es Rasierklingen im Sonderangebot? Hast du dann beschlossen, sie alle mal auszuprobieren?“
„Am Oak Creek hat sich nichts verändert“, unterbrach Lynn den Streit. „Sie haben mir einen Prospekt geschickt, und es sieht noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung habe.“
„Wir müssen noch über die Zimmeraufteilung reden. Ich habe da eine wundervolle Idee“, verkündete Gladys. „Lynn, wir beide teilen uns ein Zimmer und lassen den Männern das andere. Dann können wir beide uns nächtelang unterhalten. Wir lackieren uns gegenseitig die Fußnägel und schminken uns. Das wird sicher urkomisch.“
„Da habe ich ja eine unglaublich spannende Auswahl“, beschwerte Bud sich. „Entweder teile ich das Zimmer mit dem italienischen Hengst oder mit Madame Medusa. Ich kann es kaum abwarten, dass es Nacht wird.“
Tony warf Lynn einen Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie den nächsten Schritt tun musste und ihren Eltern beweisen, wie sehr sie Tony vergötterte.
Sie schlang ihm einen Arm um den Nacken und fuhr ihm mit einem Finger über das Ohr. Er erschauerte unter der Berührung, und Lynn konnte sich nicht gegen die Zufriedenheit wehren, die diese Reaktion in ihr auslöste. „Auf keinen Fall werde ich ohne Tony, den Tiger, übernachten, Mom. So haben sie ihn auf der Highschool immer genannt. Nett, nicht?“
Gequält stöhnte Bud auf. „Mir wird gleich übel.“
„Sicher wird er heute von niemandem mehr so genannt“, bemerkte Gladys.
„Deine eigene Tochter hat es doch
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