Operation Macho
lügen. „Überhaupt nicht, Mom. Das Ganze ist ein Missverständnis. Irgendwie kam er auf die Idee, Tony und ich seien bi.“
„Du verschweigst mir doch etwas. Dein rechtes Augenlid zuckt, und du wirst rot. Du kannst mir alles sagen, das weißt du. Ich bin ohnehin einiges gewohnt. Immerhin muss ich erfahren, dass dein Vater zusammen mit Bordsteinschwalben in einem Motel wohnt. Ich weiß, was in der Welt alles vorgeht, immerhin sehe ich fern. Halte mich bloß nicht für ein Hausmütterchen.“
Lynn betrachtete die ausgeflippte Frisur, die grelle grüne Kleidung und die Plateauschuhe. „Niemand würde dich für ein Hausmütterchen halten, Mom.“
„Danke, aber jetzt sieh dir deinen Vater an. Er denkt, er sieht jetzt aus wie Kojak. Der Mann weiß einfach nicht in Würde zu altern.“ Gladys schüttelte den Kopf.
„Wirklich schade.“ Lachend zog Lynn ihre Mutter in die Arme. „Ich habe dich vermisst, Mom.“
„Ich dich auch, aber du hast einen anstrengenden Job. Genau deswegen werde ich auch bei dir einziehen und mich um das Baby kümmern. Hoffentlich ist es ein Mädchen, dann sind wir drei Frauen im Haus.“
Bedrückt dachte Lynn daran, dass sie früher oder später ihrer Mutter diesen Traum nehmen musste. Ihre Eltern würden sich nicht scheiden lassen, und sie würde kein Baby bekommen.
Sie kamen zum Schalter für Mietwagen, und Lynn reichte der Angestellten ihre Reservierung, die Kreditkarte und den Führerschein. Dann wandte sie sich wieder an ihre Mutter. „Wir können nicht zum Frauenhaus werden, Mom. Ich werde Tony heiraten.“
„Das glaube ich nicht“, widersprach Gladys mit hintergründigem Lächeln. Sie lehnte sich an den Schalter, während die Angestellte die Papiere ausfüllte. „Neulich habe ich Calvin Forbes getroffen“, erwähnte sie beiläufig.
„Tatsächlich?“ Seit Jahren hatte Lynn nicht mehr an ihren Freund aus der Schulzeit gedacht. „Wie geht’s ihm?“
„Wunderbar.“ Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf den Arm. „Er hält Vorträge über Motivation. Ehrlich gesagt, ich bin ihm nicht zufällig begegnet. Ich war in einem seiner Seminare zum Thema ‚Entdecke deine Kräfte‘. Und er hat sich nach dir erkundigt.“
„Er gibt diese Seminare?“
„Hast du nicht von ihm gehört? Mittlerweile ist er recht bekannt.“
„Von den Seminaren habe ich erst kürzlich erfahren.“ Sie wandte sich wieder dem Schalter zu, als die Angestellte fragte, ob noch andere den Wagen fahren würden. „Oh, Mom, ich brauche Tony.“ Suchend sah sie sich nach den beiden Männern mit dem Gepäck um.
„Nein, du brauchst ihn nicht, Liebling. Er hat seine Aufgabe als Erzeuger erfüllt, und jetzt können wir …“
„Nein, er muss seinen Führerschein vorlegen, damit er den Wagen fahren kann.“
„Du bezahlst, und er fährt?“
„Über Geldfragen streiten wir uns nicht, Mom. Das erleichtert vieles im Leben.“ Sie entdeckte Tony und ihren Vater. Lässig lehnte Tony an einer Säule und erntete bewundernde Blicke der vorbeigehenden Frauen.
„Ach so, ich verstehe, wie einfach das ist“, regte Gladys sich auf. „Du schuftest, und er faulenzt.“
„Tony hat einfach noch nicht den Job gefunden, der zu ihm passt.“ Lynn winkte, bis Tony sich langsam von der Säule abstieß. Jede Bewegung in seinem sinnlichen Gang war wie ein Versprechen auf lustvolle Nächte.
„Also, Calvin geht ganz anders“, stellte Gladys missbilligend fest.
„Da bin ich mir sicher, Mom.“ Lynn fragte sich gerade, welchen Tony eine Frau im Bett erleben würde, den konservativen Anwalt oder den sexy Kerl. Natürlich hatte sie nicht vor, selbst darauf eine Antwort zu finden.
„Was ist los, Baby?“, fragte Tony und musterte sie von Kopf bis Fuß. „Vermisst du mich?“
„Du musst hier als Fahrer des Wagens unterschreiben.“
„Klare Sache, Süße.“ Er griff nach der Brieftasche hinten in der Jeans.
„Gerade habe ich Mom erzählt, dass es noch sechs Monate bis zum Termin sind.“ Lynn wollte schnell sicherstellen, dass er nichts anderes erzählte.
„Wie?“ Tony steckte die Brieftasche wieder ein und sah Lynn an. „Bis zu welchem Termin, Zuckermaus?“
Gladys gab Lynn einen Rippenstoß. „Das habe ich dir doch gesagt! Er hat jetzt schon vergessen, dass du in anderen Umständen bist.“
„Ach so.“ Lässig schlang er einen Arm um Lynns Schultern. „Der Termin. Hast du deiner Mutter schon gesagt, welche Namen wir uns überlegt haben?“
„Tja … noch nicht.“ Warnend sah sie ihn an.
„Also,
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