Operation Macho
klappt es. Während der Fahrt hierher haben sie sich einen Plan zurechtgelegt.“
„Prima. Ich mag die beiden, Lynn, und hoffentlich läuft alles so, wie du es dir überlegt hast.“
Verwundert sah sie ihn an. „Du magst sie wirklich?“
„Na sicher. Weshalb auch nicht?“
„Weil sie sich über jede Kleinigkeit streiten, und sie bringen einen immer wieder in peinliche Situationen. Sicher erlebst du davon noch einige, bevor dieses Wochenende vorüber ist.“
„Darauf freue ich mich schon. So viel Spaß hatte ich seit meiner Schulzeit nicht mehr.“
Sie erreichten die Stufen zu ihrem Häuschen, und Lynn blieb stehen, um sich umzusehen. Dadurch wollte sie sich noch ein bisschen sammeln, um sich darauf vorzubereiten, gleich allein mit Tony zu sein. „Du magst sie tatsächlich?“
„Ja. Ich finde, dass man bei ihnen trotz des ganzen Gezänks merkt, dass sie sich lieben. Wenn sie keinerlei Gefühle mehr füreinander hätten, würden sie sich nicht immer so über den anderen aufregen. Und auf jeden Fall wollen sie dich beschützen. Ich glaube, es besteht eine gute Chance, dass sie darüber ihren Streit vergessen.“
„Das hoffe ich.“ Sie betrachtete den Gebirgsbach. „Die Umgebung sollte dabei doch auch helfen, meinst du nicht? All die Erinnerungen und so.“
„Wir sollten reingehen, bevor deine Mutter oder dein Vater wieder aus dem Häuschen kommen und uns hier sehen, wie wir die Landschaft bewundern, anstatt …“
„Du hast recht.“ Lynn holte den Schlüssel aus der Tasche. Ihr Herz klopfte wie wild, und sie nahm sich fest vor, dieses Häuschen wie ein zweites Büro zu sehen. Tony und sie waren unzählige Male allein im Büro gewesen, sogar bis spät in die Nacht. Diese Zeiten sind allerdings für immer vorbei, überlegte sie.
Leider ähnelte das Häuschen von innen überhaupt nicht dem Büro. Die Tagesdecke auf dem Bett, die kleine Decke auf der Kommode und die Polsterung des Schaukelstuhls waren alle in demselben freundlichen Muster gehalten. Frische Blumen standen auf den Nachttischen, und der Blütenduft verwandelte das kleine Zimmer in ein Liebesnest. Für Lynns Eltern war das genau die richtige Umgebung, aber für Lynns Geschmack war die Versuchung, die von Tony und diesem Zimmer ausgingen, einfach zu groß.
Sie blieb an der Tür stehen und sah sich noch einmal um. Ein großes Bett, eine Kommode, ein Schaukelstuhl, zwei Stühle und ein kleiner Tisch. Kein Sofa.
„Gehst du auch rein, oder soll ich das Gepäck an dir vorbeischieben?“
Lynn holte tief Luft und ging gleich bis zum Fenster durch, während ihr Pulsschlag raste. Sie konnte nicht beurteilen, welcher Tony ihr in den Raum gefolgt war. Tony, der Anwalt oder Tony, der Tiger?
Dann spürte sie seine Hände auf den Schultern. „Du zitterst ja wie Espenlaub“, stellte er fest und drehte sie langsam zu sich um. „Rede doch mit mir.“
Erleichtert atmete sie wieder aus. Diesen Tony kannte sie aus dem Büro. „Du … hast mich mit deiner Schauspielerei ziemlich durcheinandergebracht“, gestand sie ein.
Er lächelte nur. „Insgeheim stehst du auf den wilden Typ, stimmt’s?“
„Das muss noch aus den Zeiten stammen, als ich Kerle wie dich nicht einmal ansehen durfte.“
„Aber der brave Tony bringt dein Blut nicht zum Kochen, oder?“
Da war Lynn sich nicht so sicher. Seine Hände auf ihren Schultern erinnerten sie an die Herfahrt, als er ihren Schenkel gestreichelt hatte, und sie musste an seine Küsse denken.
Eingehend musterte er ihr Gesicht. „Darauf weißt du noch keine Antwort, ja?“
„Es spielt doch keine Rolle. Selbst wenn ich mich nach dir sehnen würde, nach dem Anwalt oder auch nach dem Tiger, dürften wir nichts miteinander anfangen.“
Behutsam massierte er ihr die Schultern, während er ihr in die Augen sah. „Wieso nicht?“
„Das weißt du so gut wie ich. Vor Kurzem wurdest du von der Frau geschieden, die du sehr geliebt hast. Wenn du dich jetzt in eine Beziehung stürzt, würdest du damit nur versuchen, sie zu ersetzen. Du würdest nicht mich sehen, sondern nur das an mir, was dich an sie erinnert.“
„Du hast nichts mit Michelle gemeinsam.“
Lynn musste lächeln. „Das bezweifle ich. Frauen sind im Großen und Ganzen alle ähnlich ausgestattet.“
Ohne den Blick von ihren Augen zu wenden, erwiderte er das Lächeln. „Dann bist du davon überzeugt, dass ich im Moment nur nach irgendeiner Frau suche?“
„Ja, so kann man es ausdrücken.“
„Also muss ich dich wohl vom Gegenteil
Weitere Kostenlose Bücher