Operation Macho
ich tippe ja auf einen Jungen. Natürlich.“ Tony fing an, Lynns Nacken mit einer Hand zu massieren.
„Natürlich.“ Mit steinerner Miene blickte Gladys ihn an.
Er hat sehr feinfühlige Finger, stellte Lynn fest, als er ihre verspannten Muskeln lockerte. Sicher konnte er eine Frau mit diesen Fingern sehr glücklich machen. Irgendeine andere Frau fügte sie in Gedanken hastig hinzu.
„Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Rocky“, verkündete Tony. „Rocky Balboa Russo. Klingt das nicht wie ein Schwergewichtler, Mrs M.?“
„Allerdings“, stimmte Gladys zu und ließ ihn nicht aus den Augen. „Und was für einen Mädchennamen? Bambi? Barbie? Cinderella?“
„Klingen alle drei ganz gut, aber mir gefällt Lulabelle. Das geht doch gut von der Zunge, oder?“
„Auch dann noch, wenn man betrunken ist“, fügte Gladys bissig hinzu.
Wenn Tony mich noch weiter massiert, überlegte Lynn, dann zerfließe ich hier vor Verlangen. „Ich glaube, wir können jetzt los“, sagte sie.
„Was für ein Geschoss hast du uns denn gemietet?“, fragte Tony.
„Deinen Lieblingswagen. Einen roten Mustang Cabrio.“
„Heiße Sache.“ Tony gab ihr einen kurzen, heißen Kuss, der ihr den Atem raubte.
Lynn konnte nur hoffen, dass er sich in den alten Tony zurückverwandelte, sobald sie in ihrem Häuschen waren. Wenn er weiter diese erotische Show abzog, konnte es gut passieren, dass sie ihn noch anflehte, mit ihr zu schlafen. Und wer konnte sagen, was für einen Tiger sie dann weckte?
5. KAPITEL
T ony konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so viel Spaß gehabt hatte. Er bestand darauf, das Verdeck zu öffnen, obwohl Gladys meinte, der Wind würde ihre Frisur ruinieren. Bud sagte nur, das sei bereits geschehen, und er sei auch für das offene Verdeck. Die beiden stritten noch über ruinierte Frisuren und den Mangel an Haaren, während Tony das Verdeck zusammenfaltete und sich eine Zigarette anzündete.
Er hustete nur ein einziges Mal, und dann war er in seinem Element. Mit Zigarette im Mundwinkel sauste er los. Er trug seine Sonnenbrille und hatte eine Hand auf Lynns Schenkel liegen. Mit der anderen hielt er lässig das Lenkrad fest, und im Radio lief Rockmusik.
Lynn hatte ihn gewarnt, sich nicht in sie zu verlieben, aber von Begierde hatte sie nichts gesagt. Anscheinend hatte er mit dem konservativen Anzug auch die Hemmungen abgelegt. Er fühlte sich großartig.
Genüsslich strich er ihr über den Schenkel. Bud und Gladys hatten die Köpfe zusammengesteckt, um ihn genau beobachten zu können. Wenigstens nahm Tony das an. Bei Bud konnte er es sehen, aber Gladys wurden die Haare ins Gesicht geweht, sodass man nicht erkennen konnte, wohin sie blickte. Die beiden boten im Rückspiegel einen tollen Anblick – Medusa und Kojak.
Sanft drückte er Lynns Bein, und sie drehte den Kopf zu ihm. Wegen der Sonnenbrille konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, aber er lächelte ihr zu. Dass ihre Wangen gerötet waren, konnte am Wind liegen, allerdings war Tony ziemlich überzeugt, dass dieses kleine Spiel sie genauso erregte wie ihn. Wie würde sie erst reagieren, wenn sie beide allein im Zimmer waren und die ganze Nacht gemeinsam verbringen mussten?
Lynns Sinne waren vollkommen überreizt. Der Wind in ihrem Haar, die laute Musik in den Ohren, die großartige Berglandschaft, die vorüberzog und Tonys Hand auf ihrem Bein, das war einfach zu viel für sie.
Doch der Plan funktionierte tatsächlich. Am Anfang der Fahrt hatten ihre Eltern verkrampft voneinander abgerückt gesessen, aber im Rückspiegel sah sie, dass sich daran etwas geändert hatte. Zuerst hatte Gladys Bud angestoßen und mit dem Kopf nach vorn gedeutet, wo Tony sanft Lynns Bein streichelte. Dadurch löste er in ihr einiges aus, aber es bewirkte auch bei ihren Eltern etwas. Sie verabscheuten diese Geste.
Schließlich rückten Bud und Gladys dichter zusammen. Wegen des Winds und der lauten Musik mussten sie sich direkt gegenseitig ins Ohr sprechen. Sicher halten sie gerade Kriegsrat, überlegte Lynn. Sie musste dafür sorgen, dass der erste Plan ihrer Eltern fehlschlug, damit sie sich etwas Neues ausdenken mussten. Je mehr Pläne sie schmiedeten, desto eher vergaßen sie ihren Streit. Dann konnte Lynn sich offiziell von Tony trennen, das Kind verlieren, und alles wäre wieder beim Alten.
Außer dem Bild, das sie sich von Tony gemacht hatte. Nie wieder würde sie ihn so, wie früher sehen können. Selbst der Nadelstreifenanzug, das streng
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