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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Nähe?«
    »Dein Vater scheint den Traumjob eines jeden Jungen zu haben«, sagte Juliette, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Ja. Aber ein James Bond ist er nicht. Er hockt bloß in Sitzungen und trinkt zu viel Kaffee. Sagt er jedenfalls.«
    Die Kabinennummern wurden kleiner.7047, 7045.
    »Es ist spannender, der Gejagte und Gehasste zu sein als der Jäger und Hasser«, sagte Juliette mit einem seltsamen Unterton.
    Aaro fiel dazu nichts ein.
    »Und deine Mutter?«
    »Die ist Wissenschaftlerin am CERN.« Aaro war stolz auf den Arbeitsplatz seiner Mutter und gab gern damit an. »Sie hat über Elementarteilchen promoviert. Jetzt baut sie Grid auf, ein riesiges Computernetz. Damit kann man bald eine Informationsmenge von einer Million Gigabyte verarbeiten.«
    Aaro wartete auf eine erstaunte Reaktion, aber sie kamnicht. Juliette ging einfach mit ernstem Gesicht weiter, obwohl sie gerade noch die Freundlichkeit in Person gewesen war.
    »Das entspricht anderthalb Millionen CD-ROMs   …«
    Der Gang wollte und wollte nicht enden.
    »Wo gehen wir denn nun hin?«
    Die Frau antwortete nicht. Die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich in Nichts aufgelöst. Womöglich würde es gar nicht so einfach sein, über den Finderlohn zu verhandeln, wie Aaro sich das vorgestellt hatte.
    Vor der Tür mit der Nummer 7039 blieb die Frau stehen und klopfte energisch an.
    Die Tür ging auf und sie traten ein. Der Raum dahinter erinnerte an ein großes Hotelzimmer.
    Die Frau schloss die Tür hinter ihnen. Erst da erblickte Aaro den Mann mit Sonnenbrille und Halstuch, der in der Kabine auf sie gewartet hatte. Er hielt Aaro den Mund zu, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und nahm ihn fest in den Griff.
    »Tut mir leid, aber wir haben keine andere Möglichkeit«, sagte Juliette. Ihre Stimme war eisig.
    Sie packte Aaro an den Füßen. Er versuchte, sich zu wehren, aber die beiden Erwachsenen trugen ihn wie eine Puppe in das andere Zimmer der Suite. Dort drückten sie ihn brutal auf den Boden und legten ihm Handschellen an.

11
    »Würdest du freundlicherweise aufhören«, fuhr die schöne Südamerikanerin den jüngeren Mann an, der in der Piano-Bar der Ocean Emerald mit seinen Wurstfingern auf den Tisch trommelte. »Ich kann mich nicht auf meinen Liedtext konzentrieren, wenn du so unruhig bist.«
    »Das ist nicht mein Problem«, schnaufte Max Lownie junior und drehte die Opernmusik, die aus dem Kopfhörer in seine Ohren strömte, noch lauter: Richard Wagners
Siegfried
. Alles an Max war maximal: sein Gewicht, der Preis seiner Klamotten, die Menge der Unterhaltungselektronik an seinem Gürtel. Nur die Körpergröße war zu klein ausgefallen.
    Max schluckte die letzten Bissen seines Hamburgers hinunter und warf das zerknüllte Papier auf den Tisch. Er mochte die Gourmet-Restaurants auf den Schiffen seines Vaters nicht, sondern aß auch hier das gleiche Zeug, an das er sich in den fünfundzwanzig Jahren seines Lebens in Miami gewöhnt hatte.
    Der Kellner kam und pflückte mit der kühlen Geste des Profis das Papierknäuel vom Tisch.
    »Ich kann mir den Schluss des Refrains einfach nicht merken«, lamentierte Gabriela.
    Max rülpste. »
Who cares
, wo doch Piave solch ein fantastisches Libretto für
Rigoletto
geschrieben hat«, sagte er und steckte sich einen Zigarillo an, obwohl das Rauchen in diesem Teil der Piano-Bar verboten war. »Deine Lieder bedeuten niemandem etwas. Mir jedenfalls nicht. Und Vater auch nicht. Er tut nur so, damit du zufrieden bist.«
    »Hör auf, Maximilian. Wir müssen lernen, miteinander auszukommen. Wie Mutter und Sohn.« In dem letzten Satz lag ein ironischer Unterton.
    Max blies seiner Stiefmutter den Rauch direkt ins Gesicht und sagte leise: »Du bist nicht meine Mutter, sondern eine Glücksritterin, die hinter dem Geld meines Vaters her ist.«
    »Verzeihung«, merkte der Kellner von der Seite an. »Jemand hat sich wegen des Rauchs beschwert   …«
    »Ich wollte sowieso gerade gehen«, fuhr Max den Mann mit roten Backen an. »Ich würde sogar den ganzen Kahn verlassen, wenn er nicht gerade in diesem Kaff hier vor Anker liegen würde.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, stand energisch auf und warf fast seinen Stuhl um, als er an dem dünnen, kerzengerade dastehenden Kellner vorbei auf den Gang hinaus walzte.
    Er ging am Internet-Café und an der Bibliothek vorbei zum Cigar-Club hinter dem Casino. An der Tür wäre er beinahe mit einer attraktiven, ganz in Schwarz gekleideten Frau

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