Operation Ocean Emerald
Hände neben dem Schmuck auf und brachten ihn vor den trampelnden Füßen in Sicherheit.
Im Nu flammte der Blick der Frau in heißem Zorn auf, sie packte die fremde Hand und riss an der Perlenkette, die diese erwischt hatte. Jetzt erkannte Aaro, wem die Hände gehörten: Rosita!
Das Mädchen versuchte, der aggressiven Frau etwas zu erklären, aber die zerrte nur in blindem Zorn an ihrem Eigentum. Da riss die Kette entzwei und die Perlen rollten in die Menschenmenge.
Die Frau begann zu schreien und zog Rosita wütend an den schwarzen Haaren. Rosita schrie zurück und packte ihrerseits die Angreiferin an den roten Locken. Aaro schob sich durch das Gedränge zu den Kontrahentinnen durch und versuchte, sie zu trennen.
Ein plötzlicher Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht ließ Rosita auf die Knie fallen und im selben Moment beruhigten sich die beiden Frauen. Es war Juliette, die zugeschlagen hatte.
Aaro bemerkte, dass aus Rositas Nase Blut rann, und an ihrer gerupften Erscheinung sah man, dass der Kampf schlimmer gewesen war, als es aus der Entfernung den Anschein gehabt hatte.
»Ich wollte doch nur helfen«, keuchte Rosita.
»Du hast versucht, unser Eigentum zu stehlen«, schnauzte Juliette sie an und warf Emilio die Schmuckschatulle der Frau zu. Emilio steckte sie sofort in einen Plastiksack zu den anderen Wertsachen.
Die Bootsstation leerte sich inzwischen rasch, weil die Leute entweder selbst in das auf Deckniveau herabgelassene Boot gestiegen oder aber mit sanfter Gewalt von Besatzungsmitgliedern hineingezerrt worden waren. Aaro versuchte, Rosita zu helfen, die auf dem Deck stehen blieb, aber ein Matrose zog ihn ins Boot.
»Jetzt gibt es keine Zeit zu verlieren, mein Junge«, sagte der asiatisch aussehende Mann streng.
Aaro geriet in den Innenbereich des Bootes zwischen schluchzende Frauen und ungläubige Männer. Der Mann, der ihn hineingezogen hatte, stand immer noch an der offenen Tür und machte Zeichen zum Schiff hin. Dann gab es einen Ruck und das Boot senkte sich dem Wasser entgegen.
Aaro bekam einen Sitzplatz neben dem Fenster. Einen Moment lang schaute er verdutzt zum Schiffsdeck, das jetzt zwei Meter über ihnen lag. Da tauchte an der Reling der Rücken einer dunklen männlichen Gestalt auf, die etwas an die Pforte zu schleifen schien.
Rosita
. Aaros Herz machte heftige Sprünge, als er sah, wie der Mann sich an der Pforte umdrehte und Rosita über Bord stieß. Das Mädchen fiel auf das Dach des Rettungsbootes und durch den Aufprall erschraken die ohnehin schon verängstigten Passagiere noch mehr. Der Matrosein der Steuerkabine machte die Tür auf und eilte nach draußen, obwohl sich das Boot ständig weiter auf die Wasseroberfläche zubewegte.
Auch Aaro stürzte zur Tür, wenngleich es wegen der vielen Menschen und dem allgemeinen Durcheinander schwierig war, sich auf dem Boot zu bewegen. Die Bootsbesatzung half Rosita herein und legte sie hinter der Steuerkabine, die sich etwas oberhalb der Passagierkabine befand, auf den Boden.
Aaro kauerte nieder und schaute besorgt auf Rosita. An ihrem Hinterkopf war eine blutige Wunde zu erkennen, aber sie hatte nach wie vor ihre Grübchen im blassen Gesicht.
»Sobald wir an Land sind, wirst du ins Krankenhaus gebracht«, sagte Aaro heiser. »Ich komm dich besuchen …«
Rosita sah erschreckend weiß und leblos aus, auch schien sie nicht zu hören, was er sagte. Zu Aaros Erleichterung bewegte sie sich aber ganz leicht.
»Nimm das hier …« Sie nahm sich das Lederband mit dem Amulett vom Hals. »Das habe ich in einer Ruine von den Azteken gefunden … Es bringt Glück …«
»Das brauchst du selbst.«
»Nein … Du brauchst es jetzt viel mehr als ich.«
Aaro nahm das Amulett aus Rositas Hand, die sich kalt und feucht anfühlte. Er umschloss es mit der Faust und biss die Zähne zusammen. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um loszuheulen.
Im selben Moment jaulten die Motoren auf und Aaro spürte, wie das Boot sich schwankend vom Schiff wegbewegteund dabei beschleunigte. Er blickte durch die offen stehende Tür nach draußen. Die Ocean Emerald blieb immer weiter zurück und wurde nach und nach vom Nebel verschluckt.
36
»Es sind Menschen über Bord gegangen«, ereiferte sich der Kapitän lautstark gegenüber Delacroix, der auf der Kommandobrücke stand und sich das Chaos draußen ansah. »Sie sind ein Mörder!«
»Die Leute sind hysterisch und rutschen leicht aus, aber Ihre Leute angeln sie schon wieder aus dem Wasser und
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