Operation Overkill
richtig waren. »Ich würde mir nicht anmaßen, Ihnen einen Rat bezüglich Ihrer politischen Haltung zu geben, Mr. President –
das steht mir nicht zu. Aber ich glaube, wir sollten die erhöhte militärische Alarmbereitschaft weiter aufrechterhalten. Da uns keine genauen Informationen vorliegen, war die Anordnung der Bereitschaftsstufe DEFCON FOUR meiner Meinung nach die klügste und sinnvollste Maßnahme, die Sie ergreifen konnten.
Ich glaube, wir sollten es bis zu dem von unserer Moskauer Quelle genannten Vollzugsdatum dabei belassen.«
»Oder bis der Ernstfall tatsächlich eintritt?«, fragte der Präsident mit einem frostigen Lächeln.
»Oder bis der Ernstfall tatsächlich eintritt«, erwiderte Hicks.
405
Orpington, Kent
»Lassen Sie die Witze, Mr. Willis«, sagte Orlow.
»Wer hat Ihnen gesagt, dass ich herkomme?«, fragte Richter.
Orlow lächelte. Er schlang den Morgenmantel enger um den hageren Leib, hob die Hände und tat so, als wäre er überrascht. »Mir gesagt, Mr. Willis? Wie hei-
ßen Sie übrigens wirklich?« Richter verriet es ihm –
seiner Ansicht nach kam es nicht mehr darauf an, ob es die Russen wussten oder nicht. »Niemand hat uns gesagt, dass Sie herkommen, Mr. Richter«, erklärte Orlow. Dann hielt er inne. »Wir sind uns zwar noch nicht begegnet«, fügte er hinzu, »aber ich weiß eine ganze Menge über Sie.«
»Bestimmt«, sagte Richter.
Orlow kicherte leise. »O ja. Das war eine reine Schlussfolgerung. Als wir heute Abend mit unserer Bombe den Falschen erwischten, rechneten wir damit, dass Sie sich aus der Defensive locken lassen und etwas unternehmen würden. Es war gewissermaßen bezeichnend für Sie, wenn unsere Informationen über Sie zutreffen. Sie sind ein sehr gefährlicher Mann, Richter. Die Männer, die wir letzte Woche auf Sie angesetzt hatten, waren zwei unserer Besten. Wir haben Sie eigens herkommen lassen, um Sie zu liquidieren.
Und für das, was Sie ihnen angetan haben, werden Sie eines langsamen Todes sterben. Sehr langsam und sehr schmerzhaft.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich auf so was 406
einlassen, Wladimir«, sagte Richter. »Nicht, wenn unsere Informationen über Sie richtig sind.«
Orlow lächelte erneut. »Nicht ich persönlich«, sagte er und deutete auf den Mann zu seiner Linken. »Einer der Männer, die Sie getötet haben, war Juris Bruder.
Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werde ich Sie Juri überlassen. Juri wird es genießen, aber ich bezweifle, dass es Ihnen gefallen wird.«
Richter blickte zu Juri. Der Russe lächelte, aber nicht vergnügt oder zufrieden, sondern voller Vorfreude. Richter gefiel der Anblick ganz und gar nicht.
»Woher also wussten Sie, dass ich heute Nacht komme? Ich hätte auch morgen oder übermorgen kommen können.«
Orlow schüttelte den Kopf. »Nein, Richter. Es musste heute Nacht sein. Sie waren wütend wegen der Bombe – wir übrigens auch. Und außerdem hätte es Ihnen Ihr Vorgesetzter vermutlich untersagt, wenn Sie vorher mit ihm gesprochen hätten.«
Das war bislang der einzige Lichtblick. Sie wussten nicht, dass Richter mit Simpson gesprochen hatte, hatten also keine Ahnung, dass Simpson ebenso viel wusste wie er. Und wenn er nicht lebend aus dem Haus herauskam, wusste Simpson Bescheid, und Simpson war ausgesprochen nachtragend. Für Richter war das allerdings nur ein schwacher Trost.
»Das ist ein sehr kostspieliges Haus, Richter«, fuhr Orlow fort, »und es verfügt über eine hochmoderne Alarmanlage. Oh, Sie haben zweifellos alles nach Drähten abgetastet und dergleichen mehr, aber heut-407
zutage gibt es weitaus unauffälligere Geräte. Unsere Anlage ist mit Fotozellen ausgestattet, die im Infrarot-bereich arbeiten und Alarm auslösen, sobald irgendetwas, das größer als eine Katze ist, über Mauer oder Tor klettert. Die Anlage ist mit drei Nachtsichtkame-ras verbunden, die das ganze Grundstück und die nä-
here Umgebung des Hauses erfassen. Sobald meine Männer festgestellt hatten, dass jemand eindrang, zogen sie sich an. Und dann mussten wir nur noch hier sitzen und auf Sie warten. Wenn wir genau gewusst hätten, dass Sie herkommen, hätten wir die Leiter für Sie aufgestellt. Ich glaube, dieses Brett ist alles andere als sicher.«
Richter schnaubte. »Ganz meine Meinung. Warum haben Sie nicht die Haustür aufgemacht und mich he-reingebeten?«
Orlow wedelte warnend mit dem Finger. »Nein, nein, das kam nicht in Frage. Wir mussten nur warten, bis Sie durch ein Fenster stiegen.
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