Operation Overkill
ausspähen, wir haben die NSA, die jeden Funkspruch, jedes Telefongespräch abfängt, dazu das britische GCHQ, das jedes Mal mithört, wenn jemand irgendwelchen Unsinn verzapft. Irgendwo muss es doch irgendjemanden geben, der irgendetwas weiß. John, Sie nehmen sich die Franzosen zur Brust. Pfeifen Sie auf Diplomatie, Protokoll, gallische Empfindlichkeiten und alles andere. Machen Sie Ihnen Druck, wenn es sein muss, aber sehen Sie zu, dass Sie was erfahren.
Roger, das Gleiche gilt für Sie in London. Nehmen Sie sich diesen Taylor vor und bringen Sie den SIS auf Vordermann. Auf Sie beide kommt es vor allem an –
ich habe bereits mit dem SIS und der DGSE gesprochen, und der Präsident wird noch heute den briti-493
schen Premierminister und den französischen Minis-terpräsidenten anrufen.« Danach herrschte einen Moment lang Schweigen. »Noch Fragen?«, erkundigte sich Hicks.
»Nein«, erwiderte Westwood und eine Sekunde später auch Abrahams.
»Okay«, knurrte Hicks. »Halten Sie sich ran.«
Oberkommando der Flotte
(CINCFLEET – Commander-In-Chief Fleet),
Northwood, Middlesex
Der Flag Officer Submarines (FOSM) ist als Befehls-haber der U-Boot-Flotte der Royal Navy zuständig für die Einsatzleitung der rund fünfundzwanzig britischen Unterseeboote und verantwortlich für die Wartung der mit Trident-Raketen bestückten Atom-U-Boote sowie die Ausbildung der Besatzungen. Die Einsatzleitung der Trident-Boote jedoch obliegt dem Commander-In-Chief-Fleet (CINCFLEET), dem Oberkom-mandierenden der Flotte, weshalb der streng geheime Marschbefehl vom Chef des Verteidigungsstabs, dem Chief of the Defence Staff oder CDS, an den CINCFLEET erging und der FOSM eine Kopie zur Kenntnisnahme erhielt.
Der Funkkontakt mit Unterseebooten ist schwierig, da das Wasser wie eine Barriere wirkt. Je tiefer das Boot getaucht ist, desto schwerer gestaltet sich der Fernmeldeverkehr. Normalerweise ziehen alle U-Boote 494
auf Patrouillenfahrt eine kurze Antenne hinter sich her, mit der sie auf üblicher Tauchtiefe Signale auf niedriger Frequenz (»Extremely-Low Frequency« oder
»ELF« genannt) empfangen können. Der Nachteil bei ELF ist, dass der Funkverkehr sehr langsam vonstatten geht und in einem bestimmten Zeitraum nur wenige Zeichen gesendet werden können – normalerweise alle fünfzehn bis dreißig Sekunden lediglich ein Buchstabe. Ein umfassender Einsatzbefehl lässt sich auf diese Weise nicht übermitteln, wohl aber eine kurze chiffrierte Funkankündigung.
Diese Kurzmeldung besteht für gewöhnlich aus einer wiederholten Abfolge von nur wenigen Zeichen.
Anhand des dechiffrierten Textes erfährt der Kapitän, dass ihm die Einsatzleitung eine Nachricht senden will, dazu den Zeitpunkt und die Art und Weise der Übermittlung. Daraufhin verringert das U-Boot rechtzeitig seine Tauchtiefe und zieht entweder eine lange Antenne hinter sich her, die dicht unter der Wasser-oberfläche treibt, oder es fährt eine Antenne am Turm aus, die aus dem Wasser ragt. Ersteres ist sicherer, aber der Empfang dauert länger, während Letzteres zwar eine schnelle Übermittlung ermöglicht, gleichzeitig aber auch riskant ist, da die Antenne per Radar oder sogar mit bloßem Auge entdeckt werden kann, wenn ruhige See herrscht. Unter keinen Umständen jedoch wird der Kapitän den Empfang einer Meldung bestä-
tigen – Unterseeboote wahren grundsätzlich absolute Funkstille, um ihre Position nicht preiszugeben.
Fünfundvierzig Minuten, nachdem der CINCFLEET
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die Mitteilung vom CDS erhalten hatte, wurde von einer ELF-Funkstation am Stadtrand von Rugby in Warwickshire ein Ankündigungssignal abgesetzt.
Fünfunddreißig Minuten später wurden über einen Fernmeldesatelliten zwei Marsch- und Einsatzbefehle an die HMS Vanguard und die HMS Victorious übermittelt, die beiden Trident-Boote, die sich auf Patrouillenfahrt befanden. Fünfzehn Minuten nach Empfang der Funksignale waren die beiden Boote, die in weit auseinander liegenden Seeräumen operierten, wieder auf normaler Tauchtiefe und gingen mit hoher Geschwindigkeit auf neuen Kurs.
Marne-la-Vallée
Das bei Marne-la-Vallée gelegene Disneyland Europa kann man kaum verfehlen. Neben den Micky-Maus-Figuren und den Schildern am Straßenrand, die darauf hinweisen, dass man sich dem Magic Kingdom nähert, sieht der Reisende schon von weitem die Türme des Dornröschenschlosses. Camp Davy Crockett liegt südlich der A4, auf der anderen Seite von Disneyland. Die Zufahrt erfolgt über einen
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