Operation Overkill
allenfalls noch zwölf Stunden Zeit, um zu verhindern, dass Gibraltar in die Luft gejagt wird.«
23
Mittwoch
Walnusszimmer, Kreml, Krasnaja Ploschtschad,
Moskau
Der russische Präsident wandte sich an Juri Baratow, den Leiter des SWR. »Suchen Sie Truschenko«, knurrte er. »Auf der Stelle.« Baratow stand wortlos auf, nickte kurz zum Kopfende des Tisches hin und verließ das Zimmer. Der Präsident warf General Sokolow einen feindseligen Blick zu. Sokolow spürte, dass er zitterte.
»General Sokolow«, sagte der Präsident. »Da bislang keine gegenteiligen Beweise vorliegen, glauben wir Ihnen zunächst, dass weder Sie noch General Modin wussten, dass Operation Podstawa nicht im Auftrag dieser Regierung in die Wege geleitet wurde. Aber falls solche Beweise auftauchen sollten«, fügte er hinzu, »zieht das Folgen nach sich, über die Sie sich doch hoffentlich im Klaren sind.« Er bedachte den alten Mann mit einem eisigen Lächeln. »Und nun«, fuhr der Präsident fort, »müssen wir uns darüber einig werden, welche Maßnahmen wir ergreifen wollen, um die Situation zu bereinigen. Jewgeni, wozu raten Sie?«
Jewgeni Ryschkow, der Vizepräsident des Obersten Sowjet, blickte in die Runde, »Meiner Ansicht nach 665
haben wir nur zwei Möglichkeiten, Genosse Präsident. Zum einen könnten wir reinen Tisch machen.
Über das rote Telefon im Weißen Haus anrufen und erklären, dass die russische Regierung diese Sache weder genehmigt noch irgendetwas damit zu tun hat.
Und dass wir dieses Unternehmen abbrechen werden, sobald wir dazu in der Lage sind.«
Der Präsident sah nicht so aus, als wäre er überzeugt. »Nach dem, was mir Botschafter Karasin er-klärt hat«, sagte er, »bin ich mir nicht sicher, ob uns die Amerikaner das abnehmen. Und selbst wenn sie glauben, dass unsere Darstellung der Wahrheit entspricht, heißt das noch lange nicht, dass sie ihre Streitkräfte zurückziehen.«
»Und wie lautet der andere Vorschlag?«, fragte Anatoli Lomonosow.
»Dass wir die Gunst der Stunde nutzen, wie unser Freunde im Westen so schön sagen«, erwiderte Ryschkow mit einem Achselzucken. »Wir ziehen Operation Podstawa durch.«
Autoroute A26, bei Couvron-et-Aumencourt, Frankreich
Richter sprang aus dem Transit und ging mit Colin Dekker und Colonel Lacomte zu einer abgelegenen Ecke des Rastplatzes. Er teilte ihnen mit, was Modin ihm berichtet hatte und was sie seiner Meinung nach unternehmen mussten. Dekker meldete sich über Lacomtes abhörsicheres Funkgerät in Hereford und 666
schilderte die Lage. Daraufhin übernahm sofort der verantwortliche Major des Bereitschaftstrupps die Einsatzleitung. Dekker sollte vorerst abwarten, bis er weitere Befehle erhielt, sich aber schon einmal Gedanken darüber machen, wie man das russische Schiff en-tern könnte.
Richter hielt das im Moment für sinnlos, weil sie nicht wussten, wie viele Besatzungsmitglieder an Bord waren, wie groß das Schiff war und wo es in Gibraltar lag. Zumal Modin ihnen auch nicht weiterhelfen konnte, als Richter zum Kleinbus zurückging und ihn danach fragte. Er nahm an, dass etwa fünfundzwanzig Mann an Bord sein müssten, wusste aber lediglich, dass es sich ausnahmslos um Speznas -Truppen handelte – vom Kapitän und ein, zwei Schiffsoffi-zieren einmal abgesehen. Trotzdem zogen sich Colin Dekker und Trooper Brown an einen Picknicktisch zu-rück und machten sich an die Arbeit.
Zehn Minuten später teilte ihnen Trooper Jones mit, dass man in Hereford den drei anderen Vier-Mann-Patrouillen des Bereitschaftstrupps den Marschbefehl erteilt hatte und sie per Hubschrauber nach Northolt fliegen würde, einem nur wenige Meilen nördlich von Heathrow und nordwestlich von London gelegenen Flugplatz der RAF. Von dort aus würden sie mit einer C-130 Hercules, einer Transportmaschine vom Special Forces Flight der Squadron 47 der Royal Air Force, die spätestens um neunzehn Uhr Ortszeit in Northolt starten sollte, nach Frankreich gebracht werden. Anschließend sorgte Lacomte auf Anfrage der RAF da-667
für, dass die Hercules Landeerlaubnis in Reims erhielt, dem nächstgelegenen Flughafen.
Lacomte rief den französischen Innenminister auf der sicheren Verbindung zu Hause an, teilte ihm den neuesten Stand der Dinge mit und brachte seine Vorschläge vor. Nachdem er die Erlaubnis des Ministers eingeholt hatte, wies er seine Zentrale an, alle not-wendigen Vorbereitungen für die Landung der Hercules in Reims in die Wege zu leiten und die französischen Radarstationen
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