Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
Vom Netzwerk:
aus entdeckt zu werden.
    Ross, Dekker und Richter duckten sich hinter eine große Kiste, die so stark nach Fisch roch, dass sie den Gestank trotz der Gasmasken wahrnahmen, und betrachteten das Zielobjekt durch die Nachtgläser.
    Vor ihnen ragte der Bug des russischen Frachters auf, eines ziemlich rostigen Schiffes, das trügerisch friedlich wirkte. Richter konnte durch das Nachtglas keinerlei Lebenszeichen an Bord erkennen, aber Colin Dekker hatte bessere Augen. »Zwei Wachposten«, sagte er leise; seine Stimme drang dumpf aus Richters Ohrhörern. »Einer auf der Brücke – ich habe seine Zi-704

    garette gesehen – und einer am Heck, bei der Gangway.«
    »Vorschläge?« fragte Ross.
    »Die Brücke ist abgeschlossen, die Fenster sind aus Panzerglas – wegen dem Wetter, nicht um Kugeln ab-zuhalten, aber es läuft in etwa aufs Gleiche raus –, deshalb können wir ihn von hier aus nicht ausschalten. Meiner Meinung nach haben wir mit einem Lockvogelmanöver am ehesten eine Chance.«
    »Einverstanden«, sagte Ross. Er drehte sich um und winkte.
    Rund eine Minute später torkelten zwei SAS-Männer an ihnen vorbei, die einander die Arme um die Schultern geschlungen hatten, ebenso laut wie falsch sangen und wie zwei betrunkene Seeleute wirkten, die fröhlich ihres Weges zogen. Ihre Kampfanzü-
    ge waren unter zwei dunkelblauen Regenmänteln der Royal Navy verborgen, die Richter in der Garderobe von HMS Rooke organisiert hatte. Schweigend verfolgten sie, wie sich die beiden Männer dem Schiff nä-
    herten. Richter sah hinter dem Brückenfenster etwas aufblinken und tippte Dekker an den Arm. »Hab’s gesehen«, murmelte Dekker und setzte das Nachtglas wieder an. »Nicht nur wir haben Gläser«, sagte er.
    »Der Posten auf der Brücke beobachtet unsere beiden Laienschauspieler ganz genau.«
    Die zwei Männer hatten das Heck der Anton Kirow erreicht, wo sie sich offenbar miteinander stritten. In der Stille ringsum waren ihre Stimmen laut und deutlich zu hören. Als der zweite Posten in den Schein der 705

    Deckleuchten trat, sah ihn Richter zum ersten Mal.
    Die beiden Männer am Kai fielen einander in die Ar-me, schwankten hin und her und gingen mit unsicheren Schritten die Gangway hinauf. Dekker hatte das Glas nach wie vor auf die Brücke gerichtet, ohne auf das Schauspiel am Heck zu achten. »Der Posten hat die Brücke verlassen«, flüsterte er. »Wenn wir Glück haben, geht er runter, um dem Typ an der Gangway beizustehen.«
    Etwa auf halber Höhe der Gangway stießen die drei Männer aufeinander, und Richter hörte deutlich, wie der Posten die Eindringlinge zurechtwies. »Falsches Schiff«, sagte er mit starkem Akzent. »Ihr müssen weg.«
    »Ein elender Ausländer«, sagte einer der Trooper mit breitem Glasgower Dialekt. »Wo is Jock? Der hat doch heute Nacht Dienst.«
    »Was hast du mit Jock gemacht, du Mistkerl?«, schrie der andere und stürzte sich schwerfällig auf den Russen. Richter sah, wie eine zweite Gestalt über das Deck zur Gangway lief. Als er sich über die Bordwand beugte, war das Lockvogelmanöver geglückt. Richter hörte das dumpfe Husten der gedämpften 9mm-Pistolen vom Typ Browning Hi-Power, mit denen die Trooper bewaffnet waren, und sah, wie beide Posten gleichzeitig zu Boden gingen.
    706

    Camp David, Maryland
    »Hat sich irgendwas getan?«, fragte der Präsident, als er wieder in den unterirdischen Bunker kam, gefolgt von dem Major der Marines mit dem Football, der sich ein paar Schritte hinter ihm hielt. Der Präsident war ein paar Minuten oben im Haus gewesen und hatte mit seiner Frau die Kinder zu Bett gebracht.
    Der ranghöchste Offizier im Raum, ein General der Air Force, stand auf, als der Präsident näher kam, und schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Wir sitzen nur herum und warten. Wir sind bei DEFCON ONE, und so gut wie alles, was fliegen und schwere Waffen tragen kann, ist in Richtung Osten unterwegs. Aber die Russen machen keinen Mucks.«
    »Keinerlei Reaktion?«
    »Nicht die geringste, Mr. President. Unsere technische Aufklärung – vor allem die Keyhole-Satelliten –
    lässt keinerlei ungewöhnliche Aktivitäten erkennen, nirgendwo in der GUS. Die Russen müssten doch wissen, dass wir in höchster Alarmbereitschaft sind, aber sie reagieren überhaupt nicht.«
    Der Präsident warf einen Blick auf die Schautafeln und Bildschirme, die an der Längswand des Bunkers angebracht waren, und schüttelte den Kopf. Der General hatte Recht. Auf jeder Tafel waren die langen Listen der

Weitere Kostenlose Bücher