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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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vorstellen.
    Zu diesen beiden Räumen dürfte allenfalls ein Dutzend SWR- und GRU-Offiziere Zugang haben, alles Top-Leute. Okay, bislang sind das lauter gute Nachrichten. Was ist der Haken bei der Sache?«
    »Vielleicht sollte ich zunächst –« Muldoon verstummte, als es an der Tür klopfte. Dann wurde sie geöffnet, und Jayne geleitete eine Frau mittleren Alters herein, die den Kaffee brachte. Niemand sagte 150

    etwas, bis die beiden Frauen wieder weg waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten. Als sich alle Kaffee eingegossen hatten, fuhr Muldoon fort. »Ich möchte zunächst kurz umreißen, wie die Kontaktaufnahme vonstatten ging. Rigby hat die Quelle nie zu Gesicht bekommen und sich auch nicht darum be-müht, weil er Angst hatte, er könnte seinen Informanten verschrecken. Aber er suchte regelmäßig Geschäf-te, Cafés und Restaurants auf und zeigte sich in aller Öffentlichkeit. Für gewöhnlich ließ er seinen Mantel oder das Sakko am Stuhl oder an der Garderobe hängen, wenn er aufs Klo oder ans Telefon ging. Und et-wa einmal pro Monat fand er in einer der Taschen einen nicht entwickelten Film.«
    »Hat er versucht, mit der Kontaktperson ins Gespräch zu kommen?«, warf Hicks ein.
    »Ja. Er hinterließ Nachrichten in seinen Taschen, in geeigneten Behältnissen versteckt natürlich, aber die Quelle hat nicht eine mitgenommen. Bis dato war es also eine ziemlich einseitige Angelegenheit. Bis vor etwa drei Wochen ging das immer so weiter. Dann fand Rigby wieder eine Filmdose – diesmal aber im Handschuhfach seines Autos. Rigby war der Meinung, er hätte das Fahrzeug abgeschlossen, ehe er einkaufen ging, aber ganz sicher ist er sich nicht. Jedenfalls war die Fahrertür offen, als er zurückkehrte, deshalb hat er sich im Auto umgesehen.«
    Hicks streifte die Asche an seiner Zigarre ab. »Warum geht er mit einem Mal anders vor?«, murmelte er.
    »Okay, was war auf dem Film?«
    151

    »Nichts«, erwiderte Muldoon. »Es war kein Film.
    Als der Techniker der Botschaft die Filmdose öffnete, enthielt sie einen kleinen Zettel mit einer kurzen Nachricht.«
    »Und?«
    »Sie sollten sie lieber selbst lesen«, sagte Muldoon.
    »Ron?«
    Ronald Hughes öffnete den Aktenordner, den er vor sich liegen hatte, entnahm ihm zwei Blatt Papier und reichte sie Hicks. »Das ist eine Fotokopie des Originals«, sagte er. »Vierfach vergrößert. Auf dem zweiten Blatt ist die Übersetzung aus dem Russischen.«
    Hicks nahm das erste Blatt, warf einen kurzen Blick darauf und las dann die Übersetzung. Als er fertig war, blickte er Muldoon an. Dann las er die Übersetzung noch einmal. »Herr im Himmel«, sagte er.

    6
    Freitag
    Hammersmith, London
    Richter ging in sein Büro im zweiten Stock und stieß die Tür hinter sich zu. Es war ein kleiner Raum, knapp dreieinhalb Meter lang und etwa ebenso breit, mit einer leicht eingegrauten weißen Decke und hellgrün gestrichenen Wänden – Simpson bezeichnete den Farbton immer als »Geierauswurfgrün«, und Richter musste ihm beipflichten. Vom einzigen Fenster aus blickte man in Richtung Südwesten, sah aber nur die Außenwand des angrenzenden Gebäudes und die obersten Äste eines alten Ahornbaums, der an dieser Seitenstraße ein eher karges Dasein fristete.
    Neben dem Fenster standen der Schreibtisch und ein Bürostuhl, beide zur Tür ausgerichtet, und an der gegenüberliegenden Wand befand sich ein grauer Aktenschrank mit kaputtem Schloss. Richter bewahrte dort lediglich einen Elektrokochtopf, eine Dose Pulverkaffee, eine Packung Milchpulver, einen Teelöffel und zwei Tassen auf. Neben dem Aktenschrank stand ein großer Dienstsafe mit Kombinationsschloss, der an einer in der Wand eingelassenen Stahlplatte verschraubt war. Auf dem Schreibtisch befanden sich zwei Körbe für die ein- und ausgehende Post, ein Ka-153

    lender und zwei Telefone. Das graue hatte einen Anschluss der Klasse neun – das hieß, dass Richter auf Kosten der britischen Steuerzahler seine Tante in Australien anrufen konnte. Über den schwarzen Apparat war er direkt mit Simpson verbunden.
    Wie üblich waren sämtliche Postkörbe auf dem Schreibtisch leer. Beim Foreign Operations Executive achtete man ebenso wie beim Secret Intelligence Service auf eine strenge Schreibtischordnung; das hieß, dass nichts herumliegen durfte, wenn sich niemand im Büro aufhielt. Auch wenn man nur zur Toilette ging, mussten sämtliche Akten, Papiere und selbst Notizbücher im Safe eingeschlossen werden. Das war zwar lästig, aber

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