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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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ich vor einem Computer oder blicke durch ein Schieboskop.«
    »Was zum Teufel ist ein Schieboskop?«, fragte Richter.
    »’tschuldigung, RAF-Jargon«, sagte Kemp grinsend.
    »Das ist eine Art Vergrößerungsglas mit mehreren, übereinander liegenden Linsen, mit dem man auf einem Leuchttisch Fotos oder Negative untersucht.
    Wenn man das Bild noch mehr vergrößern will, schiebt man einfach eine weitere Linse ein. Es kann sowohl zur Fotoauswertung als auch zur Fototopographie benutzt werden – zu Vermessungszwecken also. Heutzutage werten wir die Bilder allerdings meistens per Computer aus. Ihnen können wir beides ersparen. Wir haben sämtliche Aufnahmen auf feinkörniges 35mm-Material überspielt, das wir über hochauflösliche Pro-jektoren laufen lassen können.«
    Er schlug sein Notizbuch auf und blätterte darin herum, während Richter sich umsah.
    Der Raum war etwa viereinhalb Meter breit und gut zwölf Meter lang. An der Vorderseite, hinter dem Lesepult, befand sich eine große Leinwand. Unmittelbar davor war eine Reihe langer, schmaler Kästen, die vermutlich aufgerollte Landkarten oder Schautafeln enthielten, an der Decke angebracht.
    Während Richter sie noch betrachtete, nahm Kemp 209

    einen Stab mit einem Haken an der Spitze und zog ei-ne Karte von Nordwestrussland herunter. Richter setzte sich in die erste der sechs Stuhlreihen. Das Zimmer wurde durch Neonröhren erleuchtet, die an der Decke hingen. An der hinteren Wand befanden sich drei kleine, viereckige Fenster, durch die die Filme projiziert wurden.
    »Bevor ich anfange«, sagte Kemp, »muss ich Sie nach Ihrer Sicherheitsstufe fragen.«
    »CTS – die höchste.«
    Kemp nickte. »Bestens. Der Großteil des Materials ist geheim, manches auch streng geheim, und sämtliche Filme wurden uns unter der Auflage übergeben, dass nur britische Staatsbürger sie sehen dürfen.
    Würden Sie bitte bestätigen, dass Sie das verstanden haben?«
    »Verstanden«, erwiderte Richter.
    »Zunächst zur Flugroute. Ich nehme an, Sie wurden bereits darüber informiert, deshalb werde ich nicht zu sehr ins Detail gehen und nur auf die auffälligsten Punkte hinweisen.« Kemp nahm einen zusammen-schiebbaren Zeigestock vom Lesepult, zog ihn aus und deutete auf den oberen Teil der Karte. »Soweit wir anhand der Kursdaten, die uns die USAFE zur Verfügung gestellt hat, erkennen konnten, überflog der Blackbird die russische Grenze etwa hier, bei Amderma. Bei Workuta wurden die Kameras eingeschaltet, und sie liefen, bis die Maschine etwa diese Stelle erreichte, bei Schenkursk, fast genau südlich von Archangelsk.« Kemp fuhr mit dem Zeigestock die Route 210

    entlang. »Wie Sie schon sagten, gibt es keine allzu plausible Erklärung für einen Aufklärungsflug über dieser Region – mir fallen eine ganze Menge anderer Gebiete in Russland ein, die ich mir liebend gerne mal mit dem Schieboskop vornehmen möchte. Deshalb dachten wir zunächst, die Amerikaner wollten uns einen Bären aufbinden und hätten uns falsche Kursangaben geliefert. Nach einer ersten flüchtigen Untersuchung der Filme konnten wir das aber ausschließen.
    Auf den Filmen sind zahlreiche markante Punkte zu sehen, die mit der Topographie dieser Gegend übereinstimmen, daher können wir davon ausgehen, dass der Blackbird eindeutig auf dieser Route geflogen ist.
    Wir haben uns auch überlegt, ob die Maschine möglicherweise vom Kurs abgekommen sein könnte, aber das ist ebenso unwahrscheinlich wie lächerlich. Neben der Aurora ist die SR-71A das modernste Aufklä-
    rungsflugzeug der Welt, und der Blackbird wird nur von überaus erfahrenen Crews geflogen. Wenn sie dieses Stück Russland fotografiert haben, dann wollten sie es auch fotografieren. Die letzte Möglichkeit, dass die Filme ausgetauscht wurden, konnten wir ebenfalls ausschließen, da sie unter unserer Aufsicht aus den Kameras genommen und entwickelt wurden.
    Daher wissen wir, dass auf den Filmen etwas sein muss, was sich die Amerikaner genauer anschauen wollten. Vorausgesetzt natürlich, dass in dieser Gegend irgendetwas ist. Die Kameras liefen insgesamt knapp dreiundzwanzig Minuten«, fügte Kemp hinzu,
    »daher mussten wir eine Menge Material sichten. Wir 211

    gingen davon aus, dass die Amerikaner die Kameras weit vor ihrem eigentlichen Ziel eingeschaltet und sie erst ein gutes Stück, nachdem sie das betreffende Gebiet überflogen hatten, wieder ausgeschaltet haben, deshalb haben wir uns nach einer ersten Überprüfung der gesamten Route vor allem auf

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