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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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ich Ihnen gern. Aber Sie erinnern sich, was mit Ihrem Kameraden Roger Casement geschehen ist, als er unsere Gewehre nach Irland gebracht hat?«
    »Die Briten haben ihn als Verräter gehängt.«
    Ritter nickte. »Sie werden mit Ihnen dasselbe machen, wenn Sie nicht aufpassen, und dabei spielt es keine Rolle, dass Sie eine Frau sind. Man wird Ihnen nicht einmal einen Prozess zugestehen – nur eine Kugel in den Nacken, um die Dinge zu vereinfachen.«
    »Warum plötzlich diese Sorge?«
    »Ich möchte Sie nicht verlieren, Miss Ryan. Und das möchten Ihre republikanischen Freunde und Ihr jüngerer Bruder bestimmt auch nicht. Darum habe ich mit einem unserer U-Boote vereinbart, dass es Ihr Schiff die ganze Strecke bis zur irischen Küste begleitet. Wenn Sie auf Probleme stoßen, wird der Kapitän des U-Bootes sich persönlich darum kümmern.«
    »Dafür bin ich Ihnen ungeheuer dankbar, Oberst, und die Mannschaft gewiss auch.« Lydia Ryan sah, dass die Beladung der Marie-Ann fast abgeschlossen war. »Wollten Sie mir noch etwas sagen?«
    »Ja, in der Tat. Ich habe auf Ihre Bitte hin versucht, etwas über den Verbleib des Gefangenen herauszufinden.«
    Lydia Ryan blieb stehen, und ihre Miene veränderte sich schlagartig. »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe die Listen britischer Kriegsgefangener in mindestens zwei Dutzend unserer Gefangenenlager überprüft. Ein Ire namens Sean Quinn befindet sich nicht unter unseren Kriegsgefangenen. Oder zumindest niemand in dem Alter, auf den Ihre Beschreibung und Ihre Hintergrundinformationen zutreffen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Es tut mir wirklich leid, Miss Ryan.«
    Lydia sah furchtbar niedergeschlagen aus. »Es ist nicht Ihre Schuld, Oberst. Sie haben es zumindest versucht.«
    »Ich nehme an, der Mann war ein enger Freund oder ein Verwandter von Ihnen?«
    »Ja.«
    Ritter runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Er gehört zum britischen Heer, und Sie sind eine Aufständische, die gegen die Krone kämpft.«
    »Es ist eine lange Geschichte, Oberst. Ich erzähle sie Ihnen ein anderes Mal. Jetzt muss ich mich verabschieden.«
    Als sie zur Marie-Ann zurückkehrten, deren Beladung abgeschlossen war, sagte Ritter: »Ich habe auch ein Geschenk für Sie. Eine Hand wäscht die andere.«
    Er griff in die Tasche seiner Uniformjacke und zog eine kleine schwarze Mauser-Pistole mit einem polierten Griff aus Walnussholz heraus. »Hier haben Sie etwas, um sich zu schützen, falls Sie jemals in eine schwierige Lage geraten sollten.«
    Lydia nahm die Pistole entgegen. »Ich nehme alle Waffen, die ich bekommen kann. Sie wissen, wie man eine Frau beeindruckt, Oberst. Die meisten Männer versuchen es mit Blumen oder Pralinen, aber Ihr Deutschen seid liebenswürdig und praktisch zugleich.«
    Ritter strich ihr freundschaftlich über den Arm, trat dann zurück und schlug die Hacken zusammen. »Ich meine es ernst. Ich möchte Sie nicht verlieren, Lydia. Bon voyage, bis zur nächsten Lieferung.«
    »Wenn der Teufel mich nicht vorher erwischt.«
    Zehn Minuten später stand Lydia am Heck der Marie-Ann und sah zu Ritter auf dem Hafendamm hinüber. Er winkte ein letztes Mal, ehe er wie ein Geist im Nebel verschwand. Lydia fröstelte. Ritters Informationen hatten ihr arg zugesetzt und bereiteten ihr zunehmend Bauchschmerzen.
    Als sie ein Geräusch hörte, das das Tuckern des Motors übertönte, drehte sie sich um. Ihr Bruder verließ das Steuerhaus, wo der Kapitän am Ruder stand und das Schiff aus dem Hafen herausmanövrierte.
    Finn stellte sich neben sie. Er nahm die Mütze ab, worauf dicke schwarze Locken zum Vorschein kamen. Die Mädchen fanden die Arglosigkeit, die in seinen jugendlichen Gesichtszügen lag, sehr reizvoll. »Na? Was hat der deutsche Offizier gesagt? Es ging um Sean, nicht wahr?«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Es steht dir ins Gesicht geschrieben. Hatte er neue Informationen für dich, oder konnte er dir wenigstens Hoffnung machen?«
    »Keine neuen Informationen, aber Hoffnung gibt es immer, Finn.«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Er kommt nicht mehr zurück, Lydia. Du musst die Wahrheit akzeptieren. Ich weiß, dass Sean die Liebe deines Lebens war, aber er gilt schon seit über drei Jahren als vermisst. Du hättest es längst gehört, wenn er in einem Gefangenenlager wäre.« Er strich ihr über den Arm, und in der Geste lag mehr als ehrliche Zuneigung – fast so etwas wie Ehrfurcht. »Das Leben muss weitergehen.«
    »Sean wurde als vermisst gemeldet. Wir wissen nicht, ob er

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