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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Pläne.«
    Jakow schickte sich an, Trotzki das Foto zurückzugeben, doch dieser schüttelte den Kopf. »Behalten Sie es. Es soll Sie immer an Ihren Hass erinnern und dafür sorgen, dass Ihre Abscheu niemals nachlässt. Nicht einmal eine Sekunde lang.«
    »Warum?«
    »Weil wir möchten, dass Sie die Hinrichtung der gesamten Romanow-Familie überwachen.«

31. KAPITEL
    London
    An diesem Abend hätte man meinen können, dass der brutalste Krieg der Weltgeschichte eine Million Meilen entfernt tobte.
    Das Konzert im Rahmen einer Wohltätigkeitsgala in der Albert Hall wurde von den üblichen Würdenträgern, Damen in ihren feinsten Roben und Herren in Gesellschaftsanzügen besucht.
    Das Londoner Symphonie-Orchester spielte Sibelius, und kurz vor der Pause entschuldigte sich der amerikanische Botschafter Walter Hines Page bei seiner Frau und verließ die Loge. Er wurde von einem Diener zu einem privaten Raum am Ende eines Ganges geführt.
    Die Lichter waren ausgeschaltet und die Vorhänge geöffnet. Der Raum wurde durch die bernsteinfarbenen Streifen am Londoner Abendhimmel schwach erhellt. In einer dunklen Ecke des Raums stand ein Mann.
    Page zündete sich eine Zigarre an und schlenderte auf ihn zu. Jemand hatte ein Silbertablett auf einen Beistelltisch gestellt und den Champagner für die Pause in ein halbes Dutzend Gläser gefüllt. Die Flasche stand in einem silbernen Sektkübel mit zerstoßenem Eis.
    Page nahm sich ein Glas und trank es in einem Zug leer. »Ich finde diese Veranstaltungen immer schrecklich langweilig. Sie nicht, Mack?«
    Der Berater des amerikanischen Botschafters, John MacKenzie, trat aus dem Schatten hervor. Er war groß, gepflegt und tadellos gekleidet, sein Haar war mit Pomade frisiert und sein Anzug von Brooks Brothers sorgfältig gebügelt. »Was soll ich sagen, Herr Botschafter? Es ist eine Ablenkung.«
    Page nahm ein paar Tabletten aus seiner Tasche und schluckte sie mit dem nächsten Glas Champagner hinunter. »Von der Musik bekomme ich immer höllische Kopfschmerzen. Was machen Sie hier?«
    »Ich möchte mit Ihnen über unseren Agenten in Russland sprechen, Sir.«
    »Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Ich fürchte, nein. Was wissen Sie über Philip Sorg, Sir?«
    »Nur das, was mir unsere Freunde vom Außenministerium gesagt haben. Ich weiß, dass er die Romanows seit ihrer Gefangennahme beobachtet. Er ist ihnen von Zarskoje Selo nach Tobolsk und dann nach Jekaterinburg gefolgt. Seine Bemühungen sind für unseren Plan von größter Bedeutung. Warum?«
    »Was wissen Sie über Sorg persönlich?«
    »Sehr wenig, nur dass man ihm seine Nerven chirurgisch entfernt haben muss, um zu ermöglichen, dass er das tut, was er tut.«
    MacKenzie blickte auf die Dächer von London. »Ich bin ihm einmal begegnet, als ich in Washington gearbeitet habe. Er ist ein sonderbarer Mensch. In Gefahrensituation scheint er über sich hinauszuwachsen. Ich habe Gerüchte gehört, dass er 1913 für uns in Russland spioniert hat, als wir den Aufstieg der sozialistischen Gruppierungen verfolgt haben, und dass er von der Ochrana geschnappt und gefoltert wurde. Nach allem, was man hört, muss er schlimme Zeiten durchgemacht haben, ehe er aus der Gefangenschaft ausbrechen und aus dem Land fliehen konnte.«
    »Und sie haben ihn wieder in das Land geschickt? Warum, um alles in der Welt?«
    »Er hat sich freiwillig gemeldet, Sir. Aber jetzt kommt es: Er ist psychisch am Ende. Offenbar schafft er es nur noch, mit der Situation zurechtzukommen, indem er massenhaft Laudanum nimmt.«
    Page warf ihm einen Seitenblick zu. »Das ist nicht Ihr Ernst! Können wir uns auf den Kerl verlassen?«
    »Das Außenministerium sagt ja. Aber jetzt komme ich zu unserem Problem.« MacKenzie faltete ein Blatt auseinander, das mit Schreibmaschinenschrift beschrieben war. »Das ist über unsere sichere Telegrafenleitung gekommen, Sir. Ich habe das Original entschlüsselt, hier ist die Abschrift.«
    Page stellte sein Glas ab und nahm das Blatt entgegen.
    »In Dmitrijs letztem Bericht stand, dass er vermutete, von der Geheimpolizei gejagt zu werden. Es scheint so, als hätte ihn das Glück verlassen«, fügte MacKenzie hinzu.
    Page sah beunruhigt aus, als er die Zeilen las. »Sind Sie sicher?«
    »Ich fürchte, unser Mann in Jekaterinburg könnte ausgeschaltet worden sein, bevor wir überhaupt begonnen haben.«
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2013

DRITTER TEIL

32. KAPITEL
    Jekaterinburg
    Alles lief gut, bis Sorg

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