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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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ein paar einfache Kopftücher und zwei Paar klobige Stiefel.
    »Das ist Ihre Kleidung für die Reise. Es wurde alles in Russland angefertigt und müsste Ihnen passen. Probieren Sie die Sachen mal an.«
    »Meinen Sie jetzt gleich?«, fragte Lydia auf Russisch.
    »Warum nicht?«
    Lydia nahm ein paar Kleidungsstücke aus dem Koffer. Es war schlichte Kleidung, wie eine Bäuerin sie tragen könnte. Lydia zog sich bis auf die Unterwäsche aus und probierte einen Rock und eine Bluse an.
    Hanna begutachtete den Sitz. »Nicht schlecht. Ihr Russisch ist übrigens ausgezeichnet.«
    »Was ist mit den Papieren?«
    »Darüber wollte ich gerade mit Ihnen sprechen.« Hanna nahm einige Papiere und ein paar andere Dinge aus dem Koffer. Es waren Reisedokumente, ein Ausweis, ein Bündel russische Banknoten, ein paar Münzen in einem Geldbeutel aus Stoff und eine Taschenuhr.
    Hanna reichte ihr alles. »Boyle bespricht mit Ihnen später Ihre neue Biografie. Machen Sie sich damit vertraut.«
    »Dank Ihnen und Boyle bleibt mir wohl kaum eine andere Wahl, oder?«
    »Sie haben mich gefragt, wessen Idee es war, Sie in die Sache hineinzuziehen«, sagte Hanna in gleichmütigem Ton. »Es war meine. Mein Mann Wassili hat mir einmal von Ihnen erzählt. Er war derjenige, der es arrangierte, dass Sie die Arbeit als Gouvernante bei den Romanows bekamen. Als wir dann jemanden brauchten, habe ich an Sie gedacht, obwohl sich bald schon herausstellte, dass Sie mittlerweile als Waffenschmugglerin tätig waren.«
    »Haben Sie ein Problem damit?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Es beweist Ihren Mut. Aber die Briten haben es Ihnen gewiss verübelt. Sie standen ganz oben auf ihrer Fahndungsliste. Sie und Ihr Bruder wären jetzt vermutlich tot, wenn Boyle nicht eingeschritten wäre. Es ist ihm gelungen, die richtigen Leute von Ihrer Nützlichkeit zu überzeugen. Und erlauben Sie mir eine Bemerkung: Finden Sie nicht, Sie sollten allmählich diesen Panzer ablegen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe lange genug als Schauspielerin gearbeitet, um zu wissen, dass wir alle unser wahres Ich verbergen. Das gehört zu unserem natürlichen Abwehrmechanismus. Ich glaube aber, dass die Schutzhülle bei Ihnen noch stärker ausgeprägt ist. Tief in Ihrem Inneren gibt es eine Verletzung, die Sie verbergen. Das ist der Grund, warum Sie wütend auf die Welt sind und diese Abwehrhaltung einnehmen. Je eher Sie sich damit auseinandersetzen, desto besser.«
    Lydia errötete. »Sie wissen gar nicht, wovon Sie da reden!«
    »Nein? Gut, dann machen Sie, was Sie wollen. Und noch etwas, Lydia. Ich habe Juri Andrew schon denselben Rat gegeben, den ich Ihnen jetzt geben werde.«
    »Und welchen?«
    »Das Land, in das Sie reisen, gleicht der Hölle. In Russland herrscht Terror, überall wimmelt es von Polizeispitzeln. Unschuldige werden willkürlich verhaftet. Männer, Frauen und Kinder werden in Kerker geworfen, einige sogar hingerichtet.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Sobald Sie die Grenze passiert haben, vertrauen Sie niemandem mehr außer sich und Juri. Überlegen Sie sich jedes Wort, das Sie sagen, genau. Der kleinste Fehler oder eine falsche Antwort zu einem Soldaten der Roten Armee oder einem Geheimpolizisten kann die schlimmsten Konsequenzen haben.«
    »Ich bin nicht dumm. Das weiß ich.«
    »Vergessen Sie es niemals. Es ist von größter Bedeutung, damit Sie und die Menschen, die Sie retten wollen, überleben.«

43. KAPITEL
    Nowo-Tichwinski-Kloster, Jekaterinburg
    Die Wunde schmerzte höllisch.
    Sorg blieb in einer verlassenen Gasse stehen und lehnte sich gegen eine Mauer. Er hatte den schwarzen Mantel angezogen, damit niemand das blutgetränkte Hemd sah. Die Hitze war unerträglich. Er zog das Hemd hoch und untersuchte seine Verletzung.
    Aus einer klaffenden Wunde rann Blut. Sorg drückte das Hemd fest darauf, doch es gelang ihm nicht, die Blutung zu stillen. Die Schmerzen wurden nur noch schlimmer, sodass er beinahe ohnmächtig wurde.
    Er brauchte dringend ärztliche Hilfe, das wusste er, sonst würde er sterben. Doch in fast jeder Straße, die er betrat, sah er Rotarmisten auf den Bürgersteigen. Daher war er gezwungen, in kleine Gassen zu fliehen.
    Sorg eilte weiter. Seine Kleidung war schweißnass. Seine Beine begannen zu schmerzen, und die Wunde pochte. Er biss die Zähne zusammen, bis er sein Ziel erreichte und sich wieder gegen eine Mauer lehnte.
    Auf der anderen Straßenseite war ein riesiges Kloster mit getünchten Mauern und hohen blauen und goldenen Türmen, die

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