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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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ermöglichte der Regierung, die Schritte zu unternehmen, die eine Ausbreitung der Infektion verhinderten. Inlandsreisen wurden verboten, die reguläre Armee und regionale Milizen wurden mobilisiert. Da Kuba einen so hohen Anteil an Ärzten in der Bevölkerung besaß, kannte unsere Führung die wahre Natur der Infektion schon wenige Wochen, nachdem der erste Ausbruch gemeldet worden war.  Zur Zeit der Großen Panik, als die Welt endlich aufwachte und den Alptraum ernst nahm, der sich allerorten ausbreitete, hatte sich Kuba selbst schon längst auf den Krieg vorbereitet.  Die geografische Lage allein ersparte uns die Gefahr großer Horden, die über Land zogen. Unsere Invasoren kamen vom Meer, speziell eine große Armada von Bootsflüchtlingen. Und die brachten nicht nur die Gefahr der Ansteckung, wie wir es überall auf der Welt erlebt haben, sondern es waren auch welche dabei, die wie mordende Konquistadoren über ihre neuen Unterkünfte herrschen wollten.  Bedenken Sie, was in Island passiert ist, vor dem Krieg ein Paradies, so sicher und friedlich, dass man es nicht einmal für erforderlich hielt, eine Armee zu unterhalten. Was konnten sie tun, als sich das amerikanische Militär zurückgezogen hatte? Wie konnten sie die Flüchtlingsströme aus Europa und dem Westen Russlands aufhalten? Es ist kein Wunder, dass diese einstige arktische Idylle zu einem Kessel gefrorenen Blutes wurde und warum sie bis auf den heutigen Tag immer noch eine der virulentesten Weißen Zonen auf dem ganzen Planeten darstellt. So hätte es uns gut und gern auch ergehen können, wären uns unsere Brüder auf den kleineren Inseln vor dem Winde und Inseln unter dem Winde nicht mit so gutem Beispiel vorangegangen.  Diese Männer und Frauen von Anguilla bis Trinidad dürfen sich mit Fug und Recht als die größten Kriegshelden bezeichnen. Sie kümmerten sich zuerst um die mannigfachen Ausbrüche in ihrem Archipel und wehrten danach, ohne einmal kollektiv Luft zu holen, nicht nur Zombies aus dem Meer ab, sondern obendrein eine endlose Flut menschlicher Invasoren. Sie vergossen ihr Blut, damit wir es nicht mussten. Sie zwangen unsere Möchtegern-Latifundista, ihre Eroberungspläne noch einmal zu überdenken und sich zu fragen, was sie an den Küsten eines Landes erwarten würde, das von Kampfpanzern bis zu radargesteuerten Schiffsabwehrraketen über alles verfügte, wenn schon ein paar Zivilisten mit nichts anderem als Faustfeuerwaffen und Macheten ihre Heimat so erbittert verteidigen konnten?  Natürlich kämpften die Bewohner der Kleinen Antillen nicht zum Wohle des kubanischen Volkes, aber ihr Opfer ermöglichte uns den Luxus, unsere eigenen Regeln aufzustellen. Jeder, der Zuflucht suchte, wurde mit dem Spruch empfangen, der sich unter Eltern in Norteamerica so großer Beliebtheit erfreut:  »Solange ihr die Füße unter meinen Tisch streckt, werdet ihr tun, was ich sage.«  Nicht alle Flüchtlinge waren Yankees; auch wir hatten unseren Teil aus Lateinamerika, aus Afrika, aus Westeuropa, besonders Spanien - es waren überwiegend Spanier und Kanadier, die Geschäfts- oder Urlaubsreisen nach Kuba unternommen hatten. Einige davon hatte ich vor dem Krieg kennengelernt, nette Leute, höflich, ganz anders als die Ostdeutschen meiner Jugend, die Hände weise Süßigkeiten in die Luft warfen und lachten, wenn wir Kinder uns wie die Ratten darauf stürzten.  Aber die Mehrheit unserer Bootsflüchtlinge kam aus den Vereinigten Staaten.  Jeden Tag wurden es mehr; sie kamen mit großen Schiffen oder Privatjachten, sogar mit selbst gebastelten Flößen, wobei wir uns ein ironisches Lächeln nicht verkneifen konnten. So viele, insgesamt fünf Millionen, was fast der Hälfte unserer einheimischen Bevölkerung entsprach, und sie wurden, wie die Angehörigen aller anderen Nationalitäten auch, der Jurisdiktion des »Quarantäne-Umsiedlungsprogramms« unterstellt.  Ich würde nicht so weit gehen und die Umsiedlungszentren als Gefangenenlager bezeichnen. Man konnte sie nicht mit dem Leben vergleichen, das unsere politischen Dissidenten erleiden mussten; die Schriftsteller und Lehrer ... Ich hatte einen »Freund«, dem vorgeworfen wurde, dass er homosexuell wäre. Seine Geschichten aus dem Gefängnis lassen selbst die schlimmsten Umsiedlungszentren paradiesisch wirken.
    Aber leicht war es nicht. Die Leute wurden, ganz gleich, welche Berufe sie vor dem Krieg ausgeübt hatten, sofort als Landarbeiter eingesetzt, wo sie zwölf bis

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