Operation Zombie
ließ. Ich war der Taifun, nicht der Blitzstrahl.
Während eines Nahkampfs bei »Tokachi-dake« erledigte ich einundvierzig in ebenso vielen Minuten. Ich musste vierzehn Tage lang Körperflüssigkeiten von meiner Kleidung abwaschen. Später, als ich eine größere taktische Kreativität entwickelt hatte, gestattete ich den Göttern dann, dass sie mir auf dem Schlachtfeld Gesellschaft leisteten. Ich führte ganze Gruppen der Bestien an einen flachen Felsen oder eine Anhöhe, wo ich ihnen von oben die Schädel spalten konnte. Wenn möglich suchte ich mir sogar einen Felsen, auf den sie mir folgen konnten, natürlich nicht alle gleichzeitig, müssen Sie wissen, sondern einer nach dem anderen, sodass ich sie auf den umliegenden felsigen Grund zurückschlagen konnte. Ich vergaß nie, dem Geist eines jeden Felsens, einer jeden Klippe oder eines jeden Wasserfalls zu danken, der sie über Abgründe von tausend Metern beförderte. Letzteres versuchte ich aber wenn möglich zu vermeiden. Es war langes und anstrengendes Klettern erforderlich, um den Kadaver zu bergen.
Sie haben die Kadaver geborgen?
Um sie zu begraben. Ich konnte sie nicht einfach so liegen und den Bach entweihen lassen. Das wäre nicht... »schicklich« gewesen.
Haben Sie alle Kadaver geborgen?
Jeden einzelnen. An dem Tag nach Tokachi-dake musste ich drei Tage lang graben. Die Köpfe trennte ich stets ab; meistens verbrannte ich sie, aber bei Tokachi-dake warf ich sie in den Vulkankrater, wo Oyamatsumis Zorn ihren Gestank tilgen konnte. Ich verstand selbst nicht so genau, warum ich das alles auf mich nahm. Mir schien es einfach nur richtig zu sein, die Wurzel des Übels abzutrennen.
Die Antwort kam mir am Vorabend meines zweiten Winters im Exil. Dies sollte meine letzte Nacht in den Ästen eines hohen Baums sein. Wenn der Schnee fiel, würde ich in die Höhle zurückkehren, wo ich den letzten Winter verbracht hatte. Ich hatte es mir gerade gemütlich gemacht und wartete darauf, dass die Wärme der Dämmerung mich in den Schlaf wiegen würde, als ich Schritte hörte, die zu schnell und energisch für eine der Bestien klangen. Haya-ji meinte es in jener Nacht besonders günstig mit mir. Er brachte mir den Geruch, der nur von einem menschlichen Wesen stammen konnte. Mir war aufgefallen, dass die lebenden Toten erstaunlich wenig eigene Gerüche besaßen. Ja, ihnen haftete der schwache Geruch von Verwesung an, der manchmal ausgeprägter schien, wenn die Reanimation schon eine Weile zurücklag oder wenn verzehrtes Fleisch durch die Eingeweide gewandert war und sich als verwesender Haufen in der Unterwäsche sammelte. Aber davon abgesehen hatten die lebenden Toten nur etwas, was ich als »geruchlosen Gestank« bezeichnete. Sie erzeugten keinen Schweiß, keinen Urin, keine herkömmlichen Ausscheidungen. Sie hatten nicht einmal die Bakterien in Magen oder Zähnen, die bei einem lebenden Menschen Mundgeruch erzeugt hätten. Das alles traf nicht auf das zweibeinige Tier zu, das sich meiner Position in großer Hast näherte. Sein Atem, sein Körper, seine Kleidung, das alles war eindeutig seit einiger Zeit nicht mehr gewaschen worden. Es war immer noch dunkel, daher bemerkte er mich nicht. Ich erkannte, dass sein Weg ihn direkt unter den Ästen meines Baums hindurchführen würde. Ich duckte mich langsam und lautlos. Ich konnte ja nicht wissen, ob er feindlich, wahnsinnig oder kürzlich erst gebissen worden war. Ich wollte kein Risiko eingehen.
[An diesem Punkt mischt sich Kondo in das Interview ein.]
KONDO: Er hatte sich auf mich gestürzt, ehe ich recht begriff, was geschehen war. Mein Schwert flog in hohem Bogen davon, und die Beine gaben unter mir nach.
TOMONAGA: Ich landete zwischen seinen Schulterblättern, nicht fest genug, dass er einen dauerhaften Schaden davongetragen hätte, aber fest genug, dass ihm mit seinem zierlichen, unterernährten Körper die Puste ausging.
KONDO: Ich lag auf dem Bauch, das Gesicht im Dreck, und er drückte mir die Schneide seines Schaufeldings ganz fest in den Nacken.
TOMONAGA: Ich sagte ihm, dass er ganz still liegen bleiben sollte, weil ich ihn töten würde, wenn er auch nur einen Mucks machte.
KONDO: Ich versuchte zu sprechen und keuchte zwischen hustenden Würgelauten, dass ich ein Freund wäre, dass ich nicht einmal gewusst hätte, dass er hier lebte, dass ich nur aufstehen und weiter meines Weges ziehen wollte.
TOMONAGA: Ich fragte ihn, wohin er ging.
KONDO: Ich sagte ihm, nach Nemuro, dem
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