Opfer der Lust
wollte.
Sie kam aus dem Bad, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Tür. Aber sie sah Daryl nicht. Sondern nur einen riesigen Strauß blutroter Rosen.
Schließlich senkte er den Strauß und sein lächelndes Gesicht kam zum Vorschein. Er überreichte ihr die Rosen. „Die sind für dich.“
„Wofür?“
„Muss es immer einen Grund geben? Einfach nur so.“
Bethany nahm den Blumenstrauß an und wusste sofort, was los war.
Daryl war noch nie unangekündigt vorbeigekommen und hatte ihr grundlos Blumen geschenkt. Ihr Vater musste ihn angerufen und ihm mitgeteilt haben, dass er einen Fremden im Treppenhaus gesehen und seine Tochter nur einen Bademantel getragen hatte. Er hatte zwar während des Mittagessens kein Sterbenswort darüber verloren, aber es musste in ihm gegärt haben, denn sonst hätte er Daryl nicht informiert. Vermutlich hatte er ihm nahegelegt, sich mehr um seine Tochter zu bemühen.
Nun stand Daryl vor ihr. Würde er sie auf Kade ansprechen?
„Herzlichen Dank.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn, aber ihre Lippen streiften seinen Mund lediglich. „Komm doch rein.“
Schwungvoll drehte sie sich um und ging in die Küche, um eine Blumenvase aus dem Oberschrank zu holen. Die Rosen waren etwas zu lang für die Vase. Beth nahm ein Küchenmesser und hielt die Blumen über den Mülleimer.
Während sie die Stiele kürzte, legte Daryl seine Hände von hinten an ihre Hüften und schaute ihr über ihre Schulter hinweg zu.
„Was hast du den ganzen Tag gemacht?“, wollte er wissen.
Schon wieder ein Verhör. Beth seufzte innerlich. Erst Kade und nun Daryl. Sie log: „Ich habe gelernt.“ Würde er sie jetzt nach Kade fragen, den sie bei ihrem Dad als Studienkollege ausgegeben hatte?
Aber er sagte nur: „Du verbringst viel Zeit mit Büffeln.“
„Das klingt wie ein Vorwurf.“ Tadelnd blickte sie ihn an. „So etwas gibt es nicht. Man kann nie genug lernen. Außerdem bleibt mir nichts anderes übrig, wenn ich das Medizinstudium schaffen will.“
„Und wie stellst du dir das später vor? Wenn du im Krankenhaus arbeitest oder sogar eine eigene Praxis hast.“ Er stockte. „Auf welche Fachrichtung möchtest du dich überhaupt spezialisieren?“
Beth zuckte mit den Achseln. „Weiß ich noch nicht. Es dauert noch einige Semester, bis ich mich entscheiden muss.“ Schon wieder eine Lüge.
Dass sie Rechtsmedizinerin werden wollte, stand für sie fest! Aber wenn Daryl es erfuhr, würde er es ihrem Vater erzählen und der würde versuchen, sie davon abzuhalten, weil er alles, was mit der Polizei zu tun hatte, nicht leiden konnte. Sie konnte sich nicht erinnern, seit wann er diese Vorbehalte hatte. Vielleicht seit ihrer Beziehung zu Aaron? Oder doch schon länger?
Daryl fuhr fort, gleichzeitig strich er ihr durch die braunen Haare. „Was ich sagen will, ist, dass du als Ärztin einen anstrengenden Beruf ausüben wirst, der dich vollkommen in Anspruch nimmt. Ich arbeite auch nicht gerade wenig. Ist dir bewusst, dass wir uns kaum noch sehen werden, wenn du erst berufstätig bist?“
„Und was soll mir das sagen?“, entgegnete Beth unwirsch und stellte die Rosen in die Vase. Sie drehte sich zu ihm um. „Möchtest du, dass ich mein Studium aufgebe, damit wir heiraten können und ich dein Heimchen am Herd werde?“
„So war das nicht gemeint.“
Daryl wollte sie küssen, um sie zu beruhigen, doch sie wandte sich vorher um und goss Wasser in die Blumenvase. „Vergiss es! Ich habe auch Ziele im Leben und mein Studium steht an erster Stelle.“
Kaum hatte sie dies ausgesprochen, tat es ihr leid. „Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun.“ Sie stellte die Vase mit den Rosen auf den Küchentisch.
„Sondern nur deinen Standpunkt deutlich machen.“ Er nickte verständnisvoll, wenn auch geknickt. „Ich dachte nur … vielleicht wäre es für uns gut, wenn du halbtags arbeiten würdest. Maternity Help hat ein Labor. Wäre Forschung nichts für dich?“
„Ich habe nicht vor, auf Pharmazie umzuschwenken. Aber danke“, sagte sie einlenkend und nahm seine Hände. „Das geht mir alles zu schnell. Du redest schon davon, wie unsere Ehe sein wird, dabei steht noch nicht einmal der Hochzeitstermin fest.“
„Den könnten wir jetzt festlegen.“ Er deutete auf den Kalender, der über dem Küchentisch an der Wand hing.
„Jetzt sofort?“
Daryl zuckte mit den Achseln. „Wir sind schon lange genug verlobt.“
Alles in Bethany sträubte sich. Was war nur los mit ihr? Sie
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