Opfere dich
Hand von ihrem Bein herunter. „Special Agent Manning ist bei mir. Danke.“ Dann legte sie auf und teilte dem FBI-Mann ihr neues Ziel mit. „Glauben Sie, der Wachsmörder hält seine Sitzungen mit den Opfern auf Film fest? Bisher haben wir nicht festgestellt, dass er Trophäen behält.“
„Hhm“, machte er und fuhr in eine Nebenstraße. „Es ist typisch für Serienkiller, dass sie Erinnerungsstücke behalten, um ihre Taten immer wieder zu durchleben. Daher kann ich mir das gut vorstellen, ja.“
„Ich hoffe, er verbreitet nicht noch mehr Kopien.“ Automatisch schloss sich ihre Hand um die Zigarettenpackung, die in der Seitentasche ihres Parkas steckte. Aber der Innenraum des BMWs sah so geleckt aus, dass sie sich nicht vorstellen konnte, in diesem Wagen rauchen zu dürfen, selbst wenn sie aus dem Fenster aschen würde.
„Das braucht er gar nicht.“ Manning drosselte das Tempo und spähte auf die Hausnummer. „Nachdem die Lokalzeitung bereits darüber berichtet hat, wird sich bald die Presse von ganz Michigan auf die Neuigkeit stürzen, und binnen kurzer Zeit berichtet ganz Amerika über die Frau, die von einem Psychopathen begehrt wird.“
„Begehrt?“, echote sie. „Das hört sich ja an, als würde er um mich werben.“
Manning lächelte. „Tut er doch. Der Killer ruft Sie an und sucht Ihre Nähe im Garten Ihrer Eltern, obwohl das nicht ohne Risiko für ihn ist. Er ritzt Ihren Namen in die Haut eines Opfers …“
„Schon gut. Das ist nicht die Art von Balz, die ich meinte.“ Gedankenversunken schaute sie aus dem Fenster. „Ich verstehe immer noch nicht, weshalb er mich nicht einfach entführt wie alle anderen Opfer. Durch die Aufmerksamkeit, die seine Botschaften auf sich ziehen, wird er es schwerer haben, mich in seine Finger zu bekommen, weil ich im Fokus der Öffentlichkeit stehe.“
„Genauso wie er. Man wird überall über ihn berichten. Vielleicht erregt ihn seine herkömmliche Vorgehensweise nicht mehr. Oder er möchte einmal einen richtig großen Coup landen und eine Frau dazu bringen, sich zu opfern. Damit würde er sich von anderen Serienkiller abheben. Er wäre etwas Besonderes.“
„Dann geht es ihm gar nicht um mich?“ Sie tat so, als würde sie schmollen.
„Wir sind da“, stellte Landon Manning fest und parkte am Straßenrand. Er schaltete den Motor aus, blieb jedoch sitzen und betrachtete naserümpfend das vierstöckige Haus, das sie gleich betreten würden.
Auch Storm fand es wenig einladend. Neville Jordan wohnte in einem heruntergekommenen Gebäude. Die blaue Fassade bröckelte, und die Farbe von den weißen Fensterrahmen löste sich. Im Hauseingang lagen Bierdosen, eine leere Plastiktüte von Wall Mart und ein Haufen Hundekot. Zumindest hoffte Storm, dass er von einem Hund stammte.
„Dann wollen wir mal.“ Sie stieg aus und legte instinktiv die Hand an ihre Waffe, die in einem Gürtelholster steckte und von ihrem Parka verdeckt wurde.
Manning ging hinter ihr, viel zu nah für ihren Geschmack. Storm befürchtete schon, er könnte ihr in die Hacken treten. Sie bemühte sich, den Kothaufen zu ignorieren, als sie die zwei Stufen hinaufstiegen und den zurückgelagerten Hauseingang betraten. Es stank nach Urin und Unrat. Schweigend studierten sie die Klingelschilder. Jordans Wohnung befand sich im zweiten Stockwerk. Die Haustür stand offen, weil jemand einen abgewetzten Stiefel dazwischengestellt hatte.
Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Glasscherben regneten auf die Straße herab. Sofort hatte Storm ihre Springfield gezückt, und auch Manning hielt eine Waffe in der Hand. Er lief auf die Straße und spähte nach oben.
„Es gab eine Explosion in der zweiten Etage“, rief er.
„Dort wohnt Jordan.“
Sie stürmte vorwärts, stieß die Haustür auf und sprintete nach oben. Es roch verbrannt. Rauch breitete sich im Treppenhaus aus. Sie konnte Feuer knistern hören. Als sie im zweiten Stock ankam, schlugen Flammen aus einer Wohnung. Die Tür stand weit offen. Das Namensschild fehlte, aber Storm ahnte, dass es Neville Jordans Wohnung war. Sie hörte, wie Manning die Feuerwehr alarmierte und dann das PD anrief. Die Kollegen von der Spurensicherung und vom Labor würden sich freuen. Zurzeit erstickten sie in Arbeit. Nachbarn kamen aufgeschreckt aus ihren Appartements.
„Es ist unmöglich, da jetzt reinzugehen.“ Storm spürte die Hitze des Feuers auf ihrem Gesicht. Hatte der Verdächtige seine Wohnung selbst in Brand gesteckt, um Beweise zu
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