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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sie auf einen Stapel Akten.
    „Um mir zu zeigen, dass er alle, die mir lieb und teuer sind, umbringen könnte.“ Sie errötete und fügte rasch hinzu: „Nicht, dass Gil mir noch etwas bedeutet hätte. Ehrlich nicht. Er hat mich verletzt. Ich bin darüber hinweg, aber vergessen kann ich es nicht.“ In ihrer Erinnerung hörte sie die Stimme ihrer Großmutter, die ihr eingetrichtert hatte, dass man über Tote nicht schlecht redete. Schon passiert, dachte Storm. Sorry, Grandma.
    Der Killer hatte zum ersten Mal eine Person ermordet, die Storm kannte. Die ihr sogar einmal sehr nahegestanden hatte. Das war das wirklich Schockierende. Noch nie war ein naher Bekannter einem Mord zum Opfer gefallen. Sie war durcheinander und schon gar nicht mehr in der Lage, das Verbrechen mit Distanz zu betrachten. Objektiv? Wie ein Fall von vielen? Und außerdem fühlte sie sich schuldig.
    „Wenn der Killer gut informiert gewesen wäre, hätte er sich nicht Gil ausgesucht, sondern jemanden, der heutzutage noch Teil deines Lebens ist.“
    „Sein Tod“, Storm stockte, weil sie einen Stich im Herzen fühlte, „könnte nur als Warnschuss gemeint sein, um seine Forderung zu untermauern und klarzumachen, dass er ernst zu nehmen ist und es kein Scherz war, dass ich als sein vermeintlich letztes Opfer zu ihm kommen soll.“
    „Es gibt keine Verbindung zwischen Jordan und Pinewood“, gab Malcolm zu bedenken.
    „Außer mir.“ Sie lächelte gequält. „Aber der Mord passt nicht wirklich in sein Profil. Der Wachsmörder hat es auf Frauen abgesehen. Weshalb hat er jetzt einen Mann umgebracht?“
    Er stand auf, kam zu ihr und setzte sich auf die Schreibtischkante. „Lobster hat nichts davon gesagt, dass Pinewood gefoltert und vergewaltigt wurde, oder?“
    Storm schüttelte den Kopf. „Wird der Killer größenwahnsinnig? Ist ihm langweilig? Will er mir zusetzen? Verdammt, was soll dieser Schachzug?“
    „Du glaubst also, dass es Kalkül war.“
    „Ja, der Wachsmörder ist überdurchschnittlich intelligent. Diesen Punkt des Profils, das wir erstellt haben, kann ich durch das Telefonat mit ihm und die Begegnung im Garten bestätigen. Er tötet nicht aus einer Laune heraus.“ Das Telefon klingelte, und sie hob ab. „Detective Storm Harper.“
    „Guten Tag. Mein Name ist Barkin“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie klang nasal, und Storm hätte nicht sagen können, ob sie von einer Frau oder einem Mann stammte. „Ich bin vom Online-Magazin S.K.D. – Serial Killer Diary – und möchte Ihnen ein paar Fragen –“
    „Woher haben Sie meine Nummer?“, schrie Storm in den Hörer hinein. „Woher, verflucht?
    Unbeirrt fuhr Barkin fort: „Es dauert auch nicht lange. Versprochen. Denken Sie, der Wachsmörder ist ein charismatischer Mann? Mir liegen Informationen vor, wonach Sie ihn als ‚organisierten Täter‘ eingestuft haben. Ist das korrekt? Glauben Sie, er will Sie als Opfer, weil Sie attraktiv sind oder um den Bonuslevel zu knacken – als zusätzliche Herausforderung, wie bei einem Computerspiel? Einen Cop zu foltern ist gewiss aufregender als –“
    Wütend legte Storm auf und drückte auf die Sprechtaste, damit die Leitung blockiert war. „Ein Pressefuzzi von einem Internetportal.“ Spontan kam ihr der Gedanke, dass Manning ihre Durchwahl und die Informationen, die Barkin erwähnte, herausgegeben haben konnte. Als Racheakt sozusagen. Es sei denn, er war selbst der Wachsmörder und wollte sichergehen, weiter in den Medien vertreten zu sein. Die Berichterstattung war Balsam für sein Ego.
    „Du bist überall. Im Fernsehen, im Web, im Hörfunk, in den Tageszeitungen und sogar in den Klatschblättern.“
    Sie stöhnte. „In der Regenbogenpresse, ich? Ich will gar nicht wissen, was sie über mich schreiben. Neunzig Prozent wird sowieso erfunden sein.“
    „Ist auch besser so“, sagte Malcolm und machte sie damit neugierig, doch bevor sie nachhaken konnte, kehrte er zu ihrer Debatte zurück. „Falls der Killer Pinewood tatsächlich getötet hat, mache ich mir ernsthafte Sorgen. Auch um dich, Storm. Das wäre ein Anzeichen dafür, dass er labil wird – und damit unberechenbar.“
    „Also gefährlicher“, warf sie zustimmend ein.
    Väterlich legte er seine Hand auf ihre Schulter. „Er könnte die Beherrschung verlieren und nicht mehr auf deine Entscheidung warten wollen.“
    „Ich habe mich schon längst entschieden.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Er kann mich mal.“
    Malcolm lächelte. „So war das

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