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Opfere dich

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Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Eintrag in seiner Personalakte gibt. Vor zwanzig Monaten hat er eine Kollegin sexuell belästigt. Sie erstattete keine Anzeige. Das Ganze wurde intern geregelt.“ Er machte eine wegwerfende Geste. „Jedenfalls befindet sich Manning in einer Art Bewährungsphase und hat seine zweite Chance gehörig vergeigt.“
    Storm schnappte nach Luft. Damit hatte sie keinesfalls gerechnet. „Ich bin nicht die Erste?“, fragte sie, und ihre Gedanken glitten zum Wachsmörder. Auch in seinem Leben musste ungefähr zur gleichen Zeit etwas passiert sein, das ihn dazu veranlasst hatte, mit dem Morden zu beginnen. Höchstwahrscheinlich wurde er ebenfalls von Frauen zurückgewiesen oder war zumindest unfähig, eine Beziehung zu führen.
    Commissioner Lombard stieß sich von der Fensterbank ab. Er schlenderte zu seinem Schreibtisch und ließ sich in seinen Bürosessel fallen. „Special Agent Manning war gestern früh auf dem Revier, um Sie zur Rede zu stellen.“
    „Er war hier?“ Überrascht sprang sie auf. „Wieso habe ich nichts davon erfahren?“
    „Weil ich es so wollte“, antwortete Lobster und lehnte sich zurück. „Die Ermittlungen erfordern Ihre ganze Aufmerksamkeit. Zwei Officer haben ihn rausgeworfen, und ich habe ihm klargemacht, dass er nach D.C. abrauschen soll. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er tatsächlich Fort Twistdale verlassen hat. Noch hat er sich in Washington nicht gemeldet. Vielleicht ist er bei seinem Bruder in Grand Rapids untergetaucht. Wie auch immer, seien Sie wachsam.“
    Landon Manning stammte aus Grand Rapids, das hatte sie fast vergessen. Gedankenversunken ging sie auf und ab. Es gab einige Parallelen zwischen ihm und dem Wachsmörder. Probleme mit Frauen. Enttäuschungen und Zurückweisungen. Hinzu kamen berufliche Niederlagen. Serientäter suchten oft inkognito den Kontakt zur Presse – und zu den Mitgliedern der Soko. Bisher hatte sie Manning nur als Arschloch gesehen, aber plötzlich sah sie ihn durchaus als Verdächtigen.
    Der Täter war ein Spieler. Vielleicht wollte er sie dazu bringen, sich in seine – Mannings – Arme zu flüchten, indem er ihr als Killer Angst einjagte. Dann hätte er sein Ziel erreicht: Sie wäre freiwillig zu ihm gekommen. Die Abfuhr seiner FBI-Kollegin vor fast zwei Jahren und das interne Verfahren gegen ihn konnten der Auslöser für die Morde gewesen sein. Zudem stammte Manning aus der Nachbarstadt.
    „Machen Sie sich keinen Kopf, Harper“, sagte Lombard. Dann grinste er. „Sie haben ja rund um die Uhr Personenschutz.“
    Sie blieb stehen. Ihr Blick fiel auf die Fotos, die auf Lobsters Schreibtisch standen. Es waren drei, in hölzernen Bilderrahmen. Die Bilder zeigten seine beiden Kinder, Suzi und Jack. Aber nicht seine Ehefrau. Wo war das Foto hin, das ihn mit seiner Frau und seinen Kindern am Lake Superior zeigte? Alle vier hatten einen Riesenfisch hochgehalten, den sie gemeinsam während eines Campingurlaubs auf der Upper Peninsula gefangen hatten. Lombard war stolz darauf gewesen, auf seine Familie und den Fisch. Storm prüfte, ob er einen Ehering trug. Nein, nicht mehr.
    Er rieb die Handflächen aneinander und holte sie damit aus ihren Gedanken. „Das FBI wird einen neuen Berater schicken, aber erst in ein paar Tagen. Ich habe ihnen gesagt, wir müssen kurz durchatmen und das mit Manning verdauen. Sollten wir in einem Monat immer noch nicht weiter sein, fordere ich ein komplettes Team an“, kündigte er an. „Aber bis dahin haben wir Zeit. Nutzen Sie diese Chance.“
    Sie entschied, die These, dass Manning und der Killer ein und dieselbe Person sein könnten, die alle zum Narren hielt, erst einmal mit Malcolm zu besprechen. Vielleicht wurde sie auch nur langsam paranoid.
    „Da wäre noch etwas.“ Der Commissioner wurde wieder ernst. Er rückte seinen Stuhl nah an seinen Schreibtisch heran. Die Rollen mussten defekt sein, denn sie drehten sich nicht, sondern schabten über den braunen Linoleumboden. Lombard legte beide Unterarme auf den Tisch und schlang seine Finger ineinander. „Setzen Sie sich.“
    Hatte sie sich eben kurz entspannt, weil das erwartete Donnerwetter ausgeblieben war, so kehrte nun ihre Nervosität zurück. Sie nahm wieder Platz.
    Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durchs Gesicht. „Es gibt da etwas, das ich Ihnen mitteilen möchte, bevor ich es in der offiziellen Besprechung um zwölf Uhr bekanntgebe.“
    „Es hat mit mir zu tun“, vermutete Storm und knabberte an der Innenseite ihrer Wange.
    Er nickte. „Es wäre nicht

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