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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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nicht gemeint.“
    „Ich weiß.“
    Sie kehrten an ihre Arbeit zurück. Storm schaute ihre E-Mails durch und wunderte sich, woher so viele Journalisten ihre E-Mail-Adresse kannten. Wahrscheinlich hatten die Presseleute sie von der Adresse der Pressesprecherin abgeleitet, die auf der Homepage des Fort Twistdale Police Departments stand. Die Adressen waren immer gleich aufgebaut. Wenn man Vor-und Nachname eines Mitarbeiters kannte, konnte man seine E-Mail-Adresse leicht konstruieren.
    Storm klickte alle ungelesen weg und schaute in ihren Spam-Filter. Ab und zu landeten dort wichtige Nachrichten, die sie von extern versucht hatten zu erreichen. Auch ihre wenigen Freunde schrieben ihr manchmal an ihre berufliche Adresse, weil sie dort eher zu erreichen war als über ihren privaten Account.
    Auch im Spam-Filter befanden sich unzählige Presseanfragen. Der Betreff einer Mail jedoch ließ sie stutzig werden: „Soll ich deinen Ex für dich töten?“ Das waren haargenau die Worte des Wachsmörders gewesen, am Lake Michigan, die Worte, die seit dem Gespräch mit Lombard unaufhörlich in ihr widerhallten und sie fast um den Verstand brachten. Wie eine nervtötende Endlosschleife, die nicht abzustellen war. Der Absender lautete: [email protected].
    Sie klickte die E-Mail an und hielt die Luft an. Dann wedelte sie wild mit den Händen, um Malcolms Aufmerksamkeit zu erlangen. „Hör dir das mal an“, sagte sie aufgewühlt, nannte ihm den Betreff und den Absender und las laut vor: „Wie ich sehe, hast du mein Geschenk erhalten. Damit du siehst, dass ich es ernst meine. Und wie viel du mir wert bist. Ich kann dich von allem Übel befreien. Im Tod liegt die Erlösung. – Dann eine Leerzeile und weiter – Zu viel Blut. Zu viel Leid. Zu viele Tote. Das gefällt dir doch gar nicht. Nur du kannst mich stoppen.“ Sie schaute auf: „Er hat eine Strichzeichnung als Signatur daruntergesetzt, sieht aus wie ein sitzender Hund. Meinst du, die Mail ist echt?“
    „Ein Bekennerschreiben? Hhm“, machte er. „Könnte gut sein. Aber es könnte sich genauso gut um eine gefälschte Mail handeln von jemandem, der sich einen Spaß erlaubt.“
    „Es passt alles.“ Als sie den Hörer nahm und die Kurzwahltaste drückte, bemerkte sie, dass ihre Hand leicht zitterte. Sie war anscheinend doch nicht so cool, wie sie selbst von sich annahm.
    Bobby musste gerade etwas gegessen haben, denn sie hörte ihn schlucken, bevor er sich meldete. „Officer Patterson.“
    „Storm hier. Ich leite dir gleich eine E-Mail weiter, und ich möchte dich bitten, umgehend herauszufinden, wem der Account Jackal gehört.“
    „Ich werde mich sofort daranmachen.“
    Patterson war ein Pitbull. Und ein Überredungskünstler. Keine dreißig Minuten später stand er in ihrem Büro und hatte die gewünschte Information für sie. Ohne ein einziges Mal Luft zu holen, berichtete er: „Eigentlich hätten wir dafür einen Gerichtsbeschluss gebraucht, aber ich habe den Inhaber der Plattform michiganmailing.com dazu überreden können, doch mal kurz nachzuschauen, welche Adresse der Kunde mit dem nickname Jackal eingetragen hatte, und als er sah, dass dort Police Department, 56141 Michigan stand, hat er sie mir freiwillig mitgeteilt, denn als real name gab der Kunde ,Der Schakal‘ an.“ Er rang nach Atem. Der Absender war also von vorne bis hinten erlogen.
    „Wir müssen feststellen lassen, ob jemand die Mail von einem unserer Computer aus geschickt hat“, murrte Malcolm. „Der Schakal? Bezieht er sich damit auf den Roman von Frederick Forsyth?“
    „Ich kenne nur den Film mit Bruce Willis.“ Storm zuckte mit den Achseln.
    „Der Roman wurde zweimal verfilmt“, erklärte er. „1973 und 1997. Es geht um ein Attentat auf den Präsidenten. Das hat nur leider so gar nichts mit dem Wachsmörder zu tun.“
    „Der Killer hat vermutlich einfach nur meine DVD-Sammlung entdeckt, die im Fernsehschrank verborgen steht.“ Es wurmte sie, dass der Killer sie ausspioniert hatte. Wie eines seiner Opfer. Er war in ihre Intimsphäre eingedrungen. „Danke, Bobby. Wäre auch zu schön gewesen, wenn die Info uns weitergeholfen hätte.“
    „Der Inhaber hat sich tausendmal entschuldigt. Seine Firma macht nur sporadische Prüfungen, Stichproben eben, weil es ansonsten ihre Kapazitäten sprengen würde“, erklärte der Officer und räusperte sich gespielt. „Da rutscht der ein oder andere schon mal durch das Netz. Die Accounts sind kostenlos, die Site finanziert sich durch

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