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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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dir und Lucille?“, fragte sie geradeheraus.
    Das Seitenfenster war beschlagen. Malcolm zog seinen Ärmel über den Handballen und wischte über die Scheibe. „Alles in Ordnung.“
    „Du hast doch wohl nicht –“
    „Nein“, fiel er ihr ins Wort. Er kurbelte das Fenster ein wenig herunter, so dass ihm durch einen Spalt frische Luft ins Gesicht wehte. „Ich habe rechtzeitig die Reißleine gezogen.“
    „Gut.“ Mehr sagte Storm nicht dazu. Malcolm wusste selbst, dass es falsch war, Lissy zu betrügen. Aber Storm ahnte auch, dass die Geschichte zwischen den beiden damit noch nicht zu Ende war.
    Das Wigwam Motel lag am Stadtrand, in der Nähe des Highways. Sie brauchten keine zwanzig Minuten, bis sie auf dem kleinen Parkplatz ankamen. Storm stellte den Wagen vor dem Haupthaus ab. Ein kitschiges Schild hing in der gläsernen Eingangstür: Bunt blinkende Buchstaben, geformt aus separaten Neonröhren, die mit Draht verbunden waren und das Wort „Rezeption“ ergeben hätten, wären nicht das z und das o ausgefallen.
    Storm ging voran, gefolgt von Malcolm. Durch die Glastür spähte sie in den Vorraum. Der Mann hinter dem Counter strich gedankenversunken über seinen Charles-Bronson-Bart. Doch der Oberlippenbart war auch schon alles, was er mit dem Schauspieler gemein hatte. Er war an die zwei Meter groß. Pullover und Bluejeans schlabberten um seine hagere Statur herum. Als Storm und Malcolm eintraten, sah er aus müden Bernhardineraugen auf, grüßte sie aber nicht einmal. Ein Fernseher lief im Hintergrund.
    Storm und Malcolm zeigten artig ihre Polizeimarken. „Lawrence und –“
    „Harper vom PD“, führte der Mann ihren Satz zu Ende. „Wer kennt Sie nicht? Ich führe diese Absteige. Brody Kox junior.“
    „Wieso heißt Ihr Motel Wigwam?“, fragte Storm und betrachtete die Einrichtung kritisch. Nirgends sah sie Traumfänger, Mandalas, Medizinräder oder Stammessymbole der amerikanischen Ureinwohner. In der Ecke stand nur eine künstliche Yuccapalme, auf deren Blättern sich der Staub sammelte, und daneben ein einfacher Holzschemel. Eine Ameisenstraße führte unter dem Schemel hindurch und verschwand in einem Loch in der Wand. Nicht gerade einladend. „Sie sehen nicht so aus, als wären Sie indianischer Abstammung.“
    Er belächelte sie. „Nicht Wigwam, wie Tipi, sondern wie Wireless Gigabit With Advanced Multimedia Support.“
    „Wie bitte?” Storm hob eine Augenbraue. Sie hasste es, vorgeführt zu werden.
    „Das ist ein Forschungsprojekt“, klärte er sie auf. Er schlang die Finger ineinander und legte seine Hände auf die Theke. „Einige Firmen haben sich zusammengeschlossen, um die Datenübertragungsrate im Internet zu erhöhen. Das Ziel ist, große Datenmengen viel schneller herunterladen zu können, als es momentan noch der Fall ist. Der Name promotet mein Internetcafé.“
    Storm konnte es sich nicht verkneifen zu sticheln. „Das wissen wohl nur die Hardcore-Insider.“ Und niemand erwartet in solch einem Schuppen ein Web-Café , Mister Neunmalklug, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie schaute sich suchend um. „Wo ist es überhaupt?“
    Stumm deutete er auf eine Tür, die von einem verschlissenen roten Vorhang verdeckt wurde.
    Storm schob ihn beiseite und lugte in einen winzigen Raum, in dem nur ein Computertisch und ein grasgrüner Sitzsack Platz fanden. Dadurch, dass das Fenster mit dunkler Sonnenschutzfolie beklebt war, war es an Regentagen wie diesem in dem Zimmer recht dunkel. „Das ist alles?“
    „Ich habe nur einen einzigen Rechner, aber was für einen. Er ist mit den besten Komponenten, die es zurzeit auf dem Markt gibt, ausgestattet. Er hat einen Quad, eine Solid State Festplatte, eine Hundert-Mbit-Glasfaseranbindung und ein super Mbit-Up- und Downstream“, erklärte Kox altklug. Offensichtlich sah er in zwei leere Gesichter, denn er übersetzte: „Einen Prozessor mit vier Kernen, eine Festplatte aus Flashspeichern und die schnellste Internetverbindung, die überhaupt auf dem Markt zu kriegen ist.“ Er lächelte selbstzufrieden. „Ich biete auch Softdrinks und Heißgetränke an. Aber deshalb sind Sie doch nicht hier, oder?“
    Sie ließ den Vorhang wieder los. „Führen Sie eine Liste, wer wann Ihren PC benutzt?“
    „Natürlich, falls ein Idiot einen Crash verursacht oder die Cops vor mir stehen, weil irgend so ein Perverser Kinderpornoseiten aufgerufen hat.“ Seine Miene verriet keinerlei Gefühlsregung.
    „Deshalb sind wir nicht hier.“ Malcolm lehnte sich über den

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