Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
–Dunkelblau.
»Hauptkommissarin Hesgart, Hauptkommissar Horndeich?«
Horndeich nickte.
»Senior Friedhelm Burg, sehr angenehm.« Er reichte Margot die Hand, dann Horndeich.
Wie kann ein so junges Bürschchen ein Senior sein?, fragte sich Horndeich.
»Wenn ich Sie auf dem Haus der Ludovica willkommen heißen darf.« Er trat zur Seite und machte den Weg für Margot und Horndeich frei.
Im Flur, der von der Tür abging, stand noch ein weiterer junger Mann, der ein wenig bedröppelt aussah. Er trat nach vorn, direkt auf Margot zu. »Mein Name ist Andreas Ruprecht, Fuchsmajor. Ich möchte mich aufrichtig für mein ungebührliches Verhalten Ihnen gegenüber gestern am Telefon entschuldigen«, sagte der junge Mann und reichte Margot die Hand.
Horndeich sah, dass sie sich nur mühsam ein Lächeln verkneifen konnte.
»Schon okay«, sagte sie. Horndeich entging aber auch nicht, dass ihr die förmliche Entschuldigung ein klein wenig imponierte.
»Wenn Sie uns bitte folgen möchten«, übernahm nun wieder der Senior die Führung. Er geleitete sie in einen Raum im Erdgeschoss. Auf Horndeich wirkte dieser wie ein Besprechungsraum aus dem vorvergangenen Jahrhundert. Der Tisch war aus schwerer Eiche, darum gruppiert acht Stühle, aus nicht minder schwerem Holz geschnitzt.
»Wenn ich Sie bitten darf, Platz zu nehmen«, sagte Senior Burg.
Margot und Horndeich setzten sich. Irgendwie wirkte diese Förmlichkeit auf Horndeich doch etwas befremdlich.
»Wir möchten uns nochmals dafür entschuldigen, dass wir Ihnen, Frau Hauptkommissarin Hesgart, gestern am Telefon nicht den gebotenen Respekt zukommen ließen. Es war uns in dem Moment nicht möglich, auszuschließen, dass sich jemand einen Scherz auf unsere Kosten erlaubt hat. Zumal Ihr Kollege Hauptkommissar Horndeich unmittelbar zuvor bei uns angerufen hatte.«
»Alles in Ordnung. Vielleicht können Sie uns einfach heute weiterhelfen.«
»Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, Ihnen behilflich zu sein.«
Nun, diese etwas gestelzte Sprache war nicht die, die Horndeich in Befragungen gewohnt war. Doch musste er eingestehen, dass der junge Mann sich zu benehmen wusste. Das war eine andere Sprache als die derer, denen der Begriff »Scheißbulle« für seinen Geschmack immer etwas zu schnell über die Lippen kam.
»Darf ich Ihnen Kaffee oder einen Tee anbieten?«
Noch bevor Horndeich überhaupt nachdenken konnte, sagte Margot schon: »Einen Kaffee, das wäre wunderbar. Keine Milch, aber zwei Löffel Zucker.«
Horndeich hatte bereits im Präsidium Kaffee getrunken, daher winkte er ab.
Der Senior wies Fuchsmajor Ruprecht an, sich um den Kaffee zu kümmern.
»Bitte – was ist ein Senior, und was ist ein Fuchsmajor? Sie beherbergen doch nicht etwa Pelzträger der Gattung Vulpes aus der Familie der Candidae, oder?« Horndeich genoss die Verwirrung im Blick seines Gegenübers.
»Wie bitte?«
»Füchse. Sie meinen damit nicht, dass Sie hier in Ihrem Haus Raubtierfüchse halten?«
»Nein, nein. Füchse – das sind die neuen Mitglieder unserer Verbindung, die sich sozusagen noch in der Probezeit befinden. Und der Fuchsmajor ist mein Stellvertreter und gleichzeitig der Mann, der die Neuen unterrichtet. Ich als Senior bin der Sprecher der Aktivitas der Ludovica.«
»Unterrichtet? Ich dachte, das passiert an der Uni?«
»Fachlich, sicher. Aber was das Wissen über die Ludovica und die Geschichte der Burschenschaften angeht, da müssen wir schon selbst die Verantwortung für die Bildung übernehmen.«
»Sie sind also die Chefs von dem Ganzen hier?«
»Wir sind zwei der vier gewählten Chargierten der Aktivitas der Ludovica, ja.«
Horndeich war sich nicht sicher, ob er jetzt alles verstanden hatte, aber er beschloss, weitere Nachfragen auf später zu verschieben. »Herr Burg, Sie haben sicher mitbekommen, dass vergangenen Mittwoch die Leiche von Emil Sacher aufgefunden wurde.«
»Ja. Natürlich.«
»Und Richard Wölzer, er war auch Mitglied bei Ihnen?«
»Ja. Richard war auch ein Bundesbruder.«
»Im Zusammenhang mit unseren Recherchen ist auch der Name Till Hansen aufgetaucht. Er ist kein Mitglied?«
»Nein. Er ist kein Bundesbruder. Aber er war eines.«
»Wie ist das zu verstehen? Ihr Kollege …«
»… Bundesbruder …«
»… meinetwegen auch das, also, Ihr Bundesbruder Ruprecht, er sagte gestern nur, dass Hansen kein Mitglied ist.«
»Ja. Er hat nur auf die Liste der aktuellen Bundesbrüder geschaut. Ich habe gestern Abend noch mit meinem Bundesbruder
Weitere Kostenlose Bücher