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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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der Nähe betrachten zu lassen. Sie setzte ihm die Vergrößerungsbrille auf und stellte sie für ihn ein. Dann nahm sie das Metallstück mit einer Pinzette und hielt es ihm dicht vor die Augen.
    »Ah, es ist brüniert«, sagte er. »Ein Verfahren für eisenhaltige
Oberflächen, zum Beispiel auch bei Handfeuerwaffen. Man verwendet dazu Natriumhydroxid und Nitrit. Um Korrosion vorzubeugen. Die Schicht ist weitgehend biegefest. Das hier dürfte irgendeine Feder sein. Mel, wie gut ist eure Datenbank für mechanische Teile?«
    »Sie wird nicht mehr so häufig aktualisiert wie zu deiner Zeit, aber sie macht schon was her.«
    Rhyme ging selbst online und tippte mühevoll sein Passwort ein. Er hätte die Spracherkennung benutzen können, aber Zeichen wie @ % $ * — die vom Department eingeführt worden waren, um die Sicherheit zu erhöhen — ließen sich auf diese Weise schwerlich wiedergeben.
    Es öffnete sich der Eingangsbildschirm der forensischen Datenbanken des NYPD. Rhyme wählte die Kategorie Diverse Metalle — Federn .
    Nachdem er zehn Minuten lang durch Hunderte von Mustern gescrollt war, verkündete er: »Das müsste eine Haarfeder sein, würde ich sagen.«
    »Und was heißt das?«, fragte Cooper.
    »Ich fürchte, es ist keine gute Neuigkeit«, erwiderte Rhyme und verzog das Gesicht. »Falls das Ding zu Galt gehört, könnte es bedeuten, dass er seine Vorgehensweise ändert.«
    »Inwiefern?«, fragte Sachs.
    »Diese Federn werden in Zeitschaltuhren benutzt… Ich wette, er hat Angst, dass wir ihn immer mehr einkreisen. Also wird er den nächsten Anschlag womöglich nicht mehr von Hand auslösen, sondern durch einen Timer, ohne selbst auch nur in der Nähe zu sein.«
    Rhyme ließ Sachs die Feder gesondert eintüten und mit einer eigenen Registrierkarte versehen.
    »Er ist schlau«, stellte Cooper fest. »Aber er wird einen Fehler machen. Das machen sie immer.«
    Das machen sie oft , korrigierte Rhyme ihn im Stillen.

    »Auf einem der Schalter gibt es einen recht guten Fingerabdruck«, sagte der Techniker dann.
    Rhyme hoffte, der Abdruck würde von einer anderen Person stammen, aber nein, es war bloß einer von Galt – da sie seinen Namen kannten, brauchte er sich nicht länger darum zu kümmern, seine Identität zu verheimlichen.
    Das Telefon klingelte. Die angezeigte Landesvorwahl überraschte Rhyme. Er hob sofort ab.
    »Commander Luna.«
    »Captain Rhyme, es gibt vielleicht etwas Neues zu vermelden.«
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Vor einer Stunde wurde in einem Flügel des Gebäudes, das Mr. Uhrmacher beobachtet hat, ein falscher Feueralarm ausgelöst. In der betreffenden Etage befinden sich die Geschäftsräume einer Firma, die in ganz Lateinamerika Hypothekendarlehen vermittelt. Der Eigentümer ist eine schillernde Figur. Die Behörden haben sich schon öfter für ihn interessiert. Das hat mich misstrauisch gemacht, und ich habe mir den Mann genauer angesehen. Er hat in der Vergangenheit bereits mehrere Morddrohungen erhalten.«
    »Von wem?«
    »Von Kunden, deren Abschlüsse sich als weniger lukrativ erwiesen haben als gedacht. Er hat seine Finger auch noch in anderen Geschäften, über die ich jedoch auf Anhieb kaum etwas herausfinden konnte. Und das kann nur eines bedeuten: Er ist ein Betrüger, und als solcher verfügt er bestimmt über geschultes Sicherheitspersonal.«
    »Demnach wäre er genau die Art von Zielperson, für die jemand einen Killer wie den Uhrmacher anheuern würde.«
    »Richtig.«
    »Ich würde aber auch in Erwägung ziehen, dass das eigentliche Ziel sich am gegenüberliegenden Ende des Gebäudes befinden könnte«, wandte Rhyme ein.

    »Sie meinen, der Feueralarm war eine Finte?«
    »Durchaus möglich.«
    »Ich lasse Arturos Männer auch das überprüfen. Er hat seine besten — und unsichtbarsten — Überwachungsspezialisten auf den Fall angesetzt.«
    »Haben Sie noch irgendetwas über den Inhalt des Pakets herausgefunden, das Logan erhalten hat? Über den Buchstaben I und die leeren Stellen? Oder über die Platine, das Büchlein oder die Zahlen?«
    »Wir können nur spekulieren. Und das halte ich — wie Sie vermutlich auch, Captain — für reine Zeitverschwendung.«
    »Stimmt, Commander.«
    Rhyme dankte ihm erneut, und sie beendeten das Gespräch. Es war zweiundzwanzig Uhr. Der Anschlag auf das Umspannwerk lag fünfunddreißig Stunden zurück. Rhyme war hin- und hergerissen. Einerseits wusste er, wie dringend sie Ergebnisse erzielen mussten und dass der Fall viel zu schleppend

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