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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Terrorist sich etwa hier herum? An der Lower East Side?
    Tja, wieso nicht?
    Falls er es auf unschuldige Opfer abgesehen hatte, war diese Gegend so gut wie jede andere.
    »Hör mal«, wandte R. C. sich an den Obdachlosen. »Verzieh dich von hier.«

    »Ich will einen Drink.«
    »Tja, du kriegst aber keinen.« R. C. sah wieder nach draußen. Da waren tatsächlich irgendwelche Kabel oder Drähte oder sonst irgendein Scheiß. Was ging da vor sich? Hatte jemand es etwa auf ihren Laden abgesehen? R. C. dachte an all das Metall hier. Die Fußstütze entlang des Tresens, die Waschbecken, die Türknäufe, die Kasse. Zum Teufel, sogar das Urinal war aus Metall. Falls du pinkeln musstest – würde der Strom durch den Strahl in deinen Schwanz einschlagen?
    »Ihr versteht nicht, ihr versteht nicht!«, jammerte der Penner und wurde immer seltsamer. »Da draußen ist es nicht sicher. Seht doch selbst. Es ist nicht sicher. Dieser Arsch mit den Kabeln … ich bleib hier drinnen, bis es wieder sicher ist.«
    R. C., der Barmann, Janie, die Pool-Spieler und die Paketdienstleute starrten inzwischen alle aus dem Fenster. Niemand spielte mehr. R. C.s Interesse an Janie war wieder zusammengeschrumpft.
    »Echt nicht sicher, Mann. Gib mir einen Wodka-Cola.«
    »Raus. Ich sag’s nicht noch mal.«
    »Glaubst du, ich kann nicht bezahlen? Hier ist doch mein Geld. Oder wie nennst du das?«
    Die Dunstwolke des Mannes hatte sich im gesamten Laden ausgebreitet. Es war ekelerregend.
    Manchmal verbrennt deine Birne …
    »Der Kabelmann, der Kabelmann …«
    »Verpiss dich endlich. Jemand wird noch deinen beschissenen Einkaufswagen klauen.«
    »Ich geh da nicht raus. Du kannst mich nicht zwingen. Ich lass mich nicht grillen.«
    »Raus.«
    »Nein!« Das widerliche Arschloch hieb mit der Faust auf den Tresen. »Ihr dient mir … ihr bedient mich nicht, weil ich schwarz bin.«

    R. C. sah draußen etwas aufblitzen. Er hielt den Atem an… und entspannte sich wieder. Das war bloß die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos gewesen. Der Schreck ließ ihn nur noch wütender werden. »Wir bedienen dich nicht, weil du stinkst und ein Drecksack bist. Raus.«
    Der Mann hatte all seine feuchten Scheine und klebrigen Münzen vor sich aufgehäuft. Das mussten etwa zwanzig Dollar sein. » Du bist der Drecksack«, murmelte er. »Du wirfst mich raus, und ich geh auf die Straße und werd geröstet.«
    »Nimm einfach dein Geld und verschwinde.« Stipp zeigte ihm den Baseballschläger.
    Der Mann blieb unbeeindruckt. »Wenn ihr mich rauswerft, werd ich allen erzählen, was hier abläuft. Das weiß ich nämlich, oder glaubt ihr etwa nicht? Ich hab gesehen, wie du Miss Titty da drüben angestarrt hast. Und schäm dich, dabei trägst du einen Ehering. Was wird wohl Mrs. Drecksack dazu sagen?«
    R. C. packte den Kerl mit beiden Händen an der scheußlichen Jacke.
    Der Schwarze zuckte verängstigt zusammen. »Nicht schlagen !«, rief er. »Ich bin ein, du weißt schon, ein Cop! Vom FBI!«
    »Dass ich nicht lache.« R. C. beugte sich nach hinten, um ihm einen Kopfstoß zu verpassen.
    Doch einen Sekundenbruchteil später hatte er einen FBI-Dienstausweis vor der Nase und daneben die Mündung einer Glock.
    »O Scheiße«, murmelte R. C.
    Einer der beiden Weißen, die unmittelbar vor dem Kerl hereingekommen waren, sagte: »Alles klar, Fred. Wir können bezeugen, dass er dich körperlich angreifen wollte, nachdem du dich als Bundesagent zu erkennen gegeben hattest. Können wir jetzt zurück an die Arbeit?«
    »Danke, Jungs. Vor hier an komme ich allein klar.«

… Sechsundsechzig
    Fred Dellray nahm in der hinteren Ecke der Billardhalle auf einem wackligen Stuhl Platz. Die Lehne wies nach vorn, und der junge Kerl saß ihm gegenüber. Mit der Lehne zwischen ihnen war es weniger einschüchternd, aber das ging in Ordnung, denn Dellray wollte nicht, dass R. C. vor lauter Angst keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Ein wenig Angst musste er allerdings haben.
    »Weißt du, was ich bin, R. C.?«
    Das Seufzen ließ den ganzen Körper des dürren Jungen erbeben. »Nein. Ich meine, ich weiß, dass Sie vom FBI sind und verdeckt ermitteln. Aber ich weiß nicht, was das mit mir zu tun hat.«
    Dellray setzte sofort nach. »Ich bin ein wandelnder Lügendetektor. Ich bin schon so lange in diesem Geschäft, dass ich eine Frau ansehe und sie sagen höre: ›Lass uns zu mir gehen und ’ne Nummer schieben‹, während ich gleichzeitig weiß, dass sie denkt: ›Bis wir da sind, ist er so

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