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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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seine Hand. Doch anscheinend war es zu keiner neuen Beeinträchtigung gekommen.
    »Na los, Sachs«, sagte er nur, wenngleich leise. »Wir haben zu tun.«

… Fünfundsechzig
    Die Billardhalle sah wie eine Crackhöhle aus, fand R. C.
    Er würde mit seinem Vater darüber reden.
    Der Dreißigjährige hielt mit bleichen Fingern seine Bierflasche umklammert und schaute den Pool-Partien zu. Schnorrte eine Zigarette und blies den Qualm in Richtung des Entlüftungsschachts. Dieses gesetzliche Rauchverbot war idiotisch. Sein Vater sagte, daran seien nur die Sozialisten in Washington schuld. Sie hatten kein Problem damit, Kinder zum Sterben an Orte zu schicken, deren Namen man nicht aussprechen konnte, aber, Scheiße, das Rauchen mussten sie natürlich verbieten.
    Wieder zurück zu den Pool-Tischen. Der schnelle Typ ganz hinten könnte ihnen Probleme machen – es ging um viel Geld –, aber Stipp hatte hinter dem Tresen einen Baseballschläger. Und den schwang er auch ganz gern.
    Er nahm die Fernbedienung. Verfluchte Mets.
    Dann schaltete er zu den Nachrichten über den Verrückten um, der am Strom herumfummelte. R. C.s Bruder war Handwerker und arbeitete oft an der Elektrik, aber stets mit gehörigem Respekt.
    Und nun wurden überall in der Stadt Leute gegrillt.
    »Hast du den Scheiß mitbekommen?«, fragte er Stipp.
    »Hä, welchen Scheiß?« Er schielte auf einem Auge. Na ja, er sah dich damit jedenfalls nicht direkt an, falls es das war, was Schielen bedeutete.
    »Diese Sache mit der Elektrizität. Irgendein Kerl hat ein ganzes
Hotel unter Strom gesetzt. Du packst den Türgriff an, und, zapp , bist du tot.«
    »Ach, den Scheiß.« Stipp hustete ein Lachen aus. »Wie auf ’m elektrischen Stuhl.«
    »Genau. Nur dass es eine Treppe sein könnte oder eine Pfütze oder diese Metallklappen im Bürgersteig. Für Lastenaufzüge, die in den Keller führen.«
    »Man tritt drauf und wird geröstet?«
    »Sieht so aus. Scheiße. Oder du drückst auf den Ampelknopf an einem Fußgängerüberweg. Peng, das war’s. Du bist hinüber. «
    »Wieso macht der das?«
    »Keine Ahnung … Wenn du auf einem elektrischen Stuhl sitzt, pisst du dir in die Hose, und deine Haare gehen in Flammen auf. Wusstest du das? Manchmal stirbst du daran , am Feuer. Deine Birne verbrennt.«
    »In den meisten Staaten gibt’s ja die Spritze.« Stipp runzelte die Stirn. »Aber wahrscheinlich pisst du dir trotzdem in die Hose.«
    R. C. musterte Janie in ihrer engen Bluse und versuchte sich zu erinnern, wann seine Frau vorbeikommen wollte, um das Haushaltsgeld abzuholen. Da ging die Tür auf, und ein paar Leute traten ein. Die ersten beiden trugen die Arbeitskleidung eines Paketdienstes. Vielleicht kamen sie von der Frühschicht. Das wäre gut, denn dann würden sie zum Feierabend wohl etwas Geld ausgeben wollen.
    Und gleich hinter ihnen folgte ein Obdachloser.
    Scheiße.
    Der Kerl war schwarz und trug dreckige Klamotten. Draußen stand sein Einkaufswagen voller Leergut. Er drehte sich um, starrte aus dem Fenster, kratzte sich am Bein. Und dann unter seiner schmierigen Baseballmütze.
    R. C. sah den Barmann an und schüttelte den Kopf.

    »He, Mister«, rief Stipp. »Kann ich dir helfen?«
    »Da ist was komisch«, murmelte der Mann und redete kurz mit sich selbst, bevor er lauter hinzufügte: »Ich hab was gesehen. Das hat mir gar nicht gefallen.« Dann stieß er ein überdrehtes Gelächter aus, das wiederum R. C. ziemlich komisch vorkam.
    »Tja, nun, verzieh dich wieder nach draußen, okay?«
    »Siehst du das?«, fragte der Penner, ohne jemanden anzusehen.
    »Komm schon, Kumpel.«
    Aber der Mann wankte zum Tresen und setzte sich. Grub ein paar feuchte Scheine und einen Haufen Kleingeld aus den Taschen. Zählte die Münzen sorgfältig.
    »Tut mir leid, Mann, aber ich glaube, du hattest schon genug. «
    »Ich hab nichts getrunken. Habt ihr den auch gesehen? Den Kerl mit dem Kabel?«
    Kabel?
    R. C. und Stipp sahen sich an.
    »In dieser Stadt passiert echt verrückter Scheiß.« Er richtete seinen wirren Blick auf R. C. »Der Wichser war gleich hier vorn. Bei dem, ihr wisst schon, Laternenpfahl. Er hat irgendwas gemacht. An den Kabeln herumgespielt. Habt ihr gehört, was da in den letzten Tagen abgelaufen ist? Die Leute, deren Ärsche gebraten wurden?«
    R. C. ging an dem Typ vorbei zum Fenster und hätte beinahe gekotzt, so sehr stank der Kerl. Dann schaute er nach draußen zu dem Laternenpfahl. War da ein Kabel angebracht? Er konnte es nicht erkennen. Trieb dieser

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